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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)
Autoren: Tatjana Meissner
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annehmen, ihn heiraten, ein Leben lang mit ihm glücklich sein und mit ihm alt werden würde. Ich hasse Krankheiten. Sie sind für mich das Synonym für verhinderte Libido und galoppierende Alterungsprozesse! Bei einem jüngeren Mann ist es das Letzte, was man erwartet, einen Pflegefall an der Backe zu haben – jetzt, in der energiereichsten Zeit meines Lebens! Doch innerhalb von Sekunden ist mein Bräutigam spontan gealtert, und die Erfüllung meiner Sehnsüchte und Wünsche steht von jetzt an in den Sternen.

Willkommen im Club
    Ungefähr ein halbes Jahr zuvor, an Carstens vierzigstem Geburtstag, war die Welt noch in Ordnung, mein Prinz fit wie ein Turnschuh und flink wie ein Erdmännchen in der Paarungszeit. Um meinen Extrem-Frühaufsteher an seinem Ehrentag überraschen zu können, war ich an diesem Morgen sehr zeitig aufgestanden. Mit gequältem Blick schaute mich aus dem Spiegel eine verschlafene, völlig verstrubbelte und missmutige Frau an. Musste wohl ich sein. Morgens sehe ich immer aus, als wäre ich beim Flatrate-Saufen gewesen. Hin- und hergerissen zwischen Morgenmuffeligkeit und der Vorfreude auf Carstens erstauntes »Tati-als-Frühaufsteher-Geburtstagsgesicht«, hatte ich zur Feier des Tages alle lieb gewonnenen Gewohnheiten über den Haufen geworfen und mich an diesem kalten Februartag zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett geschleppt. Normalerweise bewege ich mich niemals vor neun und spreche bis elf Uhr vormittags nur ungern. Carsten dagegen läuft schon gegen sechs zu Höchstform auf und startet emsig und aufgeregt – wie ein Erdmännchen, wenn es Futter gibt – in jeden neuen Tag.
    Mir blieben an diesem Morgen genau zwei Stunden zur Entfaltung. Mit grüner Crememaske im Gesicht deckte ich den Geburtstagstisch, legte dann zwei Teebeutel auf die geschwollenen Augen und fand mein Spiegelbild nach dieser Prozedur wieder ansehnlich. So zugerichtet schlich ich die Treppen hoch und öffnete ganz vorsichtig die Wohnungstür meines Geburtstagskindes. Ein leises Schnorcheln wies mir den Weg ins Schlafzimmer. Im Lichtstrahl, der aus dem Flur ins Zimmer drang, sah ich Carsten, der wegen seiner Länge diagonal und eingewickelt wie ein Hotdog in seinem Bett lag. Ich schlich zu ihm und kuschelte mich an ihn, schnupperte in seiner Halsbeuge und genoss diesen seltenen Moment.
    »Willkommen im Club, mein Schöner!«, flüsterte ich meinem schlummernden Schnorchler ins Ohr. Carsten war sofort hellwach.
    »Habe ich verschlafen?«, fragte er ungläubig. »Oder bist du krank? Warum bist du so früh wach?« Er stützte sich in eine halbsitzende Position und schaute mich aus kleinen Augen verwirrt an. Die dunkelblonden Locken standen in alle Richtungen von seinem Kopf ab. Gut, dass ich vorher im Bad war und mich bereits gekämmt hatte. Ich kniete mich vor ihn, guckte so liebevoll, wie es mir früh um halb sieben möglich war, und begann krächzend zu singen.
    »Happy Birthday to you!«
    Dabei tastete ich neben dem Bett nach meinem dort abgelegten Geschenk, setzte mich dann rittlings auf ihn und präsentierte stolz das rotbeschleifte Kästchen, in dem sich ein großes, neues, sehr teures Küchenmesser für meinen persönlichen Sternekoch befand. Carsten lächelte vorfreudig, riss die Geschenkverpackung auf wie früher nur Westpakete und hielt das – was-weiß-ich-wie-viele-hundert-Mal geschliffene – »Chef knife« aus Japan in der Hand. Mein Geburtstagskind drehte und wendete das Messer vorsichtig und immer noch auf dem Rücken liegend vor seinen Augen. Wellenlinien schimmerten im Schein der Nachttischlampe auf der bestimmt fünfundzwanzig Zentimeter langen Damast-Stahlklinge. Weil ich mir nicht ganz sicher war, ob Carsten das Geschenk zu schätzen wusste, erwähnte ich ganz nebenbei, dass allein der Schleifstein dazu ein Vermögen gekostet hatte, und hoffte auf eine Lobeshymne zu Ehren der geliebten Schenkerin. Vorsichtig legte er das Geschenk zurück in die Verpackung, zog mich auf sich und kugelte mit mir lachend durch das zerwühlte Bett.
    »Ich weiß, dass so was sehr teuer ist! Vielen Dank, Tati! Ich liebe dich!«
    »Als Beweis meiner übergroßen Liebe zu dir bin ich soooo früh aufgestanden und habe Frühstück gemacht.«
    »Das ist wirklich unglaublich, erstaunlich und großartig!«, wusste Carsten meine außergewöhnliche Tat zu schätzen und folgte mir durchs Treppenhaus hinunter in meine Küche. Dort zündete er die bereitgestellte Geburtstagskerze an, und ich brühte frischen Kaffee, schnitt ein
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