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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink
Autoren: John D. MacDonald
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Mr. Baynard Mulligan war wegen Veruntreuung und Steuerhinterziehung zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Er war in Berufung gegangen. Die Ausgangslage der Staatsanwaltschaft wurde dadurch geschwächt, dass Mr. Mulligan eine Hauptbelastungszeugin geheiratet hatte, eine gewisse Bonita Hersch, die Sekretärin, die ihm bei der Plünderung des Armister-Vermögens geholfen und später zu seiner Verhaftung beigetragen hatte. Eine weitere Sekretärin, eine gewisse Doris Wrightson, hatte Mulligan mit ihrer Aussage schwer belastet.
    Mit dem ersten Aufblitzen echten Humors, den ich seit langem erlebt hatte, sagte Nina: »Ich wette, dass er sich bald wünscht, er hätte sich auf die zwanzig Jahre eingelassen.«
    Ich betrachtete sie eingehend. Unsere Beziehung war festgefahren, und wir mussten beide aus dieser merkwürdig bedrückten Stimmung gerissen werden, die uns allen Spaß verdarb.
    Ich sagte: »Komm, wir schippern mit diesem Ding zu den Keys runter, Süße.«
    Sie sah mich überrascht an. »Kannst du es ganz allein steuern?«
    »Du bist doch da und kannst helfen.«
    »Das ist eine ziemlich beängstigende Vorstellung. Ich habe keine Ahnung von Seilen, Kompassen und solchen Sachen.«
    »Wir schaukeln das schon.«

    Ich glaube ganz im Ernst, es war der Fisch, der mir meine Liebe zurückbrachte - ein schlanker, sechspfündiger, glupschäugiger Bananenfisch. Das kühle Wetter und der Wind hatten die Insekten vertrieben. Wir tuckerten die Bucht von Florida hinunter. Nachdem sie erst einmal ihre Ängstlichkeit abgelegt hatte, übernahm sie beinahe lässig das Ruder, las die Seekarten und entdeckte die Markierungspunkte. Und eines nebligen Morgens, auf halbem Wege, entdeckte sie Fische. Sie hatte noch nie im Leben geangelt. Sie benutzte eine meiner Ruten mit Spindel. Das feste Rucken an der Leine schien sie zu elektrisieren; es war eine ganz neue Welt für sie. Sie wurde zu einer aufmerksamen, scharfäugigen und hingebungsvollen Anglerin. Sie ließ sich ein paar gute Fänge durch die Lappen gehen und schimpfte deswegen mit sich, aber sie machte den gleichen Fehler höchstens zweimal. Das war der erste Funke echten Interesses, den ich seit Mikes Tod in ihr spürte.
    Wir schipperten zu den Content Keys hinunter, fanden eine kleine geschützte Bucht und gingen vor Anker. Wenn wir etwas benötigten, nahmen wir das Beiboot, warfen den kleinen, englischen Außenbordmotor an und tuckerten damit nach Ramrod. Es wurde ein ruhiges Weihnachtsfest. Ich schenkte ihr eine eigene Angelausrüstung samt einem Angelkasten aus rosarotem Plastik sowie eine farbenprächtige Auswahl von Ködern. Sie war entzückt. Sie schenkte mir zwei Flaschen hervorragenden Cognac, eine tolle Kapitänsmütze und ein kleines Transistorradio als Ersatz für eines, das ihr über Bord gefallen war. Fröhliche Weihnacht. Allen Menschen eine fröhliche, platonische Weihnacht.
    An einem einigermaßen warmen Januarnachmittag fuhr sie, nachdem wir etwas geschwommen waren, alleine mit dem Beiboot hinaus, um im Flachen zu angeln. Ich hatte gerade einen schlechten Tag und blieb an Bord. Ich war von Alpträumen geplagt aus dem Schlaf geschreckt und blieb lustlos und ohne Appetit. Während sie angeln war, wollte ich etwas in der Sonne liegen, marschierte aber schließlich an Deck auf und ab und fragte mich, ob der Gemütsschaden, der mich so gereizt machte, von Dauer war. Dann hörte ich sie johlen. Sie stand aufrecht im Beiboot, irgendetwas war da draußen los. Ich rannte und holte mein Fernglas und richtete es auf sie. Nina hielt die Spitze der Angelrute hoch, und als sie sich zu mir umdrehte, konnte ich erkennen, dass ihr vor lauter Anstrengung, Konzentration und Aufregung die Augen hervortraten. Genau in dem Moment, als mir aufging, dass sie einen ziemlich großen Bananenfisch an der Angel hatte, verlor sie das Gleichgewicht und fiel aus dem Boot. Aber die Angel ließ sie nicht los. Sie rappelte sich auf. Das Wasser reichte ihr fast bis zur Taille. Sie drehte sich grinsend zur Busted Flush um und johlte noch einmal. Ich sah zu, wie sie ihn bearbeitete, ihn heranholte und dann vorsichtig zum Boot ging. Nach vier Fehlversuchen fing sie das lange, glänzende, silberne Etwas mit dem Fischnetz ein. Sie krabbelte an Bord, schöpfte etwas Wasser aus dem Boot und kam dann nach Hause getuckert. Ich machte das Beiboot fest und half ihr über die Reling. Ihr kleines blaues Strandkleid war durchnässt.
    »He, ist der nicht großartig? Ist das nicht ein verdammt toller Brocken? Er ist
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