Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alphavampir

Titel: Alphavampir
Autoren: Sandra Henke
Vom Netzwerk:
genug.»
    Lapidar zuckte er mit den Schultern. «Dann eben Fangzähne.»
    «Davon gibt es vier beim Wolf, zwei im Unter- und zwei im Oberkiefer.» Plappermaul! Sie biss sich auf die Zunge.
    Eine ältere Dame tippte Nanouk und den Reporter auf die Schulter. «Pst, Ruhe!»
    Misstrauisch legte er den Kopf schief. «Sie kenn’n sich aber sehr gut aus damit.»
    «So etwas weiß doch jedes Kind», beeilte sie sich leise zu sagen. «Ein Wolf soll die Menschen gerissen haben? Das machen diese Tiere nicht.»
    Sie schüttelte den Kopf. Selbst wenn ein Wolf an Tollwut litt, hätte er die Leichen in Stücke gerissen und nicht nur gepiekst. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Nur ein Werwolf hatte sich derart unter Kontrolle, dass er zwar von einem warmen Körper kostete, es dann aber schaffte, die Gier zu unterdrücken und von ihm abzulassen. Vom Rudel kam niemand in Frage, folglich konnte es nur der Lykanthrop sein, der mit den Theaterleuten in die Stadt gekommen war. War Adamo dieser Gestaltwandler? Laut Lupus hatte er nicht nach Werwolf gerochen. Gab es mehrere Lykanthropen unter den Illusionisten und ihren Helfern? Das war alles verwirrend und die Unwissenheit machte ihre Timberwölfin aggressiv.
    «Doch, doch.» Er hob seinen Arm, um ihr Bein zu tätscheln, aber als er ihren drohenden Blick sah, zog er seine Hand weg. «Mich hat vor wenigen Monaten ein Wolf angefall’n und übel zugerichtet. Das Vieh war ein regelrechtes Monster!»
    «Oh, bitte», spie sie, «Sie glauben nicht ernsthaft, dass wir gleich einen Mann zu sehen bekommen, der sich tatsächlich in ein Tier verwandelt, oder? Das ist nur ein Trick, wie alles in der Show.» Zumindest hoffte sie das.
    Abwehrend hielt er die Hände hoch. «Ein Junge mit einem Wolfsrachen, eine Gestaltwandlung, die Bissspuren an den Leichen – für mich sind das einige Zufälle zu viel.»
    Er schielte zu Lupus, als wollte er andeuten, dass der alte Mann die Zusammenhänge kannte, doch Lupus tat, als würde er von der Unterhaltung nichts mitbekommen, und schaute gebannt zur Radim, der gerade einer unversehrt gebliebenen Blondine half, aus einer Kiste zu steigen, in die er zuvor Säbel gestoßen hatte. Die Frau – der Zauberer hatte sie als Rafaela vorgestellt – drehte sich elegant um ihre eigene Achse, um zu beweisen, dass sie unversehrt war. Natürlich war sie leicht bekleidet, was sogar Jerkins für einen Moment ablenkte.
    «Sie wollen eine Verbindung sehen, um Futter für einen Artikel zu bekommen, aber das sind alles nur Hirngespinste.» Energisch winkte Nanouk ab.
    «Wir werden es jetzt sehen.» Der Reporter deutete zur Bühne, auf der Adamo und ein weiterer junger Mann einen Paravent aus dünnem Papier in die Mitte rückten. Sie stellten einige Kerzen so auf, dass ihr Licht die Wand von hinten erleuchtete, und verschwanden wieder.
    «Verehrtes Publikum», mit diesen Worten trat Radim auf das Podest und deutete mit einer ausladenden Geste auf die Papierwand. «Kommen wir zum ersten Höhepunkt unserer Mitternachtsshow. Die folgende Attraktion ist einzigartig. Sie wird Ihnen den Atem rauben. Sie wird Ihnen Angst machen. Sie wird Sie schockieren! Manch eine Dame wird den Blick abwenden wollen, aber sie wird es nicht schaffen, weil die Faszination zu groß ist.»
    Er ging zu einer Frau mit Filzglocke, die in der ersten Reihe saß und ihre Augen weit aufgerissen hatte, und nahm ihre Hand. «Bitte, glauben Sie mir, ich gebe Ihnen mein Wort. Während der gesamten Show sind Sie keine einzige Sekunde in Gefahr. Was Sie gleich sehen werden, ist kein Trick, so wahr ich hier stehe. Aber ich habe die Bestie unter Kontrolle. Sie unterwirft sich meinem Willen und ich würde es niemals zulassen, dass Ihnen etwas geschieht.»
    Mit offenem Mund nickte die Frau, wobei der Hut verutschte. Sie beeilte sich, ihn wieder richtig aufzusetzen. Der Magier schien amüsiert darüber, wie leicht er sie aus der Fassung bringen und nervös machen konnte, und kehrte auf die Bühne zurück.
    «Sie werden nun Zeugen sein, wie sich Pavel», er winkte und ein junger Mann, der zwei Köpfe kleiner als Radim war, trat auf das Podest, «in einen Wolf verwandelt.»
    Nanouk war sicher, dass die Zuschauer genau wegen dieser Sensation gekommen waren, dennoch taten sie erstaunt und entrüstet. Es wurde getuschelt und das Flüstern klang wie das Summen eines Bienenschwarms. Neben ihr spannte sich Lupus an. Matt Jerkins setzte sich aufrecht hin und streckte seinen Hals, um besser sehen zu können. Unbewusst tastete er nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher