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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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der auf seinen Kopf gesetzt ist. - Seid Ihr damit zufrieden?«
    »Die Sache ist abgemacht!« rief Rotkopf, ihm die Hand zum Einschlagen hinhaltend. »Und nun an die Tat. Habt Ihr von Euren Leuten einige bei der Hand?«
    »Sie sind alle am Kap Borda.«
    »Hm - müssen wir ihn lebendig fangen?«
    »Lebendig oder tot«, erwiderte Tolmer.
    »Gut - dann brauchen wir auch niemand weiter. Ihr habt gehört, daß er mir morgen früh an eine bezeichnete Stelle Munition bringen will. Wo liegt Euer Gewehr versteckt?«
    »Ich habe nur Pistolen bei mir«, sagte Tolmer.
    »Das ist nichts«, rief Rotkopf, »die sind nicht sicher genug, und spaßen dürfen wir nicht mit ihm. Seid Ihr ein guter Schütze mit der Flinte?«
    »Ich treffe meinen Mann auf hundert Schritt mit der Kugel.«
    »Gut, dann werdet Ihr ihn auf fünfzehn mit Rehposten nicht fehlen und mögt dazu mein Gewehr nehmen. Jetzt geht ins Tal hinunter und lagert irgendwo am Eingang der Schlucht. Mit hinauf darf ich Euch nicht nehmen, denn einer der anderen könnte Euch so leicht erkennen wie ich, aber ich werde dafür sorgen, daß Euch keiner von ihnen in den Weg läuft; und daß Ihr dort auf mich wartet, ist Euer eigener Vorteil - deshalb vertrau ich Euch auch. Morgen früh mit Tagesanbruch bin ich an der einzelnen Kasuarine, die dicht am Pfad steht. Kennt Ihr den Baum?«
    »Ich habe ihn heute passiert«, erwiderte Tolmer.
    »Gut denn, auf Wiedersehen«, sagte der Buschranger und schritt rasch die Schlucht hinauf, den Polizeibeamten seinem Nachdenken überlassend.
    Tolmer wußte aus eigener Erfahrung, wie nützlich ihm dieser Bursche, der sich von seinem Kameraden vielleicht mit gutem Grund verraten glaubte, werden konnte. Die Abfahrt des Schoners mochte er, Tolmer, mit seinen Leuten leicht verhindern können, der Führer der Bande aber, einer der schlauesten Räuber, die je die australischen Wälder unsicher gemacht hatten, war damit noch nicht gefangen und hätte mit einem Boot leicht wieder das feste Land erreichen können. War Gentleman John jedoch erst einmal in seiner Gewalt oder überhaupt unschädlich gemacht, dann durfte er hoffen, die anderen leicht zu überwältigen, und mit der Hilfe seines neugefundenen Freundes hatte er jetzt die beste Hoffnung, dies am nächsten Morgen ins Werk zu setzen.
    Verrat brauchte er kaum zu fürchten. Er war schon in der Gewalt des Räubers gewesen, und dessen eigener Vorteil lag mit dem seinen jetzt in einer Schale. Deshalb folgte er auch ohne weiteres der erhaltenen Weisung und lagerte die Nacht an der ihm von Rotkopf bezeichneten Stelle, um am nächsten Morgen bei der Hand zu sein.
    Rotkopf ließ nicht auf sich warten. Kaum dämmerte der Tag, als ein leiser Pfiff Tolmer auf seine Nähe aufmerksam machte, und die beiden Männer schritten nach einem rasch eingenommenen Mahl nebeneinander der von Gentleman John angegebenen Hütte zu. Unterwegs machte der Buschranger den Polizeibeamten mit seinem Plan bekannt, und an der Hütte angekommen, legte sich Tolmer mit des Räubers Flinte in den Hinterhalt, während sich dieser, den Rücken gegen die dünne Rindenwand gelehnt, auf einen dort zu einer Art Bank hergerichteten Stamm setzte und ruhig die Ankunft seines verratenen Chefs erwartete.
    »Und seid Ihr auch sicher, daß er wirklich kommt?« fragte Tolmer endlich, als sie wohl schon eine Stunde regungslos in ihrer Stellung verharrt hatten, aus dem Haus heraus, »hol's der Henker, mir wird die Zeit lang, und ich fürchte fast, Gentleman John war klüger als wir beide zusammen.«
    »Nur keine Furcht, Kamerad«, flüsterte Rotkopf zurück, »wenn ich nicht gewiß wüßte, daß unser Vogel auf die Leimrute geht, hätte ich Euch wahrhaftig nicht hierhergeführt. Daß ihm der Böse das Licht halte - tut er es doch nur, mich desto sicherer zu machen. Aber ich kenne ihn, den Halunken«, setzte er mit fest zusammengebissenen Zähnen und wie mit sich selbst redend hinzu, »der Rotkopf ist ihm nach und nach zu klug geworden, und daß er fragen konnte, was aus all dem Geld geworden, hat ihm nicht gefallen. Aber warte, mein Bursche - hast jetzt einen Seemann an Bord, nicht wahr, der etwa ein Schiff in offener See zu halten weiß, und glaubst, du könntest den Rotkopf entbehren. Was dann aus dem hier und den anderen auf der Insel wird, was kümmert's dich. - Willst dasselbe Spiel hier wieder spielen, das du drüben am Murray den armen Teufeln eingebrockt hast. Oh, ich kenne dich, Halunke, vergißt aber, daß der Rotkopf damals mit dabei war und dir
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