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Alfons die Weihnachtsgans

Alfons die Weihnachtsgans

Titel: Alfons die Weihnachtsgans
Autoren: Kari Koester-Loesche
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die bösen Mächte nichts anhaben konnten.«
    »Und? Wie machten sie das?«, fragte Tore, noch ein wenig skeptisch.
    »Tja. Wichtig war, dass nichts, was rund ist, bewegt werden durfte: Mühlräder, der Mistkarren, das Spinnrad, die Häckselmaschine– Deswegen verstecken wir in der Neujahrsnacht alles Runde, damit es nicht von den außer Rand und Band geratenen Jugendlichen weggeschleppt werden kann.«
    »Davon habe ich noch nie gehört. Bei uns in Niebüll verschwand manchmal das Gartentor, wenn Paps vergaß, es auszuhängen.«
    »Deine Eltern sind moderne junge Menschen, Tore, und lachen wahrscheinlich darüber. Und noch passen wir Alten ja auf, dass uns allen nichts geschieht. Hoffentlich nimmt es kein böses Ende, wenn wir erst einmal tot sind.«
    »Aber auf der Hallig ...«, wandte Tore ein.
    Onkel Calle unterbrach ihn. »Auf der Hallig ist sowieso alles anders, selbst das Wetter. Haben deine Großeltern Vieh?«
    Tore schüttelte den Kopf. »Nur Gäste. Im ehemaligen Stall. Den haben sie zu Wohnungen umgebaut.«
    Calle betrachtete ihn nachdenklich. »Wer den Stall bewohnt, ist egal. Am Weihnachtsabend muss alles, was im Stall lebt, reichlich versorgt werden, das gehört sich so, auch auf einer Hallig. Deine Großeltern müssen das Essen selbst in den Stall bringen, Oma muss einen Segen sprechen, und danach sollten Opa und Oma gemeinsam alle Stallbewohner ermahnen, im nächsten Jahr fleißig zu sein.«
    »Stimmt das wirklich?« Tore wunderte sich darüber, was die Eltern und Großeltern ihm bisher verschwiegen hatten. Er war doch kein Kleinkind mehr!
    »Aber ja doch! Und das Allerwichtigste ist, dass sich jemand um die Puken kümmert. An den Weihnachtstagen oder kurz vorher, je nachdem, wie das Wetter ist, machen sie regelmäßig ihren großen Ausflug, meistens zu den Inseln oder Halligen.«
    »Ich dachte, es gäbe sie nur auf Sylt ...«
    »Nein, nein«, beteuerte Calle. »Sie sind überall an der Westküste, auch hier in Ockholm. Viele Menschen haben nur vergessen, dass es sie gibt. Und das ist gar nicht gut ...«
    »Und weiter«, verlangte Tore, den Erinnerungen weniger interessierten. »Was tun sie auf der Hallig?«
    »Sie sehen überall nach dem Rechten und sorgen für das Glück im Haus und im Stall. Wenn sie angekommen sind, brauchen sie erst einmal eine große Schüssel mit Grütze und Butterklecks. Der Flug ist anstrengend, auch wenn sie sich Taxis nehmen. Leider sind die nicht gedeckt, und die Puken haben alle Hände voll zu tun, nicht unterwegs herunterzupurzeln.«
    »Taxis?«, staunte Tore. »Was für Taxis?«
    »Ringelgänse. Sie sind zwar kleiner als Hausgänse, aber einen Puken können sie tragen.«
    »Ich habe noch nie Puken gesehen«, beklagte sich Tore.
    »Kein Wunder, die sind doch unsichtbar«, erklärte Calle. »Aber wenn die Grütze gegessen wurde, ist es ein Beweis dafür, dass sie da waren. Und wenn deine Großeltern dann auch noch die Stallbewohner zur Zufriedenheit der Puken versorgt haben, werden sie im kommenden Jahr immer Glück haben. Puken sind ein kleines Volk, das sich stets dankbar erweist, musst du wissen.«
    »Ich werde mich darum kümmern. Wohin soll ich die Grützschüssel bringen?«, fragte Tore eifrig.
    »In den Stalleingang!«
    »Und wenn ich es aus Versehen vergesse. Was ist dann?«
    »Man darf die Puken nicht vergessen«, warnte Calle mit düsterer Miene. »Dann bleibt das Glück aus. Deine Großeltern bekämen weder Eier, noch Milch und Honig von denStallbewohnern. Wie war es denn am vergangenen Weihnachtsfest?«
    Tore schüttelte betrübt den Kopf. »Die Gäste haben sich alles beim Kaufmann besorgt und allein aufgegessen.«
    »Siehst du? Könnte es sein, dass sich deine Großeltern gar nicht um die Puken kümmern?«
    Tore war hin und her gerissen. Aber Onkel Calle wusste alles über Gänse. Es musste stimmen! Er nahm sich fest vor, für die Grütze zu sorgen.
    »Wünscht du dir auch einen Computer zu Weihnachten?«, platzte Onkel Calle mitten in Tores Planung, wie es ihm gelingen könnte, einen Puken zu Gesicht zu bekommen, hinein. »Ihr jungen Leute seid doch ganz wild darauf.«
    »Computer?«, fragte Tore zerstreut. »Nö. Ich hätte gerne einen Labrador, aber das will Mams nicht. Sie sagt, den müsste sie füttern und ausführen, das wüsste sie schon.«
    »Vielleicht hat sie gar nicht so Unrecht ...«
    Jetzt ging diese Diskussion, wer die Arbeit mit einem Hund hatte, schon wieder los! Tore schwieg.
    Inzwischen waren sie an der Fenne angekommen. Eine ganze Schar
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