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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II
Autoren: Robert Thurston
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aber auf den Namen Nancy Donner.«
    »Nun, Ben meint, er könne mir eine neue Identität beschaffen. Wir können in den noch übriggebliebenen Wildnissen dieses großen Landes verschwinden.«
    »Sicher. Ich freue mich darauf.«
    Sie stellte den Würfelbecher hin.
    »Mein Vater hat mich einmal auf eine Reise in den Westen mitgenommen. Es hat mir dort gefallen, besonders das Gebiet, das früher Colorado genannt wurde. Vielleicht wird es immer noch Colorado genannt, es sind nicht viele Namen geändert worden. Diese Reise machten wir, kurz nachdem du uns in Cleveland im Stich gelassen hattest.«
    »Im Stich gelassen?«
    »Ich war wütend auf dich. Wütend auf meinen Onkel Voss, weil er mich dazu gebracht hatte, ihn zu lieben, und dann fortging, ohne sich noch einmal umzusehen. Ich glaube, ich wußte, daß meine richtigen Onkel nicht viel Interesse für mich hatten und daß mein Vater mir seine Liebe niemals zeigen würde. Er tat es auch nie. Nur als er mich verließ, an dem Tag, als er zu den Sternen aufbrach, nachdem er seine Tochter betreut hatte, bis sie ein vernünftiges Alter erreichte. Komisch, wie meine Kindheitserinnerungen an die beiden Menschen, die ich am meisten geliebt habe, immer darum kreisen, daß sie mich verlassen – du in Cleveland, mein Vater bei seinem Aufbruch in den Raum.«
    »Wie hat er das gemacht?«
    »Was soll er gemacht haben?«
    »Wie hat er dir seine Liebe an diesem Tag gezeigt?«
    Lange Zeit sah sie mich nur an.
    »Ich möchte es dir in diesem Augenblick nicht erzählen. Ich muß für eine Weile hier heraus. Ich komme bald wieder.«
    Sie blickte nicht zurück, als sie das Zimmer verließ. Ich öffnete meinen Mund, um ihr zu sagen, sie solle bleiben, aber ich brachte es nicht über die Lippen.
    Fast sofort schlief ich ein. Seit der Mission hatte ich viel geschlafen, immer nur für kurze Zeit, und dann wurde ich mit einem Ruck wieder wach, versuchte, mich zu konzentrieren, und schlief von neuem ein.
    Als ich aus einem schlechten Traum, an den ich mich nicht erinnere, erwachte, glaubte ich, in einen anderen schlechten Traum geraten zu sein.
    Gorman Triplett stand vor mir, die Tür hinter ihm war offen.
    Als mir klar wurde, daß ich nicht träumte, war mein erster Gedanke: Warum hat Alicia die Tür nicht abgeschlossen?
    »Hübsche Wohnung«, bemerkte Triplett. »Nicht ganz das, was ich erwartet hatte, aber recht hübsch.«
    »Ich freue mich, daß sie dir gefällt. Übrigens würde die Einrichtung besser zu deiner Persönlichkeit passen als zu meiner. Sie hat früher einmal einem Tellerwäscher gehört.«
    »Langsam gewöhne ich mich an deine dummen Witze.«
    »Vielleicht sind wir dazu bestimmt, Freunde zu werden, Triplett.«
    »Aber sicher. Weißt du was? Ich habe von deinen Heldentaten gehört und wollte dir gratulieren.«
    »Bitte, tu es nicht.«
    »Okay, dann will ich es lassen. Außerdem ist es Zeit.«
    »Zeit wozu?«
    »Der Bart ist ab. Du hast keinen Wert mehr für den Untergrund. Ich bin hier, um dich zu töten.«
    »Laß den Unsinn, Triplett. Kein Mensch spaziert in ein Zimmer und kündigt an, daß er …«
    »Ich schon.«
    Er hatte die Hand gehoben und mir die Waffe gezeigt und sie abgefeuert, bevor ich mich aus meinem Sessel erheben konnte.
    Das Bild vor meinen Augen verschwamm. Ich empfand kaum Schmerz. Alicia stand im Eingang und schrie. Triplett drehte sich um und richtete die Pistole auf sie, als das Licht völlig aus meinen Augen verschwand. In der Sekunde, bevor ich starb, dachte ich, daß ich sterben würde und nichts für Alicia tun konnte. Ich glaube, ich kam mir außerdem furchtbar dämlich vor.
     

 
13
     
    »Zum Teufel, was tun Sie hier?« waren meine ersten Worte, als ich ins Bewußtsein zurückgeholt worden war. Ich sah in das Gesicht eines der beiden Männer hoch, die Stacy und mich so lange beschattet hatten. Wie üblich konnte ich nicht sagen, welcher von beiden es war, obwohl ich wußte, daß nur noch einer lebte. Ob dieser hier ein drittes Exemplar war? Der Mann selbst brachte mich schnell von diesem Gedanken ab.
    »Ich habe beantragt, bei Ihrer Erweckung anwesend zu sein.«
    In meinem Kopf herrschte Nebel. Ich hatte kein Zeitgefühl. Da die einzelne Seele die Periode der Dunkelheit nicht bewußt erlebt, hatte ich auch keine Erinnerung daran, gerade eine hinter mich gebracht zu haben. Ich bin froh, daß ich in dieser Zeit nicht bei Bewußtsein war. Was ich vor meinem Tod gesehen hatte, wäre in mein Gedächtnis eingeätzt gewesen; wahrscheinlich hätte ich bei
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