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Alexander der Große

Titel: Alexander der Große
Autoren: Wolfgang Will
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auszurüsten und zu verköstigen. Die Söldner forderten Geld, und den griechischen Verbündeten war vertraglich Entlohnung zugesagt.
     Mit den kümmerlichen 70 Talenten, die die Kriegskasse aufwies, und einer Verpflegung, die gerade für 30 Tage reichte, kam
     Alexander nicht viel weiter als bis zum Hellespont. 6 Er konnte den Feldzug überhaupt nur wagen, da er bereits seit Längerem vorbereitet worden war. Schon Philipp hatte ein Vorauskommando
     nach Kleinasien entsandt, und trotz |20| persischer Gegenwehr hielten die Makedonen noch zwei Brückenköpfe auf der asiatischen Seite des Bosporos. Das Unternehmen
     war logistisch und auch propagandistisch schon weit gediehen. Philipp hatte den Plan bereits im Frühjahr 337 offiziell verkündet,
     und Alexander konnte davon nicht zurücktreten, selbst wenn ihn der Zwang, die Kassen zu füllen, nicht zusätzlich zum Handeln
     gezwungen hätte. Der Weg nach Osten war also vorgezeichnet, der Feldzug nach Asien, das heißt nicht weiter als bis nach Kleinasien,
     ist Philipps Erbe. Alexander plante zunächst keinen Zug über den Halys hinaus, den Fluss, der im 6. Jahrhundert das Lyder-
     vom Perserreich abgrenzte und bis zu dem |21| der Gebietsanspruch der Griechen traditionell reichte. Genau genommen plante Alexander – von logistischen Maßnahmen abgesehen
     – gar nicht. Unübertroffen knapp hat der Alexanderbiograph W. W. Tarn die Motive für Alexanders Aufbruch nach Osten formuliert:
     Er tat es, weil er nicht daran dachte, es nicht zu tun. 7
    Die Begründung, die Alexander seiner Expedition gab, war ohne Originalität und zudem keine Begründung. Sie geht auf die Zeit
     der ersten persischen Angriffspläne Philipps zurück, das heißt bis in die Vierzigerjahre, als dieser ein Abkommen mit dem
     Regenten von |22| Atarneus, einer kleinasiatischen Polis, schloss. Alexander wollte wie sein Vater Rache nehmen für die Zerstörung griechischer
     Heiligtümer durch den Großkönig Xerxes. Dazu propagierte er die Befreiung der kleinasiatischen Griechenstädte vom Joch persischer
     Tyrannei. Wann immer, wenn Makedonen, Athener oder Spartaner von Befreiung sprachen, meinten sie aber Herrschaftswechsel.
     Und so musste auch Alexander später die Städte, denen er die Freiheit schenken wollte, erst erobern.
    Am Hellespont
    Drei Wochen nach seinem Aufbruch aus Pella erreichte Alexander etwa Mitte April die Dardanellen, die Meerenge, die Asien und
     Europa trennt. Der Hellespont war, seit Herodots
Historien
Anfang der Zwanzigerjahre des 5. Jahrhunderts erschienen waren, als Grenze zwischen Asien und Europa (nicht zwischen Hellenen
     und Persern) im Bewusstsein der Griechen verankert. So klingt es plausibel, wenn der Historiker Pompeius Trogus später erzählt,
     Alexander sei von ungeheurer Begeisterung erfüllt gewesen, als er von Sestos aus, gelegen an der engsten Stelle des Hellespont,
     zum ersten Mal asiatisches Land erblickt habe. 8 Es ist nicht der Moment, in dem Alexander die Eroberung des großen Perserreiches, dessen Dimensionen er gar nicht kannte,
     in den Sinn kommt, aber es ist der Moment, in dem er sich sichtbar aus dem Schatten des Vaters löst.
    Schon Philipp verstand es, sich werbewirksam der Vergangenheit zu bedienen, nun aber trug die Propaganda eine neue Handschrift,
     die des Historikers Kallisthenes. Sie zielte auf die griechische Öffentlichkeit, denn was Alexander nun tat, gab er vor, im
     Auftrag und zum Nutzen der Griechen zu tun. Die Konflikte zwischen Griechen und Barbaren, angefangen vom Kampf um Troja, waren
     lebendig. Die drei damals meistgelesenen Schriftsteller, Homer, Herodot und Xenophon, berichteten von ihnen, und die Griechen
     lasen es gern, denn es war eine Geschichte der Erfolge. Sie kannten Protesilaos, den Mann aus der Streitmacht des Agamemnon,
     der als erster in Asien an Land gegangen |23| war, sie kannten Achill und seinen Freund Patroklos. So opferte Alexander den homerischen Helden und besuchte ihre Gräber.
     Er steuerte auf seinem Flaggschiff den alten Achaierhafen an der gegenüberliegenden Küste an, Zeus, Athena und Herakles weihte
     er Altäre. Mit einem Speerwurf vom Schiff aus signalisierte er schließlich seinen Anspruch auf asiatisches Land, das er in
     voller Rüstung betrat.
    Während Alexander von Pella zum Hellespont gezogen war, hatten in der Troas im nördlichen Kleinasien die persischen Satrapen
     ihre Truppen gesammelt. Alexander ignorierte sie zuerst und wandte sich nach Troja. Er stieg den berühmten Burgberg
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