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Alraunes Todeskuß

Alraunes Todeskuß

Titel: Alraunes Todeskuß
Autoren: Jason Dark
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schaffte, auf den Beinen zu bleiben.
    Irgendwie gelang es ihm, die Leichenhalle zu verlassen und in sein Büro zu torkeln. Da war der Schreibtisch.
    Da stand das Telefon. Da stand auch die alte Thermosflasche. Daneben lag das kurzklingige Obstmesser.
    Er grinste scharf, als er das Messer sah. Schwer wie ein nasser Sack war Quinn auf seinen Stuhl gefallen. Die Welt um ihn herum drehte sich, und innerhalb dieser Kreise bildeten sich farbige Nebelschleier, die wie die Ringe eines Planeten um seinen Körper herumwirbelten.
    Er griff trotzdem nach dem Messer. Es war der einzige Gegenstand, den er klar erkennen konnte.
    Für einen Moment dachte er an seine erste Vision.
    Da hatte er hinter seinem Schreibtisch gesessen und nach dem Messer gegriffen.
    Jetzt war es Realität!
    Elliot Quinn hielt den Griff sehr fest. So intensiv, daß schon die Haut über seinen Knöcheln dünn geworden war. Sein Mund verzog sich auf eine ungewöhnliche Art und Weise. Es war weder ein Grinsen noch ein Lächeln, es war einfach die Bestätigung des Wissens um das, was in den nächsten Sekunden passieren würde.
    Quinn hob seinen Arm an.
    Halshöhe!
    Dann stieß er zu.
    Immer und immer wieder…
    ***
    Wir standen in unserem Vorzimmer – Glenda Perkins’ Büro – tranken Kaffee und wärmten unsere Hände an den Tassen. Glenda schaute uns dabei zu und hob die Schultern. Dann zupfte sie an ihrer weißen Rüschenbluse mit den kleinen roten Schmetterlingen als Druck, schüttelte den Kopf, hob auch die Schultern und gab eine simple Bemerkung von sich.
    »Also, ich weiß nicht…«
    »Was weißt du nicht?« fragte ich.
    »Ob das wirklich ein Fall ist, mit dem man euch konfrontiert hat.«
    Suko stellte die leere Tasse weg – auch er hatte Kaffee getrunken – und meinte: »Das wird sich herausstellen.«
    »Ihr wollt also in das Krankenhaus?«
    »Ja.«
    »Eine Alraune fangen?«
    Ich lächelte Glenda an. »Gefällt dir nicht, wie?«
    Sie lächelte zurück. »Nein. Es klingt mir einfach zu phantastisch. Ich kann das nicht nachhalten.«
    »Hinfahren werden wir«, sagte ich. »Du kannst dem Alten ja sagen, wo er uns findet.«
    »Mache ich.«
    Auch ich leerte meine Tasse, vergaß auch nicht, Glenda zu loben und ging nach Suko aus dem Vorzimmer. Im Flur erwischte uns Sir James.
    Sein Blick war erstaunt, und die dicken Brillengläser machten seine Augen noch größer. »Sie wollen schon wieder gehen?«
    »So ist es, Sir.«
    »Wohin?«
    »In ein Krankenhaus.«
    Er runzelte die Stirn, als er mich anblickte. »Und wen wollen Sie dort besuchen?«
    »Einen Toten, Sir.«
    Das war zuviel. Schon bei den letzten Antworten hatte ich festgestellt, daß sich das Gesicht unseres Chefs leicht gerötet hatte, und diese Farbe setzte sich nun fort. Suko trat sicherheitshalber einen Schritt zurück und schaute gegen die Decke.
    »Hören Sie zu, John. Ich bin an diesem Morgen nicht zu irgendwelchen Spaßen aufgelegt, deshalb sollten Sie mir…«
    Bevor seine Stimme anschwellen konnte, übernahm ich das Wort. »Es ist auch kein Spaß, Sir.«
    »Sie wollen tatsächlich einen Toten besuchen?«
    »Ja.«
    Er war still. Dann nickte er. »Gut, gehen wir in mein Büro. Das brauchen wir ja nicht auf dem Gang zu bereden.«
    Suko grinste mich schief an und bekam dafür von mir einen Stoß in die Seite. Sir James zeigte noch immer ein brummiges Gesicht, als er uns Plätze anbot. Abwechselnd erklärten wir ihm, was uns Maria Anzaro berichtet hatte.
    Der Superintendent hörte zu. Er spielte dabei mit einem Lineal. Ich hatte mich auf seine Augen konzentriert und glaubte, in ihnen die gleiche Skepsis zu erkennen wie bei Glenda vorhin.
    »Das glauben Sie alles?« fragte er uns.
    »Wir werden es nachprüfen, Sir. Bis zum Beweis des Gegenteils gehen wir davon aus.«
    Unser Chef konnte es noch immer nicht fassen. »Was ist mit Ihnen, Suko?«
    »Ich teile Johns Meinung.«
    Er hob die Schultern. »Gut, fahren Sie. Ich werde mich dann von Ihnen überraschen lassen.«
    Wir waren froh, daß unser Gespräch nicht länger gedauert hatte.
    Irgendwo drängte es uns schon, Licht in das geheimnisvolle Dunkel zu bringen. Ging ich meinem Gefühl nach, so hatten wir schon mitten hinein in den neuen Fall gegriffen.
    Das Krankenhaus entpuppte sich zum Glück nicht als eine große Bettenburg. Es war relativ klein, wurde konfessionell geführt, wie uns an der sehr überschaubaren Anmeldung erklärt wurde.
    »Sie kommen sicherlich wegen des toten Kollegen«, sagte der Mann an der Anmeldung.
    »Wieso?« fragte
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