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'Alle meine Kinder'

'Alle meine Kinder'

Titel: 'Alle meine Kinder'
Autoren: Melissa Fay Greene
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Gräber von Mulu Azeze und Asnake Addisu. Steine auf den Erdhaufen bildeten ein grobes Mosaik. Jemand hatte die Namen der Eltern der Kinder mit schwarzer Farbe auf Amharisch auf dünne viereckige Blechstücke gemalt. Jedes der Bleckstücke war an einen Holzstab genagelt, der in der Erde steckte.
    Der Priester wartete, bis die letzten Nachzügler angekommen waren, dann wandte er sich auf Amharisch an die dreißig oder vierzig Anwesenden. Es hatte etwas von einer spontanen zweiten Beerdigung. Er sprach von seinen schönen Erinnerungen an das verstorbene junge Paar, er segnete die Anwesenden, und er segnete die Kinder und ihre neuen Eltern aus Amerika.
    Nachdem er geendet hatte, herrschte ungewisses Schweigen. Mikki stupste Ryan an, dann stieß sie ihm den Ellbogen in die Seite. »Sag was.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, flüsterte er.
    »Ryan«, flüsterte ich ihm von der anderen Seite zu. »Sie müssen etwas sagen.«
    »Ich bin nicht gerade ein begnadeter Redner«, flüsterte er zurück.
    »Gehen Sie zu Selamneh«, sagte ich. »Sagen Sie ihm irgendetwas, und lassen Sie es ihn übersetzen.«
    Verlegen trottete Ryan unter den Blicken aller Anwesenden hinüber zu Selamneh.
    Die Leute tauschten leise Bemerkungen auf Amharisch aus, man versuchte, sich darüber klar zu werden, wer Ryan genau war.
    Selamneh beugte den Kopf, um zu verstehen, was Ryan ihm auf Englisch zumurmelte, dann übersetzte er es laut für die versammelte Trauergemeinde.
    »Ryan Hollinger sagt: ›Wir bedauern den schrecklichen Verlust, den Ihre Familie erlitten hat.‹«
    Weiteres Gemurmel, dann wieder Selamneh auf Amharisch: »Diese Tragödie hat sich für unsere Familie in ein unglaubliches Geschenk verwandelt.«
    Die Leute wurden still.
    Geflüster, dann: »Wir fühlen uns sehr geehrt, dass wir diese Kinder adoptieren dürfen.«
    Ein paar Leute fingen an zu weinen.
    »Wir werden sie immer lieben und für sie sorgen... Wir werden immer mit Ihnen in Kontakt bleiben.«
    Männer und Frauen ließen ihren Tränen jetzt freien Lauf. Ryan beendete seine Rede und trat mit verschränkten Armen und gesenktem Kopf zurück, während Selemneh seine letzten Worte übersetzte: »Wir werden die Kinder in Erinnerung an Äthiopien und in Liebe zu ihrer ersten Familie großziehen. Wir alle sind jetzt eine Familie.«
    Es gibt ein bestimmtes Geräusch, das äthiopische Frauen von sich geben, wenn sie gerührt sind: ein lang gezogener Zischlaut mit der Zunge, der wie tss-tss klingt. Während Ryan sprach und Selmaneh übersetzte, erhob sich über dem ärmlichen Friedhof auf dem Hügel ein vielstimmiges tss-tss , bis die Luft davon erfüllt war wie an einem Sommertag von einer Wiese voller Grillen.

Danksagung
    Ich bin Waizero Haregewoin Teferra zu Dank verpflichtet; sie öffnete mir ihre Tür nicht weniger bereitwillig als den Hunderten von Kindern, die um Einlass baten, und sie hat mich - auch in schweren Zeiten - niemals ausgeschlossen. Ich danke den vielen Äthiopiern, die mir geduldig Auskunft gaben und mich einluden und mir zeigten, worum es wirklich geht, und den Amerikanern, die mir ihre Geschichte und die Geschichte ihrer äthiopischen Kinder erzählten. Besonders danke ich Selamneh Techane, unterhaltsamer Führer, unentbehrlicher Übersetzer und unermüdlicher Fürsprecher der Armen.
    Mein Bericht aus Äthiopien erschien zum ersten Mal im New York Times Magazine, betreut von Katherine Bouton, und in Good Housekeeping in Zusammenarbeit mit den RedakteurinnenNancyBilyeauundEvelynRenold,unterderChefredakteurin Ellen Levine. Das Engagement dieser Journalistinnen rief das Interesse Hunderter von Lesern wach, die zu Förderern, Adoptiveltern, Fürsprechern und Geldgebern wurden.
    Mein Dank geht an John Baskin, Susan Merritt Jordan und Andrea Sarvady, die die ersten Entwürfe zu diesem Buch gelesen haben - sie waren unglaublich großzügig mit ihrer Zeit und erschreckend ehrlich in ihrer Kritik.
    Professor Fekade Azeze von der Universität in Addis Abeba war ein wunderbarer Leser und erteilte mir die Erlaubnis, aus seinem einzigartigen Archiv mit der mündlichen Literatur von Überlebenden von Hungersnöten zu zitieren. Aubry D’Arminio und Hillina Seife in den Vereinigten Staaten und Helen Asemamaw in Addis Abeba halfen mir, Material von der äthiopischen Antike bis zur modernen Epidemiologie aufzuspüren und auszuwerten. Azeb Arega war ein stets verfügbarer Ratgeber in kulturellen Fragen, Assistent und Übersetzer, und Matico Josephson half mir bei Fragen
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