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Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Titel: Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
Autoren: Cornelia Funke
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sie besorgt.
    »Hier, Matilda.« Mit einem Lächeln hielt Julebukk ihr den Arm hin.
    »Oh, es ist dir nichts passiert!«, rief sie und ließ sich erleichtert darauf nieder. »So eine Freude! Aber …« Sie sah sich suchend um. »Wo ist dieser Widerling Waldemar?«
    »Schokolade!«, krähte Dotterbart.
    »Was?« Matilda kippte vor Überraschung fast von Julebukks Arm. »Wie habt ihr das denn angestellt?«
    »Oh.« Julebukk schob Sternschnuppe ein Stück zur Seite und schloss mit einem letzten Blick auf Wichteltod und seine Nussknacker die weiße Tür. »Das haben wir eigentlich nur einem zu verdanken.«
    »Wem?«
    »Unserm lieben Emmanuel.«
    Sprachlos sah Matilda Emmanuel an.
    »Ja, da staunst du, was?«, krähte Fliegenbart. »Er hat gewartet, bis Wichteltod mit euch draußen war, und dann – schwups – hat er die Tür aufgeschlossen und uns geholt.«
    »Euch und Sternschnuppe«, ergänzte Julebukk.
    »Ja, ja, den auch«, knurrte Dieselbart und nieste in seinen Bart. »Pfui, voll geleimter Sägespan, was war das kalt da draußen.«
    »Wisst ihr was?« Julebukk klatschte in die Hände. »Ich finde, wir haben etwas zu feiern! Matilda, hol deine besten Kekse, und du, Saftbart, bring uns ein Fässchen Koboldbrause aus der Werkstatt.«
    »Julebukk!« Ben wagte kaum, die Frage auszusprechen, aber er musste es einfach wissen. »Julebukk, musst du jetzt immer noch weg? Vor Heiligabend, mein ich?«
    Julebukk kratzte sich hinterm Ohr und guckte erst die Engel und dann seine Kobolde an.
    »Ich wüsste nicht, wieso«, sagte er. »Wüsstet ihr einen Grund?«
    »Lass die dummen Witze«, antwortete Matilda. »Natürlich bleiben wir hier.«
    Da war endlich auch Ben zum Feiern zumute.

Kein bisschen weihnachtlich
    Bens Vater bekam einen Gips und nagelte die Flugtickets vor Wut an die Wand. Das Einzige, was ihn kurz aus seiner düsteren Stimmung riss, war Bens Zwei im Mathetest und sein Versprechen, dass der nächste Test genauso gut sein würde. Bens Vater konnte natürlich nicht ahnen, dass er Bens Rechenfortschritte dem Weihnachtsmann und zwei folgenschweren Wetten zu verdanken hatte.
    Ben erzählte auch nichts von seinem Ritt auf Mikes Rücken, zweimal um den Schulhof herum, in der großen Pause. »Der Weihnachtsmann lebt!«, hatte Mike gerufen, nicht allzu laut, aber immerhin. Bens Vater hätte über so was nur den Kopf geschüttelt. Aber Ben hatte es einen Riesenspaß gemacht.
    Da die Stimmung zu Hause schlecht war, trieb er sich an den Nachmittagen vor Heiligabend mit Wutz und Charlotte herum – hauptsächlich natürlich wegen Wutz, aber ein bisschen auch wegen Charlotte. Sie bauten eine ganze Bande von Schneemännern, gingen zusammen rodeln und besorgten Weihnachtsgeschenke. Mit Charlotte machte sogar das Spaß.
    Willi, mit dem Ben sonst fast all seine Zeit verbrachte, war tödlich gekränkt, also nahmen sie ihn ein paarmal mit. Aber meistens schmollte er nur und warf Charlotte feindselige Blicke zu.
    Julebukk erteilte ihnen leider striktes Wohnwagenverbot für diese endlos langen letzten Tage.
    »Wir sehen uns Heiligabend«, sagte er, schob Ben und Charlotte freundlich, aber bestimmt nach draußen und hängte ein Schild an die Tür mit der Aufschrift »Auf keinen Fall stören«. Vor seinem Fenster hing plötzlich ein Vorhang mit Tannenzweigmuster, auf dem Wohnwagendach funkelten ein paar Nordpolglühwürmchen wie herabgefallene Sterne, und der Rauch, der aus Julebukks Schornstein stieg, glitzerte wie Silberpuder. Um den Wagen herum begann es zu duften – nach Lebkuchen und Spekulatius, so stark, dass Leute, die vorbeihasteten, stehen blieben und schnupperten.
    Ben saß abends stundenlang am Küchenfenster, guckte über die Straße und stellte sich vor, was hinter Julebukks erleuchtetem Fenster geschah.
    Bei ihnen zu Hause roch es nicht nach Weihnachten, sondern nach Putzmitteln. Seit seine Mutter wusste, dass es nicht in den Süden ging, putzte sie wie der Teufel. Ben lieh sich Charlottes Räuchermännchen. Er klaute Zweige von der Tanne der Nachbarn und verteilte sie überall in der Wohnung, aber viel half das nicht. Es roch immer noch wie in der Seifenabteilung von irgendeinem Kaufhaus.
    Erst am Dreiundzwanzigsten kaufte Bens Mutter einen Weihnachtsbaum. Ben wollte einen mit Topf, einen, den er nach Weihnachten in den Garten stellen konnte. Aber seine Mutter kam mit einer Blautanne zurück, die kleiner als Ben war, aussah wie ein Plastikbaum und genau in Oma Friedas Tannenbaumständer passte.
    Der vierundzwanzigste
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