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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)
Autoren: Tatjana Meissner
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nachgefragt, wie alt ich genau bin, als wir uns kennenlernten!«
    »Weil es mir egal ist. Hauptsache nicht blutjung. Ich wusste nämlich, dass erfahrene Frauen wie du mich nie mitten in der Nacht wecken würden, um zu fragen, was ich gerade denke. Es interessiert sie einfach nicht.«
    »Bist du dir sicher? Ich wüsste schon manchmal gern, was in deinem Kopf so vorgeht!« Ob er darüber nachdachte, mich zu heiraten, hätte ich zum Beispiel super gern gewusst.
    »Frag doch!«
    »Nein!«
    So etwas fragt man als Frau einfach nicht.
    »Siehst du, das finde ich so toll an Frauen ab vierzig! Sie erlangen mit zunehmendem Alter hellseherische Fähigkeiten. Ich brauche dir meine Sünden nicht zu beichten – du kennst sie, ohne zu fragen!«
    Klasse, er ahnte nicht mal, was ich gern hören wollte! Männer! Carsten ahnungslos und Flo feige.
    »Verstehe, weil ihn ältere Frauen durchschauen könnten, sucht sich unser Midlifecrisis geplagter Flo immer zwanzigjährige hochhackige, blonde Busenwunder, deren Zukunftsvisionen sich auf das Geld von Granufink-Konsumenten beschränken!«, lenkte ich das Thema lieber wieder auf meinen Spätverlobten.
    Bis zur Geburtstagsparty hatten Carsten und ich an diesem Tag noch jede Menge Zeit, aber schon jetzt klingelte das Telefon unablässig. Ich räumte den Tisch ab, und Carsten plauderte und nahm Glückwünsche entgegen.
    Nachdem ich den Geschirrspüler eingeräumt und den Tisch abgewischt hatte, beobachtete ich Carsten in seiner zunehmenden Geburtstagsfröhlichkeit und wurde mit einem Mal hundemüde.
    » Ach was, macht unsere Mittlebensgelassenheits-Expertin etwa schlapp?« , ärgerte mich mein inzwischen gut gelaunter Altersoptimist zwischen zwei Telefonaten. Ich verzog mich wortlos, um den fehlenden Nachtschlaf nachzuholen.
    ***
    Ich fand es wirklich erstaunlich, dass meine Eltern extra zu Carstens Geburtstagsparty aus Erfurt anreisten. Nur selten nehmen sie die Anstrengungen der weiten Fahrt in Kauf, die sie in ihren Augen ohnehin nur mit den Problemen der Töchter und Enkel unmittelbar konfrontieren würden.
    Mama hasst größere Menschenansammlungen. Seit sie verheiratet ist, wird sie von meinem Vater zu Partys gezwungen. Neben den obligatorischen Geburtstags-, Todestags-, Karnevals- und Hochzeitstagsfeiern – sowohl die eigenen als auch die des riesigen Freundeskreises – gibt es seit seiner Herzoperation vor zwei Jahren auch fast jeden Monat eine von meinem Vater organisierte Überlebensparty. Als Mama uns kürzlich erleichtert mitteilte, dass sie jetzt wisse, warum sie so eine Abneigung gegen hordenweise gut gelaunte Menschen habe, lachten Carsten und ich uns halb tot. Im Brustton tiefster Überzeugung hatte sie erklärt: »Ich leide unter Sozialphobie!«
    Neben ihrer selbst diagnostizierten Krankheit macht sich Mama ständig Sorgen um ihre Töchter. Dabei ist es ihr vollkommen egal, ob wir gerade glücklich sind und uns wohlfühlen oder nicht. Während meiner Single-Zeit jammerte sie regelmäßig: »Du hast immer noch keinen Partner, ach Kind!«, und pries mir Männer aus ihrem Umfeld. »Weißt du, Tati, der Sohn meiner Freundin, von Hannchen, du weißt schon, der ist gerade verlassen worden! Nimm den doch! Der sieht gut aus. Der sieht aus wie Hausmeister Krause, und den gucke ich doch so gern!«
    Was war denn das für eine Logik? Sollte meine Mama irgendwann E.T. sehen, würde sie mir noch einen Alien empfehlen. Falls zufällig gerade »Bauer sucht Frau« im Fernsehen liefe, wäre denkbar, dass sie mir vorschlägt: »Heirate doch Schäfer Heinrich, der singt so schön!«
    Seitdem ich mit Carsten zusammen bin, bekomme ich keine neuen Partnervorschläge mehr von ihr, dafür beginnt jedes unserer wöchentlichen Mutter-Tochter-Telefongespräche mit der Frage: »Na, Tati, hält Carsten es noch mit dir aus?«
    Das hat sie auch bei Flo schon immer wissen wollen. Bis heute verunsichert mich das total. Warum sollten denn die Männer es nicht bei mir aushalten? Als ich ihr damals Flo vorstellte, sagte Mama sogar zu ihm: »Oh, das ist aber schön, dass ich Sie noch kennenlerne, bevor Schluss ist!« Mama meint das nicht böse. Mama lebt nach der Maxime: Wenn man vom schlechtesten Fall ausgeht, kann man nicht enttäuscht werden! Dass diese Lebenseinstellung nicht immer funktioniert, erlebe ich regelmäßig bei meiner Schwester Alexandra. Sie geht IMMER vom Schlimmsten aus, ist aber trotzdem jedes Mal enttäuscht, wenn es tatsächlich eintrifft.

Wir sind so jung, wir sind so toll
    Als Carsten
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