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Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene

Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene

Titel: Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene
Autoren: Alva Gehrmann
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natürlich ganz praktisch,
     es geht aber vor allem um die allgemeine Akzeptanz und das Verständnis für Künstler.

Eine Bar wandert nach London aus
    Ist eine Idee gut, hilft man gerne. So fanden die Künstler von Kling & Bang viele freiwillige Helfer, als sie für eine Londoner
     Kunstmesse ihre Lieblingsbar »Sirkus« wiederaufbauen wollten. Diese Bar war ein Mythos, das Symbol für die Partyfreude der
     Isländer. In dem knapp dreißig Quadratmeter kleinen Holzhaus legte Björk manchmal als DJ auf, tanzten die Leute auf den Tischen;
     hier traf sich die kreative Szene Islands.
    Als die Bar Anfang 2008 schließen musste – Spekulanten wollten das mit Palmen bemalte Haus niederreißen lassen, um die begehrte
     Fläche im Zentrum Reykjavíks teuer verkaufen zu können   –, baute Kling & Bang das zweite Zuhause der Künstlerüber mehrere Wochen mit Dutzenden Helfern ab, um das Interieur anschließend auf der Kunstmesse »Frieze« akribisch zu rekonstruieren.
     Ausgerechnet kurz vor Beginn der Messe kam der Finanzcrash. Die Künstler hoben so viel Bargeld ab wie möglich, und reisten
     trotzdem nach London. Es war zugleich der vorläufige Abschied vom boomenden Reykjavík.
    Für ein paar Tage jedoch erweckte die Galeristen-Gruppe ihre Lieblingsbar in den Kunsthallen noch mal zum Leben – natürlich
     mit vielen Happenings von Performance-Künstlern, isländischen Bands und viel Brennivín, dem gefürchteten heimischen Schnaps.
     Man feierte und tanzte ekstatisch. So wie Hallgrímur Helgason es in seinem Roman ›101   Reykjavík‹ beschreibt und Baltasar Kormákur es später verfilmte. Buch und Film machten das ausgelassene Nachtleben der Hauptstadt
     zum Mythos und lockten zahlreiche Touristen und Weltstars wie Quentin Tarantino, Harrison Ford und Kiefer Sutherland an. Hallgrímur
     ist leichtzu erkennen, denn fast immer und überall trägt der Schriftsteller einen Hut, selbst beim Treffen im Café Kaffitár behält er
     ihn auf. Wenn er den Raum betritt, schauen ihn alle an, die Hälfte der Gäste kennt ihn persönlich, schließlich liegt das Café
     in seinem Revier: 101   Reykjavík, so benannt nach der Postleitzahl im Zentrum, in dem sich auch die Straße Laugavegur befindet. Das Kaffitár ist
     tagsüber ein beliebter Künstler-Treffpunkt, der Autornickt freundlich und redet kurz mit dem einen oder anderen Schauspieler. Der 5 2-Jährige hat viele Talente: Schriftsteller, Maler, Fotograf, Comiczeichner, er war auch mal Kabarettist, und wer weiß, was er sich
     demnächst noch ausdenkt. Hallgrímur traut sich viel zu, wie die meisten seiner Landsleute. »Wir haben diesen törichten Mut«,
     sagt er und grinst. »Wir haben den Mut, uns auch mal lächerlich zu machen.« So wie sein Protagonist Hlynur aus ›101   Reykjavík‹, der spät aufsteht, viel trinkt und in Bars abhängt, unkontrollierte Erektionen hat und lange Zeit nichts geregelt
     bekommt. Mit viel Sprachwitz und Ironie porträtierte Hallgrímur in diesem Roman die feiersüchtigen jungen Erwachsenen seiner
     Heimatstadt.
    Die ursprüngliche Bar Sirkus
    Hallgrímur Helgason: Zehn Tipps, das Grübeln zu beenden und mit dem Ausleben der eigenen Kreativität zu beginnen
Wandere nach Island aus.
Gehe in eine Bar in Reykjavík.
Bestelle eine verrückte Idee: »Ég ætla að fá brjálaða hugmynd, takk.«
Gehe nach Haus und beginne, an dieser verrückten Idee zu arbeiten.
Arbeite weiter an der verrückten Idee, bis sie nicht mehr verrückt ist.
Besorge dir eine weitere verrückte Idee, die die erste, zunächst verrückte Idee übertrifft.
Arbeite an der neuen verrückten Idee, die die alte verrückte Idee toppt, bis du selbst ganz verrückt wirst.
Lass all das liegen und gehe in der verrückten Natur Islands zelten.
Komm zurück zu den Ideen, die nun beide total verrückt sind.
Veröffentliche, vermarkte oder stelle deine verrückten Ideen aus.
    Wie viele Isländer lebte auch Hallgrímur immer mal wieder für ein paar Monate oder Jahre im Ausland: Frankreich, Deutschland,
     Spanien, USA und Schweden, das Übliche. Als er in Paris war, fuhr er manchmal aufs Land zu all den alten Schlössern und den
     Weingütern, in eine Gegend also, die sich seit Jahrhunderten kaum verändert hat. Andere mögen das schön finden, ihn machte
     es depressiv, er fühlte die Bürde einer großen und alten Nation. In Island hingegen ist alles in Bewegung. Die Insel liegt
     genau zwischen zwei Kontinentalplatten, die jedes Jahr zwei Zentimeter auseinanderdriften, mal
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