Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan
Autoren: Friedrich Gerstäcker
Vom Netzwerk:
Zähnen, als man ihm das Tuch wieder aus dem Munde nahm. »Ihr seid alle über einen hergefallen wie ein Rudel feiger Dingos über ein einzelnes Schaf, das ich war - jetzt macht mit mir, was ihr wollt, aber laßt mich ungeschoren, denn verdammt will ich sein, wenn ich Euch auf weitere Sprünge helfe.«
    Aus dem Burschen war in der Tat nichts weiter herauszubringen, und Tolmer schickte ihn, mit Handschellen und von zweien seiner Leute bewacht, zum Schoner hinunter. Die ihn transportierten, sollten dann so rasch wie möglich wieder zurück zu der Rindenhütte kommen, hier die weiteren Anordnungen zu hören.
    Tolmer fürchtete, daß durch die Flucht Mulligans ihr ganzer Plan vereitelt sei und Mulligan wahrscheinlich den anderen Trupp augenblicklich vor ihnen warnen würde. Dem aber widersprach Borris.
    »Haben sich die beiden Parteien miteinander gestritten«, sagte dieser, »so wird Mulligan weit eher glauben, daß ihn jene verraten hätten, um ihn loszuwerden, und sich dann wohl hüten, an ihr Feuer zu laufen. War er das aber, den Ihr im Busch gesehen habt, und ich zweifle keinen Augenblick daran, so fürchte ich, ist es ein hoffnungsloses Unternehmen, ihn mit so wenigen Leuten auf der großen Insel einfangen zu wollen. Von den Stationshaltern dürfen wir nicht die geringste Hilfe erwarten, das haben wir an Lindsay gesehen. Obwohl er selbst viel Geld geben würde, die Schufte aus dem Wege zu haben, will er doch sein eigenes Haus nicht der Gefahr aussetzen, von ihnen in Brand gesteckt zu werden. Und wo sollen wir den schlauen Gesellen jetzt suchen? Am Ende wär es am besten, wir legten ihm hier in der Hütte eine Falle; jedenfalls hat er seine Munition und seine Decke hier, und ohne beides kann er nicht lange im Busch aushalten.«
    »Da möchten wir lange warten«, sagte Tolmer lachend, »ehe der alte Fuchs wieder daran denkt, hier zu Bau zu kriechen. Wo er sich die Munition, die er ohne Zweifel jetzt besitzt, verschafft hat, bekommt er auch mehr, und ebenso eine wollene Decke. Übrigens haben wir noch eine Weile Zeit, die Hütte zu untersuchen, und Bill kann uns vielleicht sagen, ob er weiß, wo die Munition versteckt ist.«
    Es verstand sich von selbst, daß der Verbrecher etwas so Wertvolles, wie es Pulver ist, nicht frei und offen liegenlassen würde. Bill wußte nichts davon. John Mulligan hatte sich wohl gehütet, ihn zum Vertrauten zu machen, und die Durchsuchung der Hütte blieb ebenfalls erfolglos.
    Indessen waren die Leute hungrig geworden, und einer von ihnen holte das Schaf in die Hütte, ihr Frühstück damit zu bereiten. Der Damper war ebenfalls gebacken, und mit Tee und Zucker, beides fanden sie in der Hütte, hielten sie ein vortreffliches Mahl. Auch die zwei mit dem Gefangenen zum Schoner geschickten Polizeisoldaten kamen zurück, und es wurde ein ordentlicher Kriegsrat gehalten, ob sie sich, die ganze Sache als verfehlt betrachtend, wieder einschiffen oder noch einen Versuch unternehmen sollten, den anderen Trupp von vier Mann auszuheben.
    Fast alle entschieden sich für das letztere, Tolmer aber wollte sichergehen, jenen Mulligan in ihre Gewalt zu bekommen, und da es doch möglich war, daß er sich noch in der Nähe aufhielt, um die Hütte wieder aufzusuchen, sollten zwei Mann von seinen Leuten hier versteckt bleiben und den Flüchtigen tot oder lebendig in ihre Gewalt zu bekommen suchen. Bill, der Matrose, erbot sich allerdings, mit aufzupassen, Tolmer aber wollte das nicht riskieren, denn er war nicht gewohnt, einem Fremden gleich nach der ersten Stunde Bekanntschaft zu trauen. Dagegen konnte ihnen der handfeste Seemann von trefflichem Nutzen bei dem Fang der übrigen sein, indem er seine kleine Schar ja ohnedies noch durch die Wache in der Rindenhütte schwächen mußte.
    Nach Lindsays Beschreibung kannte Borris ganz genau die Stelle, wo jene Buschranger lagerten, aber es schien unmöglich, sie am Tage dort zu überraschen. Erstlich glaubten sie kaum, daß sich die Buschranger tagsüber an ihrem Lagerplatz aufhalten würden, und dann hätte der Trupp auch keinesfalls ungesehen an sie heranschleichen können. Würden sie aber bemerkt, so kam es jedenfalls zu einem Kampf auf Leben und Tod, den Tolmer, so lange es anging, vermeiden wollte. Blieb ihm keine andere Wahl, gut, so mußte selbst das riskiert werden.
    Damit im reinen, hielten sie sich in der Hütte, bis sich die Sonne gegen den Horizont neigte, denn sie waren sicher, daß die mit John Mulligan verfeindeten Buschranger nicht hierherkommen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher