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Alle Sorgen sind vergessen

Alle Sorgen sind vergessen

Titel: Alle Sorgen sind vergessen
Autoren: Lois Faye Dyer
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Mittagspause.
    Entschlossen schob sie den Terminkalender in eine Ecke des Schreibtischs, zog eine Akte heran und schlug sie auf. Sie zwang sich zur Konzentration, rief auf dem PC die entsprechende Datei auf und machte sich wieder an die Arbeit.
    Anstatt wie geplant mit einer Kollegin zu Mittag zu essen, ging sie in die Apotheke und kehrte mit einem Schwangerschaftstest zurück.
    Als der Tag bei Manhattan Multiples sich dem Ende näherte, wurde es in den Büros lauter. Schubladen knallten, Ordner wurden in Regale zurückgestellt.
    „Arbeiten Sie nicht zu lange, Allison!“
    Allison hob den Kopf. In der Tür stand Eloise Vale, ihre Chefin, Tasche über der Schulter und Aktenkoffer in der Hand.
    „Das werde ich nicht.“
    „Gut. Sie verbringen nämlich zu viele Abende im Büro“, tadelte Eloise lächelnd.
    „Heute nicht. Das verspreche ich.“
    „Ich nehme Sie beim Wort.“ Eloise sah auf die Uhr. „Oh, ich muss los. Bis morgen dann.“
    Allison rief ihr „Gute Nacht“ nach, als die Gründerin von Manhattan Multiples davoneilte. Dann wartete sie, bis es still wurde und die letzte Kollegin sich verabschiedet hatte. Vorsichtshalber ließ sie noch zehn Minuten verstreichen, bevor sie ihre. Tasche nahm und in den Waschraum ging.
    Sie durchquerte ihn und sah in den drei Kabinen nach. Als sie sicher sein konnte, dass sie allein war, stellte sie die Tasche ab und holte die braune Papiertüte mit dem Schwangerschaftstest heraus.
    Mit einem lauten Knall flog die Tür auf. Sie zuckte zusammen, wirbelte herum und starrte den weißhaarigen Hausmeister an, der sie genauso überrascht ansah wie sie ihn.
    „Du meine Güte!“ Er schnappte nach Luft. „Es tut mir Leid, Ma’am. Ich wusste nicht, dass jemand hier ist. Ich komme später wieder…“
    „Nein.“ Allison rang sich ein unbeschwertes Lächeln ab. „Ich bin fertig.“
    Sie schob sich an dem älteren Mann und seinem Wagen mit Reinigungsmitteln vorbei und ging in ihr Büro zurück. Dort schaltete sie den Computer ein und schaute auf den Monitor, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Die Minuten krochen vorbei, bis sie endlich hörte, wie der Hausmeister den Waschraum verließ. Sie wartete, bis die Eingangstür von Manhattan Multiples sich hinter ihm schloss und absolute Stille herrschte.
    Allison nahm ihre Tasche, steuerte zum zweiten Mal den Waschraum an und holte den Schwangerschaftstest heraus.
    Wenige Minuten später starrte sie gebannt auf den Streifen. Es gab zwei Fenster, eins mit einem Kreis, das andere mit einem Viereck. Beide wiesen einen pinkfarbenen Strich auf. Das Ergebnis war positiv.
    Ich bin schwanger, dachte sie entsetzt.
    Sie konnte nicht aufhören, die Striche in ihren winzigen Fenstern anzustarren.
    Unwillkürlich legte sie eine Hand auf ihren Bauch, und wie von selbst folgte ihr Blick der Bewegung.
    Nichts. Ihr Körper sah so aus wie immer.
    Auch wenn es unsinnig war, sie fragte sie sich, ob sie die Schwangerschaft einfach ignorieren sollte.
    Na, großartig. Toller Plan. Ihr Verstand machte sich über die Idee lustig.
    Sie hob den Kopf, sah in den Spiegel und versuchte zu begreifen, dass sie in gut acht Monaten ein Kind zur Welt bringen würde.
    Sie musste einen Plan entwickeln. Wie sollte sie mit einem Baby umgehen? Sie hatte keine Ahnung davon, wie es war, Mutter zu sein. Und wie sollte sie tagsüber im Büro arbeiten, abends Jura studieren und sich zugleich um ein Kind kümmern? Wie sollte sie sich und das Kind ernähren, wenn sie ihr Studium nicht abschloss? All die Fragen waren mehr, als sie im Moment verkraften konnte.
    Sie stützte die Ellbogen aufs Waschbecken und senkte den Kopf. Das Haar streifte die Wangen, und sie schloss die Augen, bis der Schwindelanfall vorüberging.
    Irgendwann wagte sie es, ihr Gesicht im Spiegel zu betrachten. Das indirekte Licht war schmeichelhaft, aber es war nicht zu übersehen, wie blass sie war.
    Allison schluckte mühsam und strich sich mit zitternden Fingern das Haar nach hinten.
    Sie konnte jetzt keine Entscheidungen treffen. Alles, was sie wusste, war, dass sie das Baby behalten würde. Wie zur Bestätigung hob sie das Kinn und strich sich über den noch flachen Bauch. Sie würde sich ein paar Tage freinehmen, um in Ruhe zu überlegen, was sie jetzt tun sollte.
    An dem Tag, an dem Allison erfuhr, dass sie schwanger war, machte Jorge Überstunden und kam erst gegen zweiundzwanzig Uhr nach Hause.
    Er nahm eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und ging in sein Arbeitszimmer. Dort warf er den Aktenkoffer und
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