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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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lagerten.
    Diese Trennung der Schar mußte ihrem Plan nur förderlich sein, denn sieben entschlossene und zur Verzweiflung getriebene Menschen konnten einem so kleinen Trupp Polizei schon einen gefährlichen Widerstand entgegensetzen, noch dazu, da sie alle gut bewaffnet waren. In zwei verschiedenen Trupps ließen sie sich aber weit leichter bewältigen, und die Männer beschlossen, am nächsten Morgen vor allen Dingen der Rindenhütte einen Besuch abzustatten, um gleich am Anfang den gefährlichsten von ihnen, John Mulligan, unschädlich zu machen.
    Zu diesem Zweck mußte der Schoner aber wieder vor Tag unter Segel gehen, damit die Besatzung nicht in Sicht der Station zu landen brauchte. Lindsay bezeichnete ihnen weiter gen Osten ein kleines Vorgebirge, wo sie wieder anlegen konnten. Dort befanden sie sich nur höchstens anderthalb englische Meilen von John Mulligans Hütte, und Borris sollte sie an der Stelle erwarten, während Lindsay zu Pferde sie später im Busch selber traf. Je früher sie dabei aufbrachen, desto besser, denn um so viel sicherer durften sie erwarten, die Hüttenbewohner noch alle zu Hause zu finden.
    Nachdem dies verabredet war, fuhr Lindsay wieder mit Borris an Land zurück.
    Am nächsten Morgen war der Schoner von seinem Landungsplatz verschwunden, ohne daß irgend jemand Notiz davon genommen hätte. Derartige Fahrzeuge kamen oft an die Küste und hielten sich nie länger an einem Ort auf, als sie hoffen durften, ein Geschäft zu machen.
    Borris hatte noch am Abend zum Schein von Lindsay den Auftrag bekommen, mit einem Brief nach einer benachbarten Station hinüberzugehen, und Mr. Lindsay ließ sich, wie er das gewöhnlich tat, morgens in aller Frühe sein Pferd satteln und ritt in den Busch. Dem Koch sagte er, daß er zum Frühstück zurück sein werde.
    Verabredungsgemäß traf Tolmer mit Borris an der besprochenen Stelle zusammen und schlug sich dann rasch mit seiner kleinen, bis an die Zähne bewaffneten Schar in den Busch, wo ihnen Mr. Lindsay begegnete.
    Nach kurzem Marsch erreichten sie die Gegend, in welcher die Hütte stand. Zu weiterer Führung wollte sich aber der Siedler nicht verstehen.
    »Ihr wißt nicht«, sagte er, »was für ein verzweifelter Mensch dieser Mulligan ist, und fangt ihr ihn nicht , so fahrt ihr nachher wieder ruhig nach Adelaide hinüber, und wir haben die Geschichte hier auszubaden. Ich kann auch mein Pferd hier nicht anbinden, und nähme ich es mit, hörten sie uns schon von weitem. Dort gleich hinter jenem Dickicht liegt die Hütte - ich selbst will nach Cooleys Station hinüberreiten - Ihr wißt, wo das ist, Borris. Habt ihr den Mulligan, so kommt und laßt mich's wissen.« - Und damit wandte er sein Pferd und ritt langsam quer durch den Busch in der Richtung, in der er die Straße erreichen mußte.
    Tolmer murmelte einen Fluch zwischen den Zähnen. Fest entschlossen aber, das einmal Begonnene auch durchzuführen, ob mit oder ohne fremde Hilfe, gab er seiner kleinen Schar die nötigen Befehle und rückte jetzt langsam und vorsichtig mit ihnen weiter, bis sie in Sicht der Hütte kamen.
    Diese, wie tausend ähnliche im Busch, bestand nur aus einem leichten Gestell von Pfosten, mit Latten übernagelt und mit breiten Stücken Rinde des Stringybark-Baumes gedeckt. Ebensolche Rindentafeln bildeten die Wände, und rauh genug sah solch ein Wohnhaus aus. Im Busch werden aber keine Ansprüche an Bequemlichkeit gemacht; Schutz gegen Wind und Wetter gewährte sie, und was weiter konnte man hier von einer Wohnung verlangen?
    Sie lag dabei mitten im Dickicht und war von dem benachbarten Stationshalter erbaut worden, einem Schäfer Unterkommen zu bieten. Die Schafe vermehrten sich aber nicht so rasch, wie der Stationshalter geglaubt hatte. Die Hütte wurde nicht benutzt, und John Mulligan, der sie auf seinen Streifzügen durch den Busch entdeckt hatte, fand sie passend, ihm zum Aufenthalt zu dienen - wenigstens eine Zeitlang dort zu leben.
    Tolmer war vorangekrochen, vor allen Dingen die Gelegenheit zu erspähen, und ein Blick auf die Hütte verriet ihm, daß sie ihren Weg hierher nicht umsonst genommen hatten. Zwischen den Rindenstücken, die das Dach bildeten, wirbelte der blaue Rauch hervor, die Insassen mußten also daheim sein.
    Rasch war jetzt sein Plan getroffen, und die kleine Schar wurde so verteilt, daß aus der Hütte niemand mehr entkommen konnte, ohne wenigstens ihrem Kreuzfeuer ausgesetzt zu sein. So vorsichtig aber schlichen sie an, daß sie von denen in der
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