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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit
Autoren: Dawn Cook
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schmal. »Also …« Sie beugte sich vor, um nach dem unter einer Decke versteckten Klumpen hinter Strell zu spähen. »Was macht ihr hier?«
    »Nichts«, sagte Lodesh. »Hättest du gern einen Schluck Tee? Ich habe ihn frisch gekocht. Schön heiß.«
    Sie beobachtete Strell scharf, während Lodesh Tee in einen seiner übergroßen Becher goss.
    »Bitte«, bot ihr Strell viel zu hastig den Becher an.
    Alissa ignorierte ihn und schnupperte. Irgendetwas roch verbrannt. Aber es hing nichts über dem Feuer. Das war bis auf die Glut heruntergebrannt. Argwöhnisch umrundete sie den kleinen Lagerplatz in winzigen Schritten, und ihre neuen Stiefel zerdrückten knirschend das Laub. Es sah ganz so aus, als hätten sie die Nacht hier draußen verbracht – ohne sie. »Also schön. Was geht hier vor?«
    »Ehrlich, Alissa«, flehte Strell und trat von dem Klumpen unter seiner Decke zurück. »Ich verspreche dir, es ist nicht, was …«
    Alissa schoss um ihn herum, riss die Decke hoch und fand …
    »Oh, wie abscheulich!«, rief sie aus und starrte entsetzt auf ein großes, tropfendes Stück Fleisch auf einem Bratspieß. Hinter Connen-Neute erhob sich das leise, klägliche Ba-a-a-a eines ungewöhnlich spät geborenen Lämmchens. Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte die Männer an. »Ihr habt seine Mutter gebraten?«
    Lodesh und Strell wechselten einen Blick. »Äh, wir haben ein Geschenk für dich«, sagte Strell. »Aber leider«, sagte er mit wenig überzeugendem Seufzen, »hast du uns ertappt.« Er wand sich unter ihrem ungläubigen Blick und kniete sich neben Connen-Neute. »Gib mir das kleine Schaf«, flüsterte er, und Connen-Neute runzelte die Stirn. »Nun gib mir schon das verdammte Schafbaby!«, knurrte Strell.
    Aus dem Augenwinkel sah Alissa, wie Nutzlos versuchte, sein Lachen zu unterdrücken. Sie fand das alles überhaupt nicht komisch. Connen-Neute schürzte die Lippen, und mit Blicken, die wie tödliche Pfeile aus seinen Augen schossen, griff er hinter sich und zog das Lamm aus einem Korb.
    Strell stand auf und drückte das strampelnde Lamm an sich. Es warf den Kopf herum und traf ihn an der Brust. Seine winzigen schwarzen Hufe traten vergeblich um sich. Trotz Alissas Gegenwehr weichte ihr Zorn auf, vertrieben vom Anblick dieses hilflosen Wesens.
    »Den Kleinen hier haben wir gestern Nacht in den Hügeln gefunden.« Lodesh trat vor. »Seine Sanftmut und sein liebreizender Anblick ließen uns sofort an dich denken.«
    Alissa zog die Augenbrauen hoch, und Nutzlos hüstelte, um ein Lachen zu überspielen. Unbeirrt fuhr Lodesh fort: »Und da seine Mutter tragischerweise den Tod gefunden hatte – wer weiß, wodurch? –, dachten wir alle: Wer könnte das arme Ding besser großziehen als du?«
    »Tragischerweise den Tod gefunden?«, wiederholte Alissa säuerlich, und Strell trat ein Stück beiseite, um ihr die Sicht auf den dampfenden, gerösteten Kadaver zu nehmen.
    »Das«, erklärte Lodesh mit Grandezza, »ist meine Geschichte, meine Teuerste, und an der halte ich fest.«
    Sie zeigte auf den Kadaver. »Und was ist das? «
    »Eine Feuerbestattung«, platzte Strell heraus, und Nutzlos wandte sich ab, weil er vor stummem Lachen bebte.
    Das Lamm wand sich und wäre Strell beinahe entwischt, weil er es nicht richtig festgehalten hatte. »Ach, gib schon her«, sagte sie und nahm es ihm ungeduldig ab. »Du hältst es ganz falsch.« Das winzige Ding unternahm einen letzten Fluchtversuch und machte es sich dann in ihren Armen gemütlich. Der Duft von Schafsdung, Astern und Erde stieg ihr in die Nase und brachte Erinnerungen an lange Nachmittage voller Sonne und Wind und offener Wiesen mit sich – und an zu Hause. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie die Nase in die kitzelige, warme Wolle steckte.
    »Ach, Alissa.« Strell berührte sie an der Schulter, und sie schüttelte den Kopf und schloss ihre Gefühle sicher weg.
    »Ich kann nicht glauben, dass ihr den kleinen Kerl einfach essen wolltet«, murmelte Alissa.
    »Wir wollten ihn nicht essen«, sagte Connen-Neute. »Jedenfalls nicht, ohne ihn vorher zu mästen.«
    Lodeshs Handfläche traf mit hallendem Klatschen auf seine Stirn, und er wandte sich ab. Strell trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Kralle verließ Connen-Neute und gesellte sich zu Nutzlos.
    Alissa drückte Connen-Neutes Imbiss fester an sich. »Ich habe dazu nur eines zu sagen.« Ihr Fuß stupste den gerösteten Kadaver an. »Nur zu«, sagte sie, und Strell und Lodesh wechselten einen
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