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Alex Rider 6: Ark Angel

Titel: Alex Rider 6: Ark Angel
Autoren: Anthony Horowitz
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Aber die Fenster waren zu klein und an der falschen Stelle. Die Erde lag hinter ihm – nichts davon zu sehen –, vor ihm nur die Sterne und das unendliche Schwarz. Was für ein seltsames Gefühl, so ins Nichts zu fliegen. Die Taschenlampe schwebte immer noch vor ihm. Er berührte sie mit einem Finger und sah zu, wie sie rotierte. Immer weiter, endlos. Alex ließ sich fast davon hypnotisieren. Nichts anderes schien sich zu bewegen. Er flog überhaupt nirgendwohin. Er hatte das Gefühl, als ob alles, sein ganzes Leben, mit einem Mal stillstand.
    Und dann sah er Ark Angel.
    Zuerst erschien in dem Periskop am Fenster nur ein kleines spinnenförmiges Etwas. Es sah aus wie ein Stern, nur viel heller als die anderen. Langsam kam es näher. Und plötzlich wurde es ganz deutlich, eine faszinierende Konstruktion aus silbern gleißenden Modulen und Verbindungselementen, die kreuz und quer ineinander verschachtelt an einem gewaltigen Kran zu hängen schienen, von dem aus riesige Sonnenkollektoren in alle Richtungen abzweigten. Es war unglaublich groß; es wog fast siebenhundert Tonnen. Und doch schwebte es einfach so in der unendlichen Leere des Weltraums, und Alex versuchte sich zu vergegenwärtigen, dass die einzelnen Bauteile umständlich auf der Erde montiert und dann eins nach dem anderen hierhergebracht und zusam mengesetztworden waren. Ein wahres Meisterwerk der Ingenieurskunst!
    Nach und nach füllte Ark Angel sein ganzes Blickfeld aus. Kaum zu glauben, dass er mit einer Geschwindigkeit von achtundzwanzigtausend Stundenkilometern durch das Weltall raste, ihm kam es vor, als bewege er sich extrem langsam. Dann zündete ein Hilfstriebwerk, und die Sojus beschleunigte ein wenig und hielt auf die zentrale Andockstelle zu. Meter um Meter rückte die Station heran. Die Triebwerke wurden von Flamingo Bay aus gesteuert und lenkten die Rakete dennoch millimetergenau ans Ziel. Alex sah die gewölbten Metallplatten, aus denen die Raumstation wie ein kompliziertes Puzzle zusammengesetzt war. An einer Stelle war die britische Flagge aufgemalt, darunter stand in grauer Farbe ARK ANGEL.
    Der letzte Teil der Reise schien eine Ewigkeit zu dauern. Die Raumstation verschlang ihn, und der Gedanke stieg in ihm auf, dass seine Kapsel, wenn jetzt etwas schiefging, wie ein Bus an eine solide Mauer krachen würde.
    Es gab einen leichten Ruck – nichts im Vergleich zu dem, was er vorher durchgemacht hatte. Und das war’s. Eine Stimme knisterte in seinen Kopfhörern, und er glaubte Applaus zu vernehmen – falls das nicht bloß Störgeräusche waren. Seine Befürchtungen, Professor Sing könnte irgendetwas Schlimmes im Schilde führen, hatten sich nicht bestätigt; der Flugleiter hatte Wort gehalten. Alex war angekommen.
    Er sah auf seine Uhr. Drei Uhr. Ihm blieben noch anderthalb Stunden, die Bombe zu finden und dann entweder abzuschalten oder woanders hinzubringen. Aber irgendetwas stimmte nicht. Kurz stieg Panik in ihm auf. War die Sauerstoffzufuhr unterbrochen? Er schluckte heftig, dreimal, viermal,und rang nach Luft. Sein Herz hämmerte wie wild. Aber dann riss er sich zusammen. Es war genug Luft in der Kapsel – er brauchte sie nur einzusaugen. Alex zwang sich, Ruhe zu bewahren und nachzudenken. Was war hier los?
    Aber natürlich! Die Stille. Niemand redete mit ihm. Entweder war er gerade auf der falschen Seite des Planeten – außer Reichweite des Kontrollzentrums –, oder die Funkverbindung war zusammengebrochen. Es herrschte totale Stille. Noch nie hatte er sich so leer, so allein gefühlt. Aber das spielte keine Rolle.
    Sein Auftrag war klar.
    Er schnallte sich los und griff nach der kreisrunden Luke direkt über seinem Kopf. Es war seine erste Erfahrung mit Schwerelosigkeit, und er wusste sofort, dass er einen Riesenfehler gemacht hatte. Er schoss viel zu schnell aus seinem Sitz, schlug mit dem Kopf an Metall, prallte ab und landete wieder da, wo er gestartet war – allerdings mit einer Beule an der Stirn und Blutgeschmack im Mund. Kein guter Anfang.
    Er durfte keine hastigen Bewegungen machen. Noch einmal streckte er die Hand aus und packte den Griff. Er zog ihn heraus und drehte ihn. Die Luke schwang auf.
    Alex atmete tief durch. Falls da irgendein Fehler war, falls die Luftschleuse nicht richtig schloss, würde er in die tödlichste Umwelt geraten, in die ein Mensch nur geraten konnte. Und er würde eines entsetzlichen Todes sterben. Die Luft würde ihm aus den Lungen gesogen, sein Blut würde zu kochen anfangen. Seine
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