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Alles zerfällt: Roman (German Edition)

Alles zerfällt: Roman (German Edition)

Titel: Alles zerfällt: Roman (German Edition)
Autoren: Chinua Achebe
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Lachen rostigen Eisens. »Es sind Fremde«, sagte er, »und sie sind unwissend. Sehen wir es ihnen nach.« Er wandte sich nach seinen Gefährten um, grüßte sie als Väter Umuofias. Er rammte seinen Rasselstab in die Erde, und der Stab bebte vor metallischem Leben. Dann drehte er sich erneut dem Missionar und seinem Dolmetscher zu.
    »Sag dem weißen Mann, dass wir ihm nichts tun werden«, befahl er dem Dolmetscher. »Sag ihm, er möge in sein Haus zurückkehren und uns allein lassen. Seinen Bruder, der vor ihm bei uns war, konnten wir gut leiden. Er war dumm, aber wir konnten ihn gut leiden, und um seinetwillen werden wir seinem Bruder nichts tun. Doch der Schrein, den er errichtet hat, muss zerstört werden. Wir werden ihn nicht länger in unserer Mitte dulden. Er hat ungenannte Frevel geboren, und wir sind gekommen, dem ein Ende zu bereiten.« Er wandte sich an seine Gefährten. »Väter von Umuofia, ich grüße euch!« Und sie erwiderten wie aus einer kehligen Stimme. Abermals drehte er sich dem Missionar zu. »Du kannst bei uns bleiben, wenn unsere Art dir zusagt. Du kannst deinem eigenen Gott huldigen. Es ist gut, dass ein Mann die Götter und die Geister der Vorväter ehrt. Gehe in dein Haus, damit dir nichts geschieht. Unser Zorn ist groß, wir bändigen ihn lediglich, um mit dir zu sprechen.«
    Mr Smith sagte zu seinem Dolmetscher: »Sag ihnen, sie sollen fortgehen. Dies ist das Haus Gottes, und sie werden es nur über meine Leiche entweihen.«
    Okeke übersetzte das den Geistern und Anführern Umuofias sehr klug: »Der weiße Mann sagt, er ist froh, dass ihr mit euren Klagen zu ihm kommt, wie Freunde. Aber er wäre froh, wenn ihr die Sache ihm überließet.«
    »Wir können ihm die Sache nicht überlassen, denn er versteht unsere Sitten nicht, wie wir die seinen nicht verstehen. Wir nennen ihn dumm, weil er unsere Sitten nicht kennt, und vielleicht nennt er uns dumm, weil wir die seinen nicht kennen. Er möge fortgehen.«
    Mr Smith hielt die Stellung. Aber seine Kirche konnte er nicht retten. Als die egwugwu abzogen, lag die Kirche aus rotem Lehm, die Mr Brown erbaut hatte, in Schutt und Asche. Vorerst war der Geist des Klans befriedet.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    Zum ersten Mal seit vielen Jahren empfand Okonkwo so etwas wie Glück. Die Zeiten, die sich während seiner Verbannung so unbegreiflich gewandelt hatten, schienen sich wieder zu wenden. Der Klan, der ihn enttäuscht hatte, schien sich eines Besseren zu besinnen.
    Er hatte seinen Klangefährten heftig zugeredet, als sie sich auf dem Marktplatz versammelten, um über ihr Vorgehen zu beraten. Und sie hatten ihn voll Achtung angehört. Es war wie in den guten alten Zeiten, als ein Krieger noch Krieger war. Obwohl sie dem Vorschlag, den Missionar zu töten und die Christen zu vertreiben, nicht zustimmen mochten, hatten sie sich dazu entschieden, spürbar einzugreifen. Und das hatten sie getan. Okonkwo war fast wieder glücklich.
    Zwei Tage lang geschah nichts weiter nach der Zerstörung der Kirche. Jeder Mann Umuofias ging mit einem Gewehr oder Kampfmesser bewaffnet umher. Man würde sich nicht überrumpeln lassen wie die Männer von Abame.
    Dann kehrte der District Commissioner von seiner Tour wieder. Mr Smith ging sofort zu ihm, und sie zogen sich zu einer langen Unterredung zurück. Die Männer Umuofias nahmen davon keine Notiz, oder wenn doch, dann hielten sie die Sache für unwesentlich. Der Missionar ging oft zu dem weißen Brudermann. Daran war nichts außergewöhnlich.
    Drei Tage danach schickte der District Commissioner seinen säuselnden Boten mit der Bitte zu den Anführern Umuofias, sie möchten zu einem Treffen in sein Hauptquartier kommen. Auch das war nicht außergewöhnlich. Er bat sie oft zu solchen »Palavern [146]   «, wie er sie nannte. Okonkwo gehörte zu den sechs Führern, die er zu sich bat.
    Okonkwo warnte die anderen, sie sollten sich vollständig bewaffnen. »Ein Mann Umuofias verweigert sich nicht einem Ruf«, sagte er. »Er mag sich weigern zu tun, worum man ihn bittet, er weigert sich aber nicht, gebeten zu werden. Nur haben sich die Zeiten geändert, und wir müssen auf alles gefasst sein.«
    Also gingen die sechs Männer mit Kampfmessern bewaffnet zum District Commissioner. Sie nahmen keine Gewehre mit, denn das wäre unziemlich gewesen. Man führte sie in den Gerichtshof, wo der District Commissioner saß. Er empfing sie mit höflichen Worten. Sie entledigten sich ihrer Ziegenlederbeutel und der Scheiden mit
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