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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
Autoren: Gisbert Haefs
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zu erobern. Wir werden nicht einmal fünf Jahre benötigen, um alle Länder bis zum Euphrat zu befreien. In fünf Jahren werdet ihr alle reich sein, ihr werdet in Gold baden und nach Silber stinken. Dann, in fünf Jahren, komm wieder und erzähl mir vom Unterschied zwischen Makedonen und Hellenen im Heer. Heute bin ich sehr mild, mein Freund. Wenn du es bis dahin nicht besser weißt, in fünf Jahren, Lysandros, werde ich dir eigenhändig den Arsch aufreißen und geschmolzenes Gold hineingießen. Und jetzt geh mir aus den Augen.«
    Als Lysandros gegangen war, begann Philotas leise zu lachen.
    »Was erheitert dich, Sohn?«
    Philotas stand auf, kam zum Tisch und legte die Rechte auf seines Vaters Schulter. »Ich habe selten einen so überzeugend etwas vertreten hören, woran er nicht glaubt.«
    Parmenion ächzte leise. »Ich fürchte, du wirst mich noch oft Dinge verkaufen hören, die ich selbst nicht haben will.«
    Philotas wurde ernst. »Was denn?«
    »Diese wunderbare, biegsame, tödliche Waffe ...« Er blickte über das Lager, zu den kaum sichtbaren Zelten am Hang der Hügelkette. »Noch ist es das Heer, das Philipp, Antipatros und Parmenion geschmiedet und geführt haben. Mit den alten Offizieren und der alten Kampfkraft. Noch. Du kennst ihn doch besser, Junge. Weißt du, was er plant? Mit euch?«
    »Wen meinst du – wer ist ›euch‹?«
    »Die jungen Gefährten. Die Zöglinge von Mieza. Die hetairoi Alexanders. Nicht die hetairoi des Königs; das sind alle edlen Makedonen. Ich meine euch, die jungen Löwen.«
    Philotas lachte, versuchte ein Löwengebrüll auszustoßen, wie er es bei den Vorführungen wandernder Tierbändiger gehört hatte, ließ sich dann auf einen der Schemel fallen.
    »Nichts hat er mit uns vor, Vater. Er wägt die Dinge und entscheidet nach Sinn und Ziel, nicht nach Vorlieben. Aber das weißt du doch ebenso gut wie ich.«
    »Ich weiß es? Vielleicht wage ich nicht, zu glauben, was ich nicht genau weiß.«
    Philotas beugte sich vor und starrte in die Augen seines Vaters. Dymas blickte wie gefesselt hin. Für einen Moment wirkte Parmenion unendlich alt, unendlich müde.
    »Dann will ich es dir sagen. Einer, ich weiß nicht mehr wer, Leonnatos oder Meleagros, vielleicht auch Perdikkas, hat ihn gefragt – noch drüben, vor dem Übergang –, was unsere Aufgabe im Heer der Alten sein solle. Und Alexander sagte: ›Gehorchen und euch empordienen. Im Krieg gibt es keine Freunde, nur gute und schlechte Offiziere. Wer Antigonos oder gar Parmenion ersetzen will, muß sie erst einmal übertreffen.‹ Reicht dir das?«
    Parmenion nickte. »Vorläufig.«
    Dymas räusperte sich. »Der dumme Musiker bittet, fragen zu dürfen ...«
    »Frag.«
    »Was ist die Treue des edlen Parmenion?«
    Der Stratege betrachtete ihn lange und eindringlich; dann sagte er, beinahe tonlos: »Parmenions Treue gehört Makedonien. Und dem König, der Makedonien verkörpert.«
    Philotas holte Luft, schwieg aber. Dymas sog Fleisch der rechten Wange zwischen die Backenzähne und kaute einen Moment darauf. Dann lachte er.
    »Eine gute Antwort auf eine schlechte Frage, Herr. – Ich nehme an, du legst keinen Wert darauf, daß ich die Zahlen und Überlegungen der edlen Herren Parmenion und Eumenes in Verse gieße und in den Lagern singe.«
    Parmenion hob nur kurz die Brauen.
    »Und nun?« sagte Dymas leise. »Zehn Tage Vorräte, sieben Tage Sold. Was wird dann?«
    Philotas rümpfte die Nase. »Das entscheidet der König.«
    »Was könnt ihr tun?«
    Parmenion bleckte die Zähne; sie waren nicht mehr vollzählig, und einige sahen finster aus. »Tun? Warten. Marschieren. Hoffen.«
    »Hoffen? Worauf?«
    »Auf die persischen Satrapen. Daß sie uns schnell eine Schlacht liefern.«
    »Und wenn nicht?«
    Parmenion breitete die Arme aus. »Sind wir erledigt.«

    Parmenion war die halbe Nacht mit Alexander in den Lagern unterwegs. Dymas und Tekhnef nutzten die Zeit, das Zelt und die Nähe. Die schwarze Südägypterin fühlte sich allerdings nicht besonders wohl in der rein makedonischen Umgebung des Strategen, wie sie sagte; sie zöge es vor, die nächsten Tage und Nächte bei anderen Heeresteilen zu verbringen. Dymas stimmte zu; ihm war es gleichgültig.
    Das Zelt Parmenions, des Fürsten und Strategen, war karg. Die für den Winter an der Wetterseite angebrachte Holzverschalung und der hölzerne Vorbau stellten die einzigen Formen von Schwelgerei dar. Im Inneren gab es strohgefüllte Säcke, zusammengenähte Häute und ein paar Felle; leichte
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