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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3
Autoren: Frank Borsch
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Japaner.
    Über Heros Helmkamera verfolgte Wilbur, wie die Schleuse langsam, dann mit einem abrupten Schwung aufging.
    »Ich gehe rein.« Hero atmete schwer. »Drückt mir die Daumen!«

    »Tun wir!«, versicherte Rodrigo - und hielt sein Wort: Die Projektion drückte beide Daumen so fest, dass die Finger sich weiß verfärbten. Es war der absurdeste Anblick, den Wilbur seit Langem gesehen hatte. Und, wenn er es sich recht überlegte, hatte er in letzter Zeit wenig gesehen, das nicht absurd gewesen wäre.
    Hero glitt in die offene Schleuse des Patronenschiffs.
    »Wilbur, pass auf, dass wir nicht abdriften!«, wandte sich Rodrigo an ihn.
    »Klar«, brachte Wilbur hervor und schluckte den Rest, der ihm auf der Zunge lag, herunter. Was bildete sich Rodrigo ein? Sie waren im Vakuum, nicht auf See. Waren Vektor und Geschwindigkeit von zwei Objekten erst einmal angeglichen, gab es fürs Erste nichts mehr zu tun. Und fürs Erste hieß in diesem Zusammenhang für die nächsten Millionen Jahre. Rodrigo musste nervös sein. Das war die Erklärung. Wilbur schielte zu dem ehemaligen Lauscher herüber. Er drückte jetzt nicht mehr die Daumen, sondern rieb sich die Hände, als könne er es kaum ertragen, untätig dazusitzen.
    Hero kam nicht weit. Kaum war er in das Patronenschiff eingedrungen, versperrte ihm eine Wand den Weg. »Rodrigo, Wilbur - es ist eine Schleuse!«, rief Hero. Seine Stimme war hoch und aufgeregt. Seit sie die Erde hinter sich gelassen hatten, wirkte der Japaner wie ausgewechselt. Von der alten Zurückhaltung war wenig geblieben. Rodrigo dagegen schien den umgekehrten Weg zu gehen: Der ehemals ausgelassene Brasilianer wurde mit jedem Tag schweigsamer und zog sich in sich selbst zurück - oder in das Netz der Seelenspringer? Und wenn es so war, machte es einen Unterschied?
    »Gut«, antwortete Rodrigo. »Das stimmt mit dem überein, was ich aus dem Alien-Netz herausquetschen konnte. Ich schließe jetzt das äußere Schleusentor.«
    »In Ordnung!«
    Das Tor der Schleuse schwang zu, schloss Hero ein. Sie hörten ein Zischen. »Luft!«, rief Hero. »Die Schleuse wird geflutet!«

    »Ich öffne jetzt das innere Tor«, kündigte Rodrigo an, als das Zischen aufgehört hatte. Er schloss wieder die Augen. Einige Momente lang geschah nichts. Wilbur starrte auf das Bild, das Heros Helmkamera übertrug, eine belanglose graue Fläche, gefangen im Kegel von Heros Scheinwerfer. Und dahinter … gut möglich, dass Rodrigo mit seiner verrückten Idee recht behielt. Eine Schleuse in einer Apparatur, die nur einem Zweck diente: als winziges Element eines automatisierten Verteidigungswalls Angreifer zu zerstören und dabei sich selbst. Eine Schleuse und Luft. Das ergab keinen Sinn. Es sei denn …
    Das innere Schleusentor schwang auf. Heros Scheinwerferkegel tastete über einen großen, runden Raum. Er musste die gesamte Breite des Patronenschiffs einnehmen. Hero stieß sich ab, schwebte in den Raum. Der Scheinwerferkegel schwankte, blieb schließlich über einem Punkt fixiert. Glas glänzte, streute einen Teil des Lichts. Es bildete einen Kasten. Und in dem Kasten …
    »Eine Stasisbank!«, riefen Hero und Rodrigo gleichzeitig.
    Wilbur schwieg, besah sich die Vorrichtung genauer. Ja, sie hatten recht. Es war eine Stasisvorrichtung, wie jene, in der die Seelenspringer Diane gelagert hatten, um ihren Krebs aufzuhalten. Nur dass Diane einen passenderen Namen dafür gehabt hatte: »Schneewittchensarg«.
    Heros Scheinwerferkegel fiel auf weitere Stasisbänke. »Zehn Stück!«, flüsterte er mit einer Atemlosigkeit, die seine Aufregung verriet. »Und zwei von ihnen sind belegt. Es müssen Seelenspringer sein.« Der Kegel seines Scheinwerfers kam auf einer Frau zum Ruhen. Sie war Asiatin und jung. Wilbur schätzte sie auf zwanzig, vielleicht fünfundzwanzig. Sie lag seitlich auf der Stasisbank, die Hände als Kissen unter den Kopf gelegt, als döse sie. Der Scheinwerferkegel machte einen Ruck und hielt bei dem zweiten Seelenspringer an. Es war ein Mann, so jung wie die Frau, mit brauner Haut. Er erinnerte Wilbur an Rodrigo.
    Was hatte das zu bedeuten? Die Patronenschiffe dienten der Abwehr der Seelenbewahrer. Daran gab es keinen Zweifel.
Ebenso wenig wie daran, dass sie nicht autonom, sondern nach den Befehlen einer Zentrale handelten. Rodrigo hatte mithilfe der Superhero diese Funktion übernommen. 60 000 Patronenschiffe gehorchten seinen Anweisungen. Sie waren dazu bestimmt, sich im Falle eines Angriffs selbst zu zerstören. Was also
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