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Alles auf Anfang! (German Edition)

Alles auf Anfang! (German Edition)

Titel: Alles auf Anfang! (German Edition)
Autoren: Petra Muster
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kennen wir uns aus einem
früheren Leben?"
    "Kann natürlich sein. Vielleicht waren
wir gemeinsam grasende Kühe auf derselben Weide!?"
    "Nein im Ernst. Ich habe mich intensiv
mit dem Buddhismus befasst und ..."
    "Entschuldige Lydia, wenn ich dich an
dieser Stelle direkt unterbreche. Interessantes Thema, keine Frage. Aber für so
hochgeistige Interpretationen fehlt mir heute die Kapazität. Lass uns einfach
den Abend genießen und einfach quatschen. Das Thema können wir gerne ein
anderes Mal vertiefen. Was ist, hättest du nicht Lust, noch mit mir um die
Häuser zu ziehen?"
    "Jetzt noch?"
    "Ach, komm schon. Zeig mir ein kleines
Stück von unserem Schwabing!"
    "Ist schon ein bisserl spät, findest
du nicht? Ich muss mein Bistro morgen wieder öffnen und du solltest morgen
ebenfalls pünktlich bei deiner Bank erscheinen!"
    "Ach komm, sei kein Frosch. Schlafen
ist was für ‚Looser’!"
    "Das kann ich nicht auf mir sitzen
lassen, oder?"
    "Nicht wirklich!"
     
    Am nächsten Morgen erwachte Lisa in ihrer Schwabinger
Altbauwohnung und versuchte, sich zu orientieren. Das Fenster war einen Spalt
weit geöffnet und die cremefarbenen Gardinen blähten sich auf, um gleich darauf
wieder in sich zusammenzufallen. Es sah aus, als würden sie eigenständig atmen.
Aber sie spürte noch einen anderen Luftzug, einen warmen Atem im Nacken und
bemühte sich, den gebräunten, schwarz behaarten Arm, der unter ihrem Kopf lag,
zuzuordnen. Sie scannte mit den Augen den Rest dieses durchaus knusprigen
Kameraden. Langsam fügten sich ein paar verschwommene Bilder zusammen. Wie sie
nach Hause gekommen war, ließ sich nicht mehr so richtig rekonstruieren. Aber
der Gedanke an Ramazzotti, der sich ihr aufdrängte, verursachte ein mächtig
übles Gefühl in der Magengegend. Sie schaffte es gerade noch ins Badezimmer, um
sich von den letzten Resten zu befreien. Es schüttelte sie ganz fürchterlich.
Der Kopf dröhnte erbärmlich. Der Blick in den Spiegel war entsetzlich. Nachdem
sie sich mit eiskaltem Wasser ein wenig zum Leben erweckt hatte, konnte sie
sich nur mühsam an ein paar Bildfetzen des letzten Abends erinnern. Ihr fehlten
allerdings ein paar entscheidende Details.
     
    Ein italienischer Adonis baute sich im
weißen Türrahmen auf. Nahtlos braun und an den passenden Stellen kraftvoll. Ein
süßes Verlangen machte sich in ihrem Körper breit. Er wuschelte sich
verschlafen durch sein kurzes, schwarzes Haar und sah selbst zu dieser frühen
Stunde ziemlich lecker aus.
    "Ciao bella! Comme stai?"
    Wo hatte sie dieses Prachtexemplar nur
aufgegabelt?
    "Oh nein, das glaube ich jetzt nicht!
Ich bin im falschen Film!"
    Lisas Gedanken kreisten fieberhaft um den
vergangenen Abend. Die kurze Einführung ins Schwabinger Nachtleben war
scheinbar ein wenig entgleist. Im "Haus der 111 Biere" endete ihre
Erinnerung. Siedend heiß fiel ihr ein, dass sie heute unbedingt pünktlich in
der Arbeit erscheinen musste, sonst war sie ihren Job endgültig los. Sie hatte
auch ihre Mutter nicht angerufen.
    "Lisa Seiler, du bist und bleibst ein
Chaotin", sagte sie laut, während sie die überall verstreuten Klamotten
aufgabelte und ihren Latino-one-night-stand unsanft vor die Haustür schob.
Hoffentlich kam gerade kein Nachbar vorbei. Dieser fromme Wunsch erfüllte sich
leider nicht. Just in diesem Moment ging nebenan die Tür auf und ein junger
Mann verließ die Nebenwohnung.
    "Mist!"
    Schnell versuchte Lisa ihre Tür zu
schließen, um sich aus dieser peinlichen Situation zu retten. Zu spät! Der
blonde Wuschelkopf war schneller und sprang mit schnellen Bewegungen auf sie
zu. Er reichte ihr interessiert und freundlich die Hand.
    "Hallo, ich bin der Hendrik, dein
Nachbar. Vielleicht hast du Lust mal auf eine Weinschorle vorbeizukommen?
Jederzeit gerne, klingele einfach!"
    "Ja klar, danke! Bin nur im Moment
sehr beschäftigt."
    Mein Gott, was faselte sie denn da! Mit
einem breiten Grinsen auf den halbnackten Italiener, wandte sich ihr Nachbar
ab.
    "Verstehe!"
    Bevor Lisa noch etwas entgegnen konnte,
sprang er immer zwei Stufen gleichzeitig nehmend die Treppe runter. Lisa
schlüpfte rasch in ihre Wohnung und ließ die Tür ins Schloss fallen. Was dieser
Hendrik jetzt wohl von ihr dachte? Na und wenn schon, das konnte ihr herzlich
egal sein. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich völlig ungeniert!
     

Martha Seiler hatte sich gerade von ihrem
Sofa im Wohnzimmer erhoben und faltete ihre grüne Schurwolldecke mit den
Fransen zusammen, als es an der Wohnungstür
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