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Alfons die Weihnachtsgans

Alfons die Weihnachtsgans

Titel: Alfons die Weihnachtsgans
Autoren: Kari Koester-Loesche
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auf.
    Der Führer hielt neben Opa Fedders Fahrzeug an und öffnete ein beschlagenes Fensterchen. »Moin, Fedder.«
    »Moin, Ipke«, grüßte Opa, danach führten sie leise ein Gespräch, das wohl nicht für einen Gast gedacht war.
    Etwas neidisch betrachtete Tore die Oländer Lore. Sie sah aus wie eine Kiste mit einem breiten Fenster an der Vorderseite, zwei schmalen hohen an der Rückseite und je einem kleinen rechts und links. Wie ein Auto war sie mit Scheibenwischern ausgestattet, und wärmer war es da drinnen bestimmt. Inzwischen hätte er nichts gegen eine gedeckte Lore gehabt. Er fror nicht, aber es gab einfach angenehmere Beförderungsmittel.
    »Nein, Fedder, wie es im Augenblick zwischen Oland und Langeness auf den Schienen aussieht, weiß ich nicht«, sagte der Oländer schließlich lauter in bedauerndem Ton. »Niemand ist seit Hochwasser von dort gekommen. Es ist kaum Verkehr, obwohl das Marschenamt die Schienen inzwischenfür uns Halligleute freigegeben hat. Morgen wird es wohl mehr werden, sofern die Fähre immer noch nicht anlegen kann.«
    »Was sagt der neueste Wetterbericht?«
    »Linksdrehender Wind bis Südwest und zunehmend. In der Nacht Sturmböen. Die Kältewelle ist zu Ende, es soll jetzt schnell wärmer werden.«
    »Danke, wir machen uns dann besser auf den Weg«, versetzte Fedder eilig, sprang von der Lore und legte die Weiche um, während der andere seinen Weg zum Festland schneller als vorher fortsetzte.
Kapitel 4
    W ieder klingelte das Telefon bei Anke. Sie klapperte die Treppe hinunter, den Kinkenboom in der Hand, den sie gerade vom Söller geholt hatte. Das war bestimmt Fedder, der bereits angekommen war. Früher als erwartet, aber umso besser. Der Transport von Alfons war organisiert, sie brauchte ihrem Nachbarn Krischan nur Bescheid zu sagen. Der würde die Gans auch für sie schlachten und rupfen. Seit im Oktober die Jagd auf war, schoss er ohnehin Flugenten und machte sie küchenfertig. Anke stellte das uralte hölzerne Gestell vorsichtig ab, das in früheren Zeiten auf der Hallig als Weihnachtsbaum gedient hatte und das sie weiterhin nicht missen mochte, und eilte in die Diele.
    Am Telefon war jedoch Anna. Schon bei ihrem ersten Atemzug überfiel Anke ein mulmiges Gefühl. Noch eine Kursänderung?
    »Das Kind kommt, Mutti. Viel früher als berechnet. Was mache ich denn jetzt?«
    Panik lag in ihrer Stimme. Anke bemühte sich um Ruhe. »Als erstes Käte benachrichtigen.«
    »Sie ist schon unterwegs.«
    »Dein Koffer für die Klinik ist gepackt und griffbereit?«
    »Ja, Mutti, aber es ist zu spät.« Der Hörer polterte zu Boden. Anke wartete sorgenvoll. Einige Sekunden später war ihr Schwiegersohn am Apparat. »Das war eine Wehe. Ins Krankenhaus schaffen wir es nicht mehr.«
    »Ich komme sofort«, sagte Anke und beendete das Gespräch. Vorsorglich stellte sie den Backofen aus, in dem die Küchlein noch nicht fertig gebacken waren, aber wenn das das einzige Malheur im Zusammenhang mit der Geburt ihres Enkels blieb, konnte sie es verschmerzen. Hastig angekleidet, lief sie zu Krischan hinüber, der sofort startklar war.
    Käte, die es von der Bandixwarf zur Hunnenswarf näher hatte als Anke, war bereits eingetroffen. Mit heiterem Gesicht sprach sie beruhigend auf Anna ein, während sie sich über Beginn und Abstand der Wehen informierte.
    Anke dankte im Stillen wieder einmal dem Glück, dass die Hallig eine so zuverlässige, bewährte Krankenschwester hatte, deren Familie hier ansässig war und die nicht in eine Großstadt wechseln würde, weil es ihr auf der Hallig langweilig wurde. Immer wenn die von der Gemeinde angestellte Halligschwester Urlaub hatte, war Käte, eigentlich pensioniert, zur Stelle.
    Im Augenblick wurde Anke nicht gebraucht. Sie ging in die Küche zurück, wo sie auf ihren Schwiegersohn traf, der sich mit zitternden Händen eine Zigarette anzustecken versuchte. Verkehrt herum. Der Filter stank, und er merkte es nicht einmal. »Nommen«, sagte sie, »du solltest jetzt nichtrauchen. »Der Geruch zieht nach oben. Womöglich direkt in die Lunge eines Neugeborenen.«
    »Meinst du?«, fragte er erschrocken und drückte den stinkenden Filter aus.
    Mit absoluter Sicherheit wusste er gar nicht, wovon Anke gesprochen hatte. »Ich koche jetzt erst einmal Kaffee für uns alle«, sagte sie und ging resolut an die Arbeit. »Und du setzt dich am besten an den Tisch und atmest mal tief durch. Es wird schon alles gutgehen. Schließlich haben wir fast schon Weihnachten.«
    »Ja«, murrte
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