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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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verdächtig aussehen. Ich kann Euch nicht als Buschranger, ich muß Euch vorderhand als Arbeiter bei meinen Freunden einführen. Ist einer unter Euch, der das Zimmerhandwerk versteht?«
    »Das versteh ich, Kapitän, und der einäugige Henry da drüben«, sagte einer der Burschen, indem er vortrat.
    »Vortrefflich - Euch beide kann ich gleich an Bord beschäftigen. Einen Segelmacher haben wir wohl nicht unter uns?«
    »Doch, Sir«, lautete die Antwort von der anderen Seite, »wir sind hier unserer drei Seeleute, die alle eine Segelnadel zu führen wissen.«
    »Dann tretet Ihr hier auch herüber - aber ein bißchen zustutzen müßt Ihr Euch, ehe wir auf die Station kommen. Wetter noch einmal, Burschen, Euch sieht man den Buschranger gleich an der Stirn an.«
    »Ich würde ihnen einen Frack machen lassen«, sagte Rotkopf, indem er sein Messer aus der Scheide zog und die um ihn her liegenden Gumblätter damit aufspießte.
    Gentleman John antwortete nicht darauf, wählte sich noch drei der bestaussehenden Individuen - die Wahl wurde ihm wirklich dabei schwer - zu seinen Begleitern und gab den übrigen einige gleichgültige Befehle, wie sie sich hier in der kurzen Zeit ihres Aufenthaltes zu betragen hätten, damit sie die Aufmerksamkeit der benachbarten Stationshalter nicht zu sehr auf sich zögen.
    »Und wie weit seid Ihr mit Eurem Schiff?« fragte da Rotkopf, als sich Gentleman John zum Aufbruch rüstete.
    »Wie uns Hennigs heute gemeldet hat«, lautete die Antwort, »ist es an seinem Ankerplatz eingetroffen. Der nötige Proviant kann recht gut in drei Tagen herbei- und an Bord geschafft werden - vielleicht noch früher, wenn mein Freund Bloome«, er sprach die Worte mit einem hämischen Lächeln, »die mir gegebenen Versprechungen alle gehalten hat. Nur das Einnehmen des nötigen Wassers wird uns noch aufhalten. Wir müssen wenigstens soviel davon an Bord haben, eine der Südseeinseln zu erreichen.«
    »Und Munition?«
    »Damit sieht's freilich bös aus«, erwiderte Gentleman John, »denn um keinen Verdacht zu erregen, durfte ich nicht solche Aufträge dafür geben, wie ich gewünscht hätte, doch, denk ich, haben wir genug.«
    »Genug an Bord«, rief Rotkopf, »das kann ich mir denken, aber nicht hier in den Bergen. Wir alle sitzen hier mit kaum genug Pulver und Blei, unsere Gewehre noch einmal zu laden, wenn wir sie abschießen, und würden wir jetzt von drei Polizeisoldaten mit Musketen angefallen, wären wir verloren. Aus der Gefahr mach ich mir nichts, ich denke, das habe ich bewiesen; aber ich muß wenigstens eine Waffe haben, mich zu verteidigen, und so wie jetzt bleib ich keinen Tag länger in den Bergen, und wenn ich die nächste Station plündern müßte, mir Pulver und Blei zu verschaffen.«
    »Das ist nicht ratsam«, entgegnete John, »und würde uns die Leute vor der Zeit auf den Hals hetzen. Doch dem soll abgeholfen werden. Kommt morgen früh mit Tagesanbruch an die leere Rindenhütte, die gleich dort drüben an der Grasbaum-Ebene steht, Rotkopf, und ich will Euch hinreichend Munition für alle Fälle bringen. Seid Ihr damit zufrieden?«
    »Meinetwegen«, brummte der Leutnant, »wenn ich nur wieder Futter für meine Flinte bekomme. Die Känguruhs tanzen einem ja ungestraft auf der Nase herum.«
    »Gut denn«, sagte der Führer, »also morgen früh an der Rindenhütte. Und nun lebt wohl. Ich muß heut abend noch vor Dunkelwerden am Kap Borda sein. Zur bestimmten Zeit schick ich Euch Bradley, und folgt dem, so rasch Ihr irgend könnt.«
    Damit wandte er sich, von den ausgewählten Leuten gefolgt, das Tal hinab, und Rotkopf blieb mit den übrigen unter der Kasuarine zurück.
    »Und was nun?« fragte da einer der Leute, »gehen wir zum Lager zurück, oder habt Ihr sonst irgend etwas für uns zu tun?«
    »Ich?« sagte Rotkopf, »der Kapitän hat Euch, denk ich, Eure Beschäftigung deutlich genug angewiesen - wiederkäuen, bis er Euch rufen läßt.«
    »Aber -.«
    »Kümmert Euch um nichts«, unterbrach ihn der Buschranger-Leutnant, »Ihr habt Zeit genug, Eurer Bequemlichkeit nachzugehen, wenigstens noch für achtundvierzig Stunden Proviant und Wasser bis zur nächsten Dürre - was wollt Ihr mehr?«
    »Branntwein«, sagte einer der Leute mürrisch.
    »Ja so; an den hatte ich nicht gedacht«, sagte Rotkopf lachend, »aber beruhigt Euch nur; der Kapitän hat versprochen, Euch einen Korb Champagner herüberzuschicken, und dem wird er wohl ein Fäßchen Rum beifügen. Seid Ihr damit zufrieden?«
    »Müssen ja
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