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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3
Autoren: Frank Borsch
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sind keine Haarspaltereien. Das ist der Schlüssel für unser Überleben. Wir müssen für ein Gleichgewicht der Kräfte sorgen.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Sieh!«
    Rodrigo schloss die Augen. Ein neues Bild erschien, nahm die gesamte Fläche der Cockpitscheibe ein. Es musste von einem Patronenschiff stammen. Am unteren Rand erstreckte sich die Erde: blau, an einer Seite begrenzt von Land. Der Pazifik. In der Mitte des Bildes erstreckte sich ein zweiter Ozean, gebildet aus unzähligen weiteren Patronenschiffen. Auch hier gab es eine Grenze: ein riesiger, bedrohlicher Schatten am Horizont. Wilbur brauchte einen Moment, bis er ihn erkannte: Es war das Schiff der Seelenspringer, mit dem alles begonnen hatte. Das Schiff, das mit seinen Artefakten die Stadt der Aliens am Grund des Pazifiks begründet hatte, der Leitstern, dem Wilbur seit Jahren hinterhergehechelt war. Das Schiff
war an jedem Tag dieser Jahre gewachsen, als lebe es. Inzwischen durchmaß es über einen Kilometer.
    Die Lichtpfeile fielen der Erde entgegen, dem Ozean des Abwehrnetzes.
    Der Ozean schien es nicht zu bemerken. Er ruhte. Dann - im selben Moment, in dem Rodrigos Hände wieder über seine eingebildete Tastatur huschten - kam Bewegung in den Ozean. Das Meer bäumte sich auf. Patronenschiffe nahmen abrupt Fahrt auf, fanden sich zu Gruppen und Haufen zusammen, die Wilbur an Schwärme von Fischen erinnerten. Und die Schwärme stellten sich den Lichtpfeilen der Angreifer entgegen. Die Pfeile versuchten ihnen auszuweichen, aber ihre Anstrengungen blieben vergeblich. Zu groß war ihre Geschwindigkeit, mit der sie der Erde entgegenrasten, als dass mehr als minimale Kursänderungen möglich gewesen wären. Die Schwärme der Verteidiger hielten mühelos mit ihnen Schritt.
    Und dann prallten sie zusammen. Dutzende, Hunderte neuer Sterne glühten gleichzeitig auf, als die Angreifer in die Patronenschiffe rasten, sie in Millionen von Trümmern zerschlugen, die Wucht der Kollisionen sie selbst in Millionen Trümmer zerbersten ließ. Einige Augenblicke später erstarben die Sterne, und an ihre Stelle trat eine tiefe Schwärze, aus der das hervorschoss, was von den Schiffen geblieben war. Eine zweite Welle wogte heran, brach sich in den Reihen der Verteidiger, dann eine dritte, schließlich eine vierte. Wilburs Augen tränten. Nicht aus Angst um die Erde, sagte er sich, denn ein Golf-Amerikaner weinte nicht. Nein, es waren die grellen Explosionen, in denen die neuen Sonnen erblühten. Die Lichtblitze fraßen sich in seine Netzhaut, lebten dort weiter, lange, nachdem sie im Orbit um die Erde erloschen waren. Sie tanzten, sprangen auf mit jedem Blinzeln, wechselten die Farben, waren einen Augenblick gelb, dann weiß, dann grün, blau, rot. Die Erde versank in der bodenlosen Schwärze zwischen den tanzenden Lichtblitzen, als hätte sie zu existieren aufgehört.

    Wilbur schloss die Augen.
    Er konnte es nicht mehr länger mit ansehen.
    Er war nur ein Mensch.
    Aus der Ferne, dem langen Gang, aus dem das Innere der Superhero bestand, drang Keuchen, unterbrochen von Flüchen. Es kam von Rodrigo, dem Körper, der das Ringen seines Herrn auslebte. Wilbur konzentrierte sich darauf, verfolgte den Kampf im Orbit auf die einzige Weise, die ihm erträglich war: mit dem Gehör. Schweiß brach ihm aus. Er ertappte sich, dass er den Atem anhielt, wenn Rodrigo es tat, dass er aufschrie, wenn Rodrigo aufschrie. Und schließlich kam der Schrei, auf den er gehofft hatte: der des Siegers.
    Wilbur öffnete die Augen.
    Immer noch tanzten die bunten Schemen in seiner Wahrnehmung, aber sie waren blass und kraftlos geworden. Wilbur sah ohne Mühe durch sie hindurch. Er erblickte die Schwärze des Alls und in ihrer Mitte, unversehrt, in ihrer ganzen Pracht, die Wilbur erst in diesem Augenblick verstand, die Erde.
    »Du hast es geschafft!«, flüsterte er. »Verdammt, Rodrigo, du hast es geschafft!« Er wandte sich zum Sitz des Copiloten, über dem Rodrigo, die Projektion, schwebte. Der Lauscher war halb durchsichtig. Er flackerte, als hätte er sich beim Zurückschlagen der Seelenbewahrer um ein Haar selbst verzehrt. Doch Wilbur machte sich keine Sorgen. Rodrigo lächelte, wie nur ein Mensch lächelte, der über seine Grenzen hinausgegangen war und festgestellt hat, dass es für ihn keine Grenzen mehr gab.
    Rodrigo schüttelte langsam den Kopf. »Noch nicht ganz.« Er deutete auf das Display.
    Ein letzter Schwarm Angreifer näherte sich der Erde. Aber was machte das schon? Rodrigo würde
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