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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II
Autoren: Robert Thurston
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der Rückkehr ins Leben den Verstand verloren. Wie die Dinge lagen, dachte ich, es sei nur kurze Zeit später, Tripletts Schuß habe kein lebenswichtiges Organ verletzt und ich befände mich immer noch in meinem früheren Körper.
    »Alicia!« sagte ich. »Wie geht es ihr? Wo ist sie? Ist sie gesund?« Das Lächeln des Mannes deutete an, er würde mich mit Wonne foltern, aber er antwortete: »Tut mir leid, diese Frage kann ich nicht beantworten. Ich …«
    »Sie müssen! Ich …«
    »Ich wollte sagen, daß ich es einfach nicht weiß. Ich bin mir nicht einmal sicher, wer Alicia ist – oder war. Als wir Sie fanden, waren Sie völlig allein und völlig tot.«
    »Dann ist ihr vielleicht nichts geschehen. Ich muß zu ihr. Ich …« Ich versuchte, mich zu bewegen, aber es gelang mir nicht. Mein Körper wollte mir nicht gehorchen. Zuerst dachte ich, Tripletts Schuß habe mich gelähmt, dann blickte ich hinunter zu meinen Füßen und dachte: Das sind nicht meine Füße. Sie sind zu lang, zu breit, – und dann wurde mir natürlich alles klar. Wie der Mann gesagt hatte, war ich völlig tot gewesen. Auf was ich jetzt niedersah, war ein fremder, ein frischer, ein erneuerter Körper.
    Ich begann zu lachen. Ich konnte nicht anders.
    Mein Besucher wartete ruhig ab. Wahrscheinlich verstand er die Gründe für mein blödsinniges Gelächter. Als ich mich beruhigt hatte, fragte ich: »Dann war sonst niemand dort, in der Wohnung?«
    »Nicht in der Wohnung.«
    Schmerz preßte mir die Brust zusammen.
    »Es gefällt mir nicht, wie Sie das sagen. Nicht in der Wohnung. Irgendwo anders?«
    »Auf der Straße lag ein toter Mann, das ist alles. Wir haben nie Gewißheit darüber erlangt, ob er mit Ihrem Tod zu tun hatte.«
    »Gorman Triplett.«
    »Lassen Sie mich nachsehen.« Er schlug einen Aktendeckel auf, den er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte. »So lautete der Name des Mannes, ja. Ein unbedeutender Revolutionär, ein Attentäter. Hatte zu seiner Zeit einen ziemlichen Ruf. Höheren Orts hat es einige Seufzer der Erleichterung gegeben.«
    »Aber nirgendwo war eine Frau? Es ist keine tote Frau gefunden worden?«
    »Keine Frau. Das scheint Sie zu freuen. Ich bin mir nicht ganz sicher, warum Sie sich mehr Gedanken über diese Frau machen als über die merkwürdige Tatsache, daß Sie erneuert worden sind. Ich hätte gedacht, das vor allem würde Sie beschäftigen, und …«
    »Ach, halten Sie den Mund! Es ist mir scheißegal. Und ich bin überzeugt, Sie werden es mir sagen.«
    »Dann war die Frau außerordentlich wichtig. Der einzige weibliche Name, der in Ihrem Dossier eine bedeutende Rolle spielt, ist Nancy Donner.«
    Von neuem packte mich die Angst. Ich fürchtete, dieser Mann werde mir etwas Entsetzliches über Nancy Donner berichten.
    »Ja, Nancy.« Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. »Was ist denn aus ihr geworden?«
    »Darüber weiß ich nichts, tut mir leid. Wir haben nie eine Spur von ihr gefunden.«
    »Sie sagte, vielleicht würden Sie sie nie finden.«
    »Wir können sie immer noch finden.«
    Absichtlich sprach er unheilverkündend. Ich entschloß mich dafür, ihn zu ignorieren.
    »Welcher sind Sie?« fragte ich.
    »Was meinen Sie?«
    »Ich bin so an zwei von Ihrer Sorte gewöhnt. Ich dachte an Ihren Partner und wer wer sei, weil ich Sie nie auseinanderhalten konnte.«
    Schmerz in seinen Augen. Beinahe bereute ich meine Roheit.
    »Sie haben ihn umgebracht. Sie und Ihr Partner. Er wurde in einem Kampf mit Ihrem Verbündeten getötet und konnte nicht erneuert werden. Daran ist ihre massenmörderische Tätigkeit in der Erneuerungskammer schuld.«
    »Und Stacy? Wurde er auch getötet?«
    »Ich glaube, das wissen Sie.«
    Meine Kontrolle über den neuen Körper war zu schwach. Ich begann ebenso hysterisch zu weinen, wie ich kurz vorher noch gelacht hatte.
     

 
14
     
    Der Name des Mannes war Michael. Es machte mir immer noch Mühe, in ihm etwas anderes als bloß einen unserer Schatten zu sehen; das war er so lange für mich gewesen. Er machte mich für den Tod seines Partners verantwortlich, dessen Namen er nie erwähnte, und ich konnte seinen Zorn verstehen. Ich brauchte nur an mich selbst und Stacy oder an Triplett und Richard zu denken. Eine Weile war ich besessen von einer seltsamen Theorie über männliche Paare. Inzwischen habe ich sie vergessen.
    Michael hatte für meine Erneuerung gesorgt, und er hatte sich deswegen an verschiedene Stellen wenden müssen. An diesem ersten Tag verging lange Zeit, bis ich ihn
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