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Alison Wonderland

Alison Wonderland

Titel: Alison Wonderland
Autoren: Helen Smith
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entspannt. Ich mache die Zentralheizung an und bestehe darauf, dass er die Badezimmertür offen lässt für den Fall, dass er unter Schock steht, im Schaum versinkt, sein Bewusstsein verliert und ertrinkt. Als er aus dem Bad kommt, rosa und am Leben, führe ich ihn in die Küche, um seinen Tee fertig zu machen und nehme selbst eine schnelle Dusche.
    Er sieht verletzlich aus, während er so am Tisch sitzt und auf mich wartet, meinen Morgenmantel über seinem grauen T-Shirt und den Boxershorts, die ich aus dem Wäscheschrank unten in seiner Wohnung geholt habe. Er starrt auf die pinke Rose, die ich für ihn aus meinem Garten hereingebracht habe. Er erzählte mir einmal, dass das Emblem der Alchimisten, der Vorväter der modernen Erfinder, eine Rose mit sieben Blütenblättern war. Im Interesse historischer Genauigkeit entfernte ich eines der Blütenblätter von meiner Rose, bevor ich sie ihm zeigte.
    »Geh nicht«, sage ich, als ich im Schlafanzug aus dem Bad komme. »Bleib hier bei mir.«
    Ich werde ihn dazu bringen, mit mir in meinem Bett zu schlafen und werde ihn in meinen Armen halten und ihn knuddeln wie in
Babes in the Wood
. Das Bettzeug in meinem Bett ist frisch und sauber, weil ich bei Taron geschlafen habe. Ich zünde die Kerzen im Schlafzimmer an, teils weil es beruhigend ist, teils weil verschwommenes Licht schmeichelhaft ist. Seine Augen sind sehr dunkel und er sitzt gehorsam wie ein Kind auf dem Bettrand, wo ich ihn hingesetzt habe, und beobachtet mich, wie ich herumlaufeund das Streichholz an die Kerzen halte. Ich schiebe ihn ein bisschen auf die andere Seite des Betts und ziehe die Tagesdecke über uns. Ich werde mich um ihn kümmern, um all die Zeit wiedergutzumachen, in der ich ihn nicht genug geliebt habe. Ich stütze mich auf meinen linken Ellbogen, lege meinen rechten Arm um seine Rippen und lasse meine Hand neben seinem Schulterblatt liegen. Mit dem Mund berühre ich sein Gesicht. »Baby«, flüstere ich und beginne, ihm durch die Haare zu streichen.
    Er rollt mich auf meinen Rücken, drückt meine Brustwarzen, steckt seine Zunge in meinen Mund, lässt seine Hand über den Stoff des Seidenschlafanzugs zwischen meinen Beinen gleiten. Ihr kennt den Rest. Es war absolut nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Man kann Sex mit Fremden haben oder man kann Sex mit jemandem haben, den man liebt, aber man sollte niemals Sex haben mit seinen Freunden. Das ist zu intim. Ich weiß, dass mein Gesichtsausdruck sich verändert, wenn ich Sex habe; er wird weicher, mein Mund verzieht sich. Ich drücke meinen Handballen gegen meine untere Lippe. Sie ist sehr weich, wie ein Kissen. Ich versuche, mir in die Hand zu beißen, um nicht die Geräusche zu machen, die ich beim Sex mache, aber er zieht meine Hand weg. Wie kann ich ihm jemals wieder aus der Zeitung vorlesen und über Erfindungen reden, nachdem sein Körper in meinem drin war und ich seinen Namen in meinem Bett geschrien habe? Ich sage seinen Namen wie ein Geständnis. Seine Haut ist sehr weich, seine Haare sind im Nacken feucht.
Jetzt weiß ich, wie du aussiehst, wenn du mit jemandem schläfst
, denke ich.
    »Du bist lieb«, sage ich.
    »Ich liebe dich auch«, sagt er, meine Hand haltend, während er einschläft.

Kapitel 30 – Phoebes Mutter
    Taron, Phoebe und ich liegen in Tarons Schlafzimmer. Violett und rot gestrichene Wände hängen voller aufwendig bestickter Kleider aus goldenen, orangenen, roten, gelben, indigofarbenen, blauen und schwarzen Garnen, genäht von chinesischen oder indischen Händen, gesucht und gefunden von Taron in fantasievoll bestückten Läden in Covent Garden und in Seitenstraßen nahe Tottenham Court Road. Taron, Phoebe und ich liegen auf ihrem über zwei Meter breiten Emperor-Wasserbett, Phoebe in der Mitte, leicht wippend auf den sanften Wellen, die wir auf dem thermostatisch gesteuerten, nicht salzigen Meer erzeugen, das Taron mit einer original aus Java kommenden Patchwork-Batikdecke bedeckt hat. Eine Vase neben dem Bett ist vollgestopft mit Pfauenfedern. Die hippiehafte Geburtsfestdekoration des Raumes lässt mich vermuten, dass Taron damit die Angst kompensiert, dass sich ihre eigenen reproduktiven Organe wegen ihrer Lügen und ihres exzessiven Drogenkonsums vielleicht als unbrauchbar erweisen.
    Phoebe atmet sehr tief, ihre Augen sind geschlossen. Sie rührt sich nicht. Wir sind hier und versuchen eine Vision von Phoebes Mutter heraufzubeschwören. Taron will Phoebes richtigen Namen wissen und wie ihre Mutter aussieht.
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