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Alles auf Anfang! (German Edition)

Alles auf Anfang! (German Edition)

Titel: Alles auf Anfang! (German Edition)
Autoren: Petra Muster
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ausgepackt?"
    "Mama!"
    Lisa rollte mit den Augen. Das hatte ihr
gerade noch gefehlt!
    "Nein, soweit bin ich noch nicht. Ich
weiß im Moment nicht, wo mir der Kopf steht. Mama, ich bin ein wenig unter Druck.
Heute ist mein erster Arbeitstag und ich bin spät dran. Ich ruf dich heute
Abend zurück, ja!?"
    "Du hast das schließlich alles so
gewollt. Typisch, immer auf dem letzten Drücker!"
    Nun war sie eingeschnappt! Prima!
    "Mama, mache bitte jetzt kein Drama
draus. Ich rufe dich heute Abend an , versprochen! Oh verdammt, es ist schon
zehn nach acht! Ich muss jetzt wirklich los! Tschüss Mama!"
    "Na dann, bis später. Deine alte
Mutter ist ja nicht so wichtig!"
    Aufgelegt!
    Na super! Diese Reaktion ihrer Mutter war
genau das, was sie an diesem Morgen noch gebraucht hatte. Wie alt musste man
eigentlich werden, um sich bei den Untertönen seiner Mutter nicht mehr schlecht
zu fühlen?
    Lisa legte eilig den Hörer auf die Gabel,
ließ die Wohnungstür ins Schloss fallen und klapperte die Stufen hinunter. Die
Wasserblase am linken Fuß versuchte sie tapfer zu ignorieren. Für einen
Schuhwechsel war nun wirklich keine Zeit mehr.
    Die schwere Haustür fiel ins Schloss.
     
    Es regnete immer noch wie aus Kannen,
während ihr Schirm vergessen in der Badewanne lag. Schutzsuchend hielt sie sich
ihre Collegemappe über den Kopf.
    Mit einer Hand in der Manteltasche kramend,
mit der anderen ihre Haarpracht verteidigend, wurde sie immer nervöser. Ihr
Herz flatterte und ihr Magen krampfte sich zusammen. Ein Anflug von Panik
ergriff sie.
    "Oh nein! Ich blöde Kuh!" Lisa
hatte ihren Wohnungsschlüssel samt Autoschlüssel auf dem alten Sekretär im Flur
liegen lassen.
    "Nein! Nein! Nein! Verflixt noch mal,
das darf doch alles nicht wahr sein! Was mache ich denn jetzt nur?"
    Sie kramte ihr Handy aus der Collegemappe.
Regentropen bildeten kleine Rinnsale auf ihrem Make-up, von der Wimperntusche
ganz zu schweigen. Der Akku des Handys war leer. Was sonst!
    Wie ein wütendes Kind stampfte Lisa mit
ihrem rechten Fuß mitten in eine Pfütze. Der Sud verteilte sich über ihre
Beine. Unbeherrscht knallte sie ihr Handy auf das nasse Pflaster und stürmte
davon.
    Wo sollte sie telefonieren? Sie kannte sich
noch nicht besonders gut aus in ihrem neuen Wohnviertel und hatte keine Ahnung,
ob es in Schwabing eine Telefonzelle gab. Mit einem Handy in der Tasche achtet
man gewöhnlich nicht auf diese Dinge. Irgendwo musste sie jetzt telefonieren!
Lisa erinnerte sich bei einem ihrer ersten Erkundungsgänge an ein kleines
Bistro ganz in der Nähe. Vielleicht hatte sie Glück und es hatte bereits
geöffnet. Schließlich gab es genug Menschen, die sich den Genuss des
Frühstückens außer Haus gönnten. Das würde sie sich am Samstag vielleicht auch
mal leisten.
    Von weitem sah sie schon die geöffnete Tür
und fühlte sich erleichtert.
    Wie ein begossener Pudel betrat sie das
gemütlich wirkende Bistro, zwei Querstraßen weiter. Die zierlichen Bistrostühle
standen mit den Stuhlbeinen nach oben auf den Tischen. Eine junge Frau wischte
gerade den Boden. Aus Lisas Klamotten tropfen kleine Wasserlachen auf das
Holzparkett.
    "Sind Sie verrückt geworden, was
machen sie denn da? Ich habe gerade alles gewischt!"
    "Morgen, tut mir echt leid, aber ich
bin in einer verzwickten Situation. Darf ich bei ihnen vielleicht schnell mal
telefonieren?"
    Die junge Frau mit den kurz geschorenen,
schwarzen Haaren blickte mürrisch auf, fing dann aber plötzlich lauthals an zu
lachen.
    "Wenn sie sich sehen könnten! Ein
Gemälde von Picasso ist nichts dagegen!"
    Sie zeigte mit dem Finger auf Lisa, ließ
sich neben ihren Wischeimer plumpsen und lachte, lachte, lachte.
    Lisa war versucht, sich zu empören und
dieser Frau ihren aufgestauten Frust entgegen zu schleudern. Aber das Lachen
dieser kleinen, sympathischen Person war ansteckend. Lisa erhaschte einen Blick
auf die spiegelverkleidete Säule in der Mitte des Raumes. Sie sah aus wie eine
verhagelte, dreistöckige Hochzeitstorte mit viel Zuckerguss. Lisa ließ sich
entlang des Tresens rücklings neben der Frau nieder und von ihrem Lachen
anstecken. Herrlich! Der ganze morgendliche Stress verpuffte. Mit einem Male
fühlte sie sich fantastisch kindisch, befreit von allen Zweifeln und freute
sich über ihren neuen Lebensanfang. Der konnte wirklich nicht besser starten, als
mit einem herzhaften Lachen!
    Allmählich ging beiden die Puste aus und
das Lachen wurde zum Kichern und ebbte schließlich ganz ab.
    Wie hypnotisiert
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