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Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)

Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)

Titel: Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
Autoren: Jessica Lobe
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sich, was es außerhalb des Sepua-Gebirges gab. Sie hatte nie die Wüste, das Meer, die Wälder gesehen. Wie schön wäre es, dies´ alles zu Gesicht bekommen zu können.
    Das Baby schrie. Esarys Mutter stillte ihr Kind noch. Doch wenn sie nichts zu essen auftreiben könnten, würde sie verhungern und niemand könnte ihr Jüngstes ernähren. Sie war in den letzten Wochen dünn geworden und hatte kaum Kraft, sich zu bewegen. Sie ging zum Kinderbettchen hinüber, holte das Kleine hinaus und trug es zum Schaukelstuhl, in dem sie bis eben noch geschlafen hatte.
    »Gleich ist es wieder besser, Anum.«
    »Schaut mal!«
    Esarys kleiner Bruder Buto kam aus der Küche gelaufen und hielt ein totes Schneeküken in der Hand. Er ging zu seiner Mutter und reichte es ihr.
    »Danke, Buto! Was würden wir nur ohne dich tun?«
    Keine zehn Jahre war er alt, doch war er ein sehr gewitzter Junge. Er hatte schon immer gerne gebastelt. Eines Tages, lange bevor die fremden Wesen die Umgebung besiedelt hatten, hatte er sich aus einem alten Zweig und einem Gummiband eine Zwille gebaut. Dadurch war er früh zum kleinen Jäger geworden. Er hatte jeden Tag Steinchen gesammelt und damit auf kleine Tiere geschossen. In den letzten Tagen hatte er es am Küchenfenster auf einige Schneeküken abgesehen und sie mit dem Schürhaken zu sich geholt. So hatte er es auch an diesem Tag gemacht. Diese Küken schmeckten nicht sonderlich, aber zumindest hatten sie etwas zu essen. In Zeiten wie diesen durften sie nicht wählerisch sein.
    »Nimmst du das bitte!« Sie reichte das Küken ihrem Mann, der damit in die Küche ging, um es auszunehmen.
    Esary blickte immer noch aus dem Fenster. Früher liefen hier Tiere herum, doch nun sah die Gegend wie ausgestorben aus. Da entdeckte sie in der Ferne einen grauen Schatten, der sich auf das Haus zu bewegte.
    »Mutter!«
    »Was ist denn, mein Kind?«
    »Dort draußen ist etwas.«
    Ihre Mutter stand von ihrem Stuhl auf, immer noch ihr Baby in den Armen haltend, und gesellte sich zu ihrer Tochter an das Fenster.
    »Siehst du es?« Esary deutete in die Ferne.
    »Ja.«
    »Was mag das sein?«
    »Ich weiß es nicht. Jedoch sollte sich dein Vater mit seiner Axt ausrüsten.«
    »Aber er ist noch so schwach. Sollte ich nicht besser ...«
    »Nein! Es ist die Aufgabe deines Vaters, die Familie zu beschützen. Nicht die deine.«
    Wie oft hatte sie davon geträumt, die Axt ihres Vaters in den Händen halten zu können. Doch jedes Mal hatte sie sich eine Standpauke anhören dürfen. Sie sei eine Dame, und Damen hatten keine Waffen zu tragen. Er besaß mehrere Äxte, aber eine hatte es ihr besonders angetan. Es war die stärkste und schönste, die er sein Eigen nennen durfte und die einzige, die er selbst angefertigt hatte. Sie hatte einen wunderschönen Handgriff aus Ebenholz und ihr Kopf bestand aus Bronze.
    »Was um alles in der Welt ist das?«
    Esarys Vater hatte sich mit der Axt hinter den beiden Frauen postiert. Neben ihm stand Buto mit der Zwille in der Hand. Niemand konnte sich anscheinend ausmalen, was auf ihr Heim zukam. Hoffentlich war es nicht eines dieser Wesen. Sie hatten der Familie schon genug Leid gebracht. Esary kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, zu wem oder was der Schatten gehörte.
    »Oh, mein Gott!« Sie sprang von ihrem Stuhl auf, womit sie das Baby erschrak und es zu schreien begann. »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich bei ihrer Mutter, die damit beschäftigt war, ihr Kleines zu beruhigen. »Aber da draußen ...« Sie lief zur Tür hinaus.
    »Bist du denn des Wahnsinns, Kind?« Ihr Vater folgte ihr. »Komm´ sofort wieder ins Haus!«
    Das, was sich auf ihr Haus zu bewegt hatte, war ein Pferd gewesen, welches seinen Reiter auf dem Rücken mit sich trug. Esary streichelte es. Es fühlte sich eiskalt an.
    »Sieh´ doch nur, Vater. Es friert so fürchterlich. Wir müssen uns um die beiden kümmern.«
    Sie konnten das Pferd nicht draußen stehen lassen, also breiteten sie auf dem Küchenboden eine Decke aus, um ihm dort Unterschlupf zu gewähren. Der junge Mann wurde in ein Bett gelegt. Sein Gesicht war blau und seine Glieder steif vor Kälte. Esary war dabei, Wasser aufzusetzen, damit sie heiße Umschläge machen konnte. Da hörte sie ein leises Stöhnen. Der Fremde kam zu sich.
     
    Allans Augen schmerzten beim Öffnen. Es dauerte, bis er sich an das Licht gewöhnt hatte.
    »Mein Name ist Eorewyn und das ist meine Tochter Esary«, sagte eine der beiden Frauen, die er zu Gesicht bekam. »Und
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