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Alles Boese mir vergib

Alles Boese mir vergib

Titel: Alles Boese mir vergib
Autoren: David Meinke
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Borste?“
    „Ja. Hi Nick.“
    „Hallo.“
    „Kommst du zu dem Erntefest? Ich wollte gerade einkaufen gehen.“
    „Ne, du. Lieber ein andermal. Bin schon auf eine Abiparty eingeladen, weißt du.“ Das stimmte sogar. Irgendeiner aus Sandras Klasse, keine Ahnung wer, veranstaltete eine Party.
    „Da sind nur ich, meine Ex, mein Bruder und ein paar Freunde. Wir probieren die Ernte von meinem kleinen Treibhaus in der Wohnung. Das Zeug soll mit aufs Roskilde-Festival, aber wir wollten mal die Qualität testen und ein bisschen was davon rauchen, logisch.“
    „Gehst du auf das Festival?“, fragte ich.
    „Vielleicht. Ich habe einen Kumpel, der ist Stage Manager an der Pavillonbühne. Ich kann als sein Gast rein. Gehst du hin?“
    „Ich hab keine Karte“, antwortete ich.
    „Ah. Schade. Aber kommst du heute Abend?“
    Scheiß drauf. PaNick-Reaktion.
    „Geht klar. Diese Abipartys sind eh alle scheißlangweilig.“
    Ich bekam die Adresse, schickte Mateus eine Nachricht, dass es mir schlecht ginge, und nahm die S-Bahn Richtung Ishøj mit einem Sechserpack Somersby-Cider unterm Arm.
    Borstes Wohnung war echt nett. Nicht wie die Wohnung in Christianshavn, in der sie mich gefangen gehalten hatten. Es hingen Drucke von Monet an den Wänden, Kinderzeichnungen und Bilder aus dem Kindergarten am Kühlschrank, und auf dem Tisch standen Kerzen. Im ganzen Haus roch es nach Essen. Borste hatte ganz offenkundig den Absprung geschafft.
    „Komm rein. Du bist der Erste. Ich schiebe nur noch das Brot in den Ofen. Dann gehen wir auf den Balkon raus und genehmigen uns einen. Vivian kommt leider doch nicht. Gingers Mutter“, fügte er erklärend hinzu.
    „Okay.“
    „Sie ist eine richtige Frau, echt. Eine perfekte Mutter. Wir konnten keinen Babysitter für Ginger finden. Vivians Mutter ist manisch-depressiv. Ich hätte mich gefreut, wenn ihr euch kennengelernt hättet.“
    „Warum wohnt ihr nicht zusammen?“
    „Nein. Das geht nicht. Wir streiten uns ständig über irgendwelche schwachsinnigen Dinge. Aber ich liebe sie ja immer noch. Du wirst verstehen, warum, wenn du sie irgendwann mal triffst.“
    Wir tranken schweigend und blickten zu den Wolken auf, aus denen nach und nach Tropfen fielen.
    „Ah, da kommen Henning und Helen.“ Ein kleiner klappriger Nissan bog in den Parkplatz vor dem Haus ein, und einen Augenblick später standen da zwei – jeder auf seine Weise – enorme Menschen. Hennings muskelbepackter Oberkörper drohte sein schulterfreies Unterhemd zum Platzen zu bringen, und Helens Silikonmöpse drohten ihr ebenso schulterfreies Oberteil zum Platzen zu bringen. Beide sonnengebräunt und mit einem Blick, der besagte: „Check us out. Wir sind heiß.“ Und irgendwie war es eine geile Abwechslung zu den unsicheren Gymnasialschülern, denen allesamt auf der Stirn geschrieben stand: „Bin ich gut genug?“
    „Nick?“ Henning gab mir einen knochenbrecherischen Händedruck, dem meine Finger gerade noch standhielten. „Henry hat uns schon viel von dir erzählt. Das ist Helen – meine Frau.“
    Und sie verpasste mir eine Umarmung, bei der sie ihren Vorbau ganz fest an mich presste.
    Wir setzten uns alle raus auf die Terrasse.
    „Wo ist der Mercedes?“, fragte Borste.
    „In der Werkstatt“, antwortete Henning und schob seine Sonnenbrille zurecht. „Die Zylinderkopfdichtung ist im Arsch. Jetzt müssen wir eine Woche lang mit dieser kleinen Kiste herumkutschieren.“
    Dann kam auch Jesper, ein spindeldürrer Typ mit einem künstlichen Gehabe. Und schließlich Borstes älterer Bruder Danny, der clean, aber nicht sauber aussah. Schlechte Haut, schlechte Zähne, ausweichender Blick.
    „Gehst du wirklich nicht aufs Roskilde?“, fragte Borste. Er rührte Hühnchen in das Curry, ich schnitt Salat (Gott sei Dank).
    „Also … Ich habe ein paar Freunden versprochen, mit ihnen hinzugehen, aber ich habe kein Geld, deshalb wollte ich es entweder sausen lassen oder am Samstag über den Zaun steigen.“
    „Nein, mach das nicht. Ich habe zwei Karten, aber die sind für Freunde, die dort ein bisschen Gras verkaufen werden und so. So krieg ich die Kohle wieder rein, und alle sind glücklich. Ich würde dir ja gern eine anbieten, aber …“
    „Nein, ich glaube, es ist besser, ich finde irgendeinen anderen Weg.“
    „Klar. Ich hoffe, wir sehen uns dort.“
    Das Brot war aus dem Ofen geholt, das Curry-Hühnchen und der Salat standen auf dem Tisch, und Borste erntete großes Lob für das Ambiente. Als wir mitten beim Essen
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