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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)
Autoren: Tatjana Meissner
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und ich am Abend seines Geburtstags die Kabarettkneipe betraten, saß nicht nur Carstens Familie vollständig versammelt am Stammtisch, auch meine Schwester, meine Tochter und natürlich meine Eltern strahlten uns erwartungsvoll an.
    Meine Mutter sprang als Erste auf, um Carsten in die Arme zu schließen. An diesem Abend waren der Überlebensparty-Freak und seine sozialphobische Gattin ausgesprochen gut drauf. Vielleicht hofften sie ja, dass mir Carsten in Anbetracht seines Jubiläums und der erstmaligen Zusammenführung beider Familien endlich einen Heiratsantrag machen würde. Das hätte die elterlichen Ängste, was meine Zukunft betrifft, sicher auf ein Minimum reduziert.
    Als ich nach dem zwanzigsten Händeschütteln und der vierzigsten Umarmung aufschaute, hatte sich die Kneipe bereits gut gefüllt. An der Bar drängelten sich die Gäste, die Tische waren alle belegt, und noch immer riss der Strom der Gratulanten nicht ab. Aufgeregt und ein wenig überdreht stand Carsten am Eingang unserer Party-Location, die durch viele Bilder und Requisiten an den Wänden, verschiedenartige Stühle, Sessel und Sofas gemütlich wirkte. Ich ließ mich erschöpft neben meine Schwester Alexandra auf ein Sofa plumpsen, welches ich nach langen Jahren in meinem Wohnzimmer dem Kabarett zur Neueröffnung überlassen hatte. Was ich auf und mit dem Sofa alles erlebt hatte!
    Viele meiner alten Freunde von damals waren auch heute zu Carstens Geburtstag gekommen. Alle etwas fülliger und gesetzter. Wo früher gequietscht, vor Lachen gebrüllt und der Pappbecher nie leer wurde, plauderte man heute gelassen und stieß vorsichtig mit halbvollen Prosecco-Gläsern an. Der Altersdurchschnitt lag an Carstens Geburtstagsabend bei ungefähr achtundvierzig, was sogar noch für die privaten Fernsehsender ein akzeptabler Altersdurchschnitt wäre, für die öffentlich-rechtlichen ein nie da gewesener Grund zum Feiern. Noch würde es ein paar Jährchen dauern, bis unsere illustre Runde von der Werbewelt als Zielgruppe nicht mehr wahrgenommen würde.
    »Auf unsere Jugend! Prost, Tati!« Alexandra schenkte mir ein Glas Wein ein. »Auf dich und deinen Carsten!«
    »Prost Alu! Du siehst heute gut aus.« Ich freue mich immer, wenn meine Schwester mal keine schwarzen Klamotten, sondern was Helles trägt. Dadurch wirkt sie viel frischer und entspannter.
    »Gut geschminkt!«, antwortete sie bescheiden. »Eigentlich bin ich total fertig!« Es half mir nicht, dass ich sie nicht nach dem Grund fragte, sie redete schnell weiter. Dabei zog sie die Augenbrauen zusammen und bekam ganz schmale Lippen.
    »Ich könnte mich so über EQUI aufregen. Der reagiert einfach nicht auf meine E-Mails! Und stell dir mal vor, hat doch EQUI, dieser A…, wirklich eine Neue. Ich habe mich vor sein Haus gestellt und vom Auto aus die Eingangstür beobachtet. Da kommt der doch mit dieser blöden Pute händchenhaltend rausspaziert. Ich habe es doch immer gewusst!« Wie das Knattern eines Maschinengewehrs prasselten ihre Sätze auf mich ein.»Alu, heute ist Geburtstag, bitte! Ich möchte weder etwas über EQUI noch von deinen Patienten in der Klinik hören!«, spielte ich auf ihre Arbeit als Krankenschwester an, die sonst immer Ursache ihrer Meckeranfälle ist.
    »Na, sag doch mal. Ist das nicht unglaublich ätzend?«
    »Alexandra, zwischen dir und EQUI läuft seit einigen Monaten nichts mehr. Es ist Schluss! Aus! Vorbei!«
    »Aber er hat mich schon damals betrogen, ich habe es immer gespürt!«
    »Lass uns bitte nicht immer das Gleiche diskutieren. Du kennst meine Meinung dazu. Er wollte von Anfang an nur eine Liaison mit dir. Du hast das gewusst!«
    »So lasse ich mich auf keinen Fall behandeln. Der wird schon sehen, was er davon hat!«
    Ich seufzte innerlich. Wenn es um ihren introvertierten, komischen Ex-Lover ging, konnte ich argumentieren, wie ich wollte. Es schien, als kanalisierte Alexandra ihre gesamte Wut auf das Leben und die Welt ausschließlich auf Ex-EQUI, den in ihren Augen großen Schriftsteller und besten Liebhaber aller Zeiten.
    Im nächsten Moment stand die Person vor mir, die mir mein letztes Scheitern in Sachen Partnerschaft vor Augen geführt hatte. Flo stürmte freudestrahlend auf mich zu. Eigentlich ist er ein sympathischer Typ mit jungenhafter Ausstrahlung, der dazu noch geschäftlichen Erfolg vorweisen kann. Er sieht ein bisschen aus wie Leonardo DiCaprio für Arme. Klein, aber süß. Ich stand auf, um ihn zu begrüßen.
    »Das ist Katie!«, sagte er sofort und
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