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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
Autoren: Gisbert Haefs
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das Recht der Edlen und der Offiziere gewesen. Der König ist nur einer von uns.«
    Lysandros wies auf das Lager allgemein. »Es gibt einige Unruhe unter den Männern.«
    Parmenion kniff die Augen zusammen. »Ich dachte, ihr wärt alle ausgeruht.«
    »Kein Scherz, Herr. Den Männern ist vieles gleichgültig, aber einige, und fast alle Offiziere, sind nicht glücklich darüber, daß all diese Hellenen jetzt zum Heer gehören.«
    Philotas lächelte, aber als er sprach, war seine Stimme scharf. »Du meinst also, wir sollten sie alle wegschicken, Dymas und Eumenes auch, und nur vollblütige Makedonen behalten? Vielleicht Alexander als Ausnahme zulassen, weil er zwar nur halb Makedone ist und halb Molosser, aber immerhin ganz König? Was sind denn die anderen für dich – Vieh?«
    Lysandros verzog keine Miene. »Natürlich nicht. Aber sie sollten höchstens als Kämpfer mitmachen, Hopliten, Peltasten, was auch immer, keinesfalls als Offiziere. Ich meine, am Schluß, wer weiß, kommt vielleicht noch jemand auf den Gedanken, Perser oder Ägypter oder überhaupt Barbaren zu Offizieren zu machen, und das wäre das Ende.«
    »Ach, wäre es das?« sagte Parmenion. »Das Ende wovon genau?«
    »Das Ende dieses großen und ruhmreichen Heeres.«
    »Sorg dich nicht um dieses Heer, Freund. Heere enden in der Regel durch Niederlagen, oder durch Zersetzung, nicht aber dadurch, daß sie gute Kämpfer aufnehmen, die zufällig eine andere Sprache sprechen. Noch was?«
    Lysandros nickte und beugte sich vor; er sprach nun fast vertraulich, mit einem schrägen Seitenblick auf den Musiker. »Ja, noch was. Seit zwanzig Jahren kämpfen wir jetzt zusammen, Parmenion. Kämpfen, marschieren, bluten, sterben ...«
    Philotas gluckste. »Persönlich gestorben bist du aber selten.«
    Pharmenion schüttelte den Kopf. »Sei still, Junge. – Was ist mit diesen zwanzig Jahren?«
    »In dieser ganzen Zeit haben wir immer gewußt, was wir tun, worum es geht. Makedoniens Grenzen sichern, den Frieden sicherer machen, derlei. Und wir haben immer unseren Sold erhalten, früher oder später. Jetzt wissen wir nicht, um was es geht. Dieses Gerede, von wegen Rachefeldzug gegen Persien im Auftrag aller Hellenen, bah. Wir haben keine Ahnung, was auf uns wartet, aber wir wissen genau, daß bald kein Geld mehr da ist.«
    Philotas öffnete den Mund, wütend, schwieg aber, als Parmenion ihn scharf ansah. Der Stratege schien ungerührt, fast heiter.
    »Also, was Geld angeht – hast du Hunger, Durst, fehlt dir was? Nein? Gut, dann kann es ja nicht so schlimm sein, edler Fürst, Offizier, Makedone Lysandros. Und – um was es geht, wohin wir gehen? Eines ist: Geld. Alles Gold Persiens. Das Gold, das die Perser genommen haben, als sie die hellenischen Städte Asiens eroberten, als sie Hellas und Makedonien und die Tempel überall geplündert haben. Seit fast zweihundert Jahren waren sie eine Bedrohung, für uns alle, Hellenen und makedonische Hellenen, um es sauber auszudrücken. Wir werden diese Bedrohung jetzt beseitigen und alle befreien, die von den Persern unterdrückt waren. Und das, Freund Lysandros, wird uns Ehre einbringen, unsterblichen Ruhm, und mehr als unsterbliche Mengen Gold. Überleg mal – geh zwanzig Jahre zurück. Was warst du damals?«
    Lysandros lächelte. »Jünger.«
    »Ah, wohl wahr, gilt für uns alle. Du hast in einer schäbigen kleinen Burg an der sumpfigen Grenze gehockt; die meisten deiner Mitkämpfer waren Schafhüter, Söhne von Schafhütern und dazu verurteilt, Väter und Großväter von Schafhütern zu sein, die immer ängstlich Ausschau halten nach dem nächsten Essen, immer in Sorge wegen des nächsten Barbareneinfalls, der das Dorf zerstören würde. Philipp hat Krieger aus euch gemacht, die Grenzen und die Dörfer sind sicher. Kein Barbar wagt Makedonien anzugreifen. Und jetzt sehnst du dich nach deinen alten Lebensumständen? Noch etwas. Es ist kaum ein Jahr her, da gab es hier zwei Heere. Weißt du noch?«
    Lysandros nickte langsam. »Ich hatte es fast vergessen.«
    »Attalos und seine Männer, alle Makedonen, aber mehr einer bestimmten Sippe und ihren Absichten verbunden. Und wir. Jetzt, nach etwas mehr als einem Jahr mit Märschen, Angriffen, Rückschlägen, sehe ich keinen Unterschied mehr; ich sehe nur noch Makedonen. Und das« – er wies ungefähr nach Südwesten – »ist Troja. Das heilige Ilion. Wo Hellenen und asiatische Barbaren zehn Jahre lang kämpften. Unsere Vorfahren haben zehn Jahre gebraucht, um eine einzige Stadt
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