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Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Titel: Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)
Autoren: B.C. Schiller
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emotionslos über deren Ermordung, als würde sie aus einem Zeitungsbericht zitieren. Als sie über die Schuld zu reden begann, die Tim Kreuzer, Jonas Blau und Petra von Kant auf sich geladen hatten, bekam ihre Stimme einen metallenen Tonfall und ihr Gesicht verhärtete sich. Tony Braun, der knapp hundert Meter von ihr entfernt auf der anderen Seite des Innenhofes in einem Büro von Red Zorn vor dem Computer saß, wusste sofort, dass Xenia Hansen niemals aufgeben würde.
    Nachdem sie festgestellt hatten, wo sich Xenia mit ihrem Opfer verschanzt hatte, waren sie sofort dorthin aufgebrochen. Braun hatte das mobile Einsatzkommando alarmiert und sich dann in der Fabrik von Red Zorn mit Elena Kafka getroffen. Die Fabrik war mittlerweile evakuiert worden und das Gebiet großräumig abgesperrt. Sie wussten auch, dass es sich bei dem Opfer um Edgar Zorn handelte, denn Xenia hatte ihm den Sack vom Kopf gezogen. In einem Büro, von dem aus sie einen ungehinderten Blick auf die Heizungsanlage hatten, richteten sie ihre Einsatzzentrale ein.
    Im Regen wirkte die Heizungsanlage mit ihren hohen Spitzbogenfenstern und dem gemauerten Schornstein wie eine mittelalterliche Kathedrale, in der die Inquisition zu Gericht sitzt. Dort hatte sich Xenia verschanzt, alles mit Benzin übergossen und mit Dynamitstäben verkabelt, wie sie mit einem Schwenk der Livekamera demonstriert hatte.
    Das würde also ihr finaler Auftritt werden, live übertragen hinaus in die Welt. Alle sollten erfahren, dass ihre Zwillingsschwester ein Genie gewesen war, deren Entwürfe von Red Zorn gestohlen wurden und die dafür auch getötet worden war. Alle sollten erfahren, dass Edgar Zorn der Auftraggeber dieses Mordes gewesen war.
    Während Xenia weiter über Schuld und Moral philosophierte und sich zunehmend in eine Raserei hineinsteigerte, dabei immer wieder den gefesselten Edgar Zorn mit Faustschlägen traktierte, hatte Braun sich einen Plan des gesamten Areals auf sein Handy gespielt.
    „Es gibt ein weit verzweigtes Tunnelsystem unter der ganzen Fabrik.“ Braun deutete auf die rot eingezeichneten Linien, die wie ein U-Bahnnetz aussahen. „Diese roten Linien sind Fluchtstollen und stammen noch aus dem letzten Krieg.“ Er drehte sich zu Chiara, die mit glühenden Wangen vor ihrem Laptop saß und Aufrisse der einzelnen Fabrikgebäude auf ihren Bildschirm holte.
    „Braun, durch den roten Schacht kommst du direkt hinter dem kugelförmigen Behälter über eine Bodenklappe in die Heizungsanlage.“ Mit wenigen Tastenkombinationen berechnete sie die ungefähre Entfernung von der Klappe bis zum Eingang, wo Xenia die Kamera aufgebaut hatte. „Das sind mindestens dreißig Meter, Braun. Das wird verdammt knapp. Wenn sie dich vorher entdeckt, sprengt sie alles in die Luft.“ Chiara schluckte. „Auch dich!“
    „Braun, wollen Sie das wirklich durchziehen?“, mischte sich jetzt auch Elena Kafka ein. „Wäre es nicht besser, das Gebäude mit dem mobilen Einsatzkommando von Jesus Makombo zu stürmen? Das sind die Spezialisten für Fälle wie diesen.“
    „Elena, das funktioniert doch so nicht. Xenia Hansen sprengt sich sofort in die Luft, wenn sie den ersten bewaffneten Polizisten sieht. Das gibt ein Blutbad. Nein, ich muss den Überraschungseffekt nutzen. Das ist die einzige Möglichkeit, um sie und Edgar Zorn lebend zu bekommen. Die beiden müssen für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden.“
    „Die Polizeipräsidentin hat recht, Braun. Es ist verdammt gefährlich, wenn du mich fragst“, gab Jesus Makombo, der Chef des mobilen Einsatzkommandos, zu bedenken. Makombo war ein Zwei-Meter-Hüne und der einzige Schwarze bei der Linzer Polizei.
    „Das schaffe ich schon, Jess“, murmelte Braun stur.
    Braun zog sein Sakko aus, schlüpfte in die kugelsichere Weste und überprüfte noch einmal seine Glock. Er zog den Sicherungsbügel zurück, ließ eine Patrone in den Lauf gleiten und setzte sich eine Spezialstirnlampe auf. Dann griff er nach seinem Smartphone, auf dem er den Plan des Tunnelsystems hatte.
    „Chiara, du lotst mich zu dem richtigen Ausgang.“
    „Geht klar, Braun. Nimm das iPad mit, dann kannst du den Livestream mitverfolgen.“
    Als Braun im Keller des Fabrikgebäudes die grün gestrichene Bodenklappe öffnete, hatte sich auf dem Livestream Xenia gerade hinter Zorn gestellt, ihm das silberne Klebeband vom Mund gerissen und nach Antworten verlangt. Doch Zorn blickte nur panisch in die Kamera, sein Gesicht wirkte noch verlorenerer und farbloser als
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