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Alibi in High Heels (German Edition)

Alibi in High Heels (German Edition)

Titel: Alibi in High Heels (German Edition)
Autoren: Gemma Halliday
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noch kritzelnd den Raum.
    Mit offenem Mund und Tränen in den Augen starrte ich ihr nach. Drei Monate lang keine hohen Absätze? Konnte dieser Tag noch schlimmer werden?
    Wie als Antwort auf meine Frage flog die Tür auf.
    »Oh, mein armes Baby!«
    Ich blickte hoch und sah meine Mutter ins Zimmer stürzen, den Kopf gesenkt, die Arme ausgestreckt, um mich so fest zu umarmen, dass ich fürchtete, meine Rippen würden brechen.
    »Oh, mein Baby, wie geht es dir?«
    »Alles in Ordnung, mir geht’s gut.« Na ja …
    »Ich bin sofort nach Mrs Rosenblatts Anruf losgefahren. Oh, mein armes Baby, du hättest tot sein können!«
    »Es war diese blöde Gangschaltung«, sagte Mrs R. »Da unten sind zu viele Pedale. Ich wusste nicht, welches ich wann treten musste. Man sollte wirklich weniger Pedale in diese Sportwagen einbauen.«
    »Mom, ich bekomme keine Luft.«
    »Oh, tut mir leid.« Erst als Mom zurücktrat, sah ich ihre Aufmachung.
    Ich liebe meine Mutter sehr, aber ich bin froh, dass ich nicht ihren Sinn für Mode geerbt habe. Mehr sage ich nicht. Heute trug sie eine schmale, enge Jeans (die offensichtlich für jemanden gemacht worden war, der drei Kleidergrößen kleiner trug als sie), eine Bluse, die über und über mit winzigen weißen Rüschen verziert war, und schwarze Basketballschuhe von LA Gear, wie man sie zuletzt in einem Video von MC Hammer im Jahre 1989 gesehen hat. Aber die Krönung war ein Lippenstift, dessen Farbe ich nur als Neonmagenta beschreiben kann, und blauer Lidschatten, den sie bis hoch zu den gezupften Augenbrauen aufgetragen hatte. Als ich fünfzehn war, habe ich Bewerbungen an Oprah, Ricki Lake und Jenny Jones geschickt, in der Hoffnung, sie würden Mom in eine ihrer »Bitte stylt meine Mutter um«-Shows aufnehmen. Doch dieses Glück war mir leider nie vergönnt gewesen. Heutzutage litt ich im Stillen.
    Mom musterte meinen Gips. »Wie schlimm ist es, Liebes?«
    »Nicht so schlimm«, sagte ich tapfer. Okay, gut, es war wohl eher Verdrängung als Tapferkeit.
    »Es gibt doch heutzutage total schicke Turnschuhe«, sagte meine Mutter. Mein Blick fiel auf ihre Basketballstiefel, und mir kamen wieder die Tränen.
    »Ballerinas!«, meldete sich Mrs R. zu Wort. »Die sind jetzt der letzte Schrei. Letzte Woche hatte ich eine Aura-Lesung in Venice Beach. Da haben sie alle jungen Mädchen getragen.«
    Ich schniefte. »Glaubst du?«
    »Na klar. Du wirst entzückend darin aussehen.«
    Ich seufzte. »Paris ohne Absätze, das ist nicht dasselbe.«
    »Oh, aber du wirst jetzt nicht mehr nach Paris reisen können, auf keinen Fall«, sagte meine Mutter, den Gips musternd.
    »Hoho!« Ich hielt beide Hände hoch. Woraufhin natürlich die Krücken aus meinen Achseln rutschten und klappernd auf den Boden fielen. »Ich fliege trotzdem nach Paris, das steht fest.«
    »Maddie, du kannst ja nicht einmal gehen!«
    »Dafür habe ich ja die Krücken.«
    Mom sah hinunter auf den Boden, dann blickte sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Was ist denn? Die Ärztin sagt, ich werde mich daran gewöhnen.«
    »Maddie, du kannst unmöglich in diesem Zustand ins Ausland reisen. Liebes, was ist mit deinem Gepäck? Und wie kommst du durch die Flughäfen? Durch den Zoll? Wie willst du dich überhaupt fortbewegen?«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. »Ich finde schon eine Lösung.« Irgendeine.
    Doch ich musste zugeben, dass sie nicht unrecht hatte. Je mehr ich darüber nachdachte, wie ich die Wege im Flughafen hier in Los Angeles und erst recht in Frankreich mit dem schweren Gips bewältigen sollte, desto heftiger pochte mein Bein und dröhnte mir der Kopf. Auf einmal brauchte ich ganz dringend den Trost eines zweiten Riesentellers Nachos.
    Aber ich sollte verdammt sein, wenn der blöde Gips mich davon abhalten würde, an der Fashion Week teilzunehmen.
    »Ich fliege auf jeden Fall. Jean Luc zählt auf mich. Mein Flug geht dieses Wochenende. Ich kann jetzt nicht plötzlich einen Rückzieher machen.«
    Mom schürzte die Lippen, verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte mich mit einem langen Blick. »Na gut. In Ordnung.«
    Im Stillen stieß ich einen Seufzer der Erleichterung aus. »Danke.«
    »Dann komme ich mit.«
    »Wie bitte?«
    »Maddie, ich lasse mein Baby nicht allein mit einem gebrochenen Bein nach Paris fliegen. Wenn du unbedingt hinwillst, dann komme ich mit.«
    »Aber Mom – «
    »Gut, dann komme ich auch mit«, meldete sich Mrs Rosenblatt.
    Mein Kinnladen klappte herunter. » Wie bitte?« Das war doch alles nicht
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