Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alexander der Große

Titel: Alexander der Große
Autoren: Wolfgang Will
Vom Netzwerk:
Wirren und wirtschaftlichen Nöten. Der König stieß auch in seinen neuen panhellenischen Kleidern auf wenig Gegenliebe. Erneute
     Aufstände drohten, Freiheitsparolen liefen um, die Perser schickten Emissäre und Geld nach Griechenland. Dagegen half Alexander
     nur eines: schnelle Erfolge.
    Die Satrapen hatten die Landung nicht verhindert, sie verließen sich auf ihre überlegene Reiterei. Für sie bedeutete ein Sieg
     über die Makedonen Bewährung in den Augen des Großkönigs wie der Untertanen. Nur er festigte die Herrschaft. Entsprechend
     fand auch ein Vorschlag des griechischen Söldner- und Flottenführers Memnon, den Makedonen auszuweichen und auf Zeit zu spielen,
     keinen Anklang. Memnon sah richtig, dass sich Alexander ohne ausreichenden Nachschub |26| nur noch kurze Zeit in Kleinasien hätte halten können, doch seine Strategie der verbrannten Erde war nicht durchzusetzen.
     Im Mai 334 v. Chr. stellten sich die Satrapen am Fluss Granikos zur Schlacht. Alexander hatte den Kampf, den er wünschte,
     er musste ihn nur noch gewinnen. Über den Verlauf der Schlacht sind sich schon die Quellen uneins. Alexander kämpfte offenbar
     an vorderster Front und befand sich mehrmals in höchster Gefahr. Es ist dies ein Verhalten, mit dem er Anerkennung und Sympathie
     seiner Truppen gewinnen wollte und das er selbst noch in den Kämpfen am Indus zeigte.
    Der Sieg war glänzend und enthob Alexander seines dringlichsten Problems, der Versorgung. Aber wie stets am Anfang eines Zuges
     stellte sich, wenn eine Schwierigkeit überwunden war, die nächste ein. Die Befreiung der Griechenstädte drohte nun an den
     zu Befreienden selbst zu scheitern. Freiheit hieß für die Griechen Kleinasiens Freiheit von Tributen, und zwar den
Phoroi
(Tribute), die sie an die Perser zahlten. Alexander schaffte die Phoroi ab und führte dafür
Syntaxeis
(Umlagen) ein, das heißt, nun durfte freiwillig gezahlt werden. Exakt denselben Etikettenschwindel hatten die Athener beim
     Wechsel vom Ersten zum Zweiten Seebund getrieben. Die kleinasiatischen Städte wussten das und zeigten nicht die verordnete
     Begeisterung.
    Vogelschau – Adler und Schwalbe
    In Ephesos gelang die Befreiung noch einigermaßen, da sich Alexander hier den ewigen Parteienstreit zwischen Oligarchen und
     Demokraten zunutze machte. Die persischen Besatzer flohen, die persertreuen Aristokraten wurden vertrieben. In Milet jedoch
     gab es Widerstand. In der Stadt, die im Jahr 500 als erste den großen Aufstand gegen die persische Herrschaft gewagt hatte,
     verhallten Alexanders Parolen. Die Stadt bot eine Art Neutralität an, doch das konnte dem König nicht genügen. Milet wurde
     schließlich im Sturmangriff befreit.
    Das karische Halikarnassos, das von Dorern aus Troizen besiedelt worden war, hielt sogar einer längeren Belagerung stand und
     fiel erst nach blutigen Kämpfen. Es war bereits Herbst geworden und Alexanders |27| Truppen standen immer noch an der Küste. Das Meer gehörte den Persern, und weiterhin drohte die phönikische Flotte, den Krieg
     in den Rücken Alexanders nach Griechenland zu tragen. Vom Plan eines Zuges bis nach Mesopotamien kann zu diesem Zeitpunkt
     keine Rede gewesen sein. Im Gegenteil, Alexanders Situation war gefährdeter denn je. Selbst der Rückzug war nicht mehr sicher,
     da persische Schiffe den Hellespont sperren konnten. So wurde es wiederum die Stunde des Kallisthenes, der mit einer konsequenten
     Legendenbildung Alexander in göttliche Sphären zu rücken versuchte. Der Historiker berichtete von Vorzeichen, von Prophezeiungen
     und Mirakeln, die alle nur den Zweck hatten, die schwierige Situation zu überdecken, die eigenen Truppen zu motivieren und
     im unruhigen Griechenland den Eindruck fortgesetzter Erfolge zu erwecken: Schon in Sardes hatte ein plötzlicher Regenschauer
     die Stelle gewiesen, an der Zeus einen Tempel wünschte. Während Alexander Milet belagerte, kreiste ein Adler, den Alexander,
     der Spross des Zeussohnes Herakles, als sein Wappentier betrachtete, über der Bucht und versetzte die Seher in Aufregung.
     Die Generalität betrachtete das Verhalten des Vogels als Aufforderung zur Seeschlacht mit den Persern, Alexander deutete es
     als Gegenteil. |28| Da sich der Adler schließlich an Land niedergelassen habe, müsse die persische Flotte auch von hier aus bekämpft werden.
    Wenig später warnte vor Halikarnassos eine Schwalbe, Sinnbild der Menschenfreundlichkeit wie der Geschwätzigkeit, vor einer
     Verschwörung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher