Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall

aussehen, dass er von uns verhört und dann entweder ins Gefängnis geworfen oder exekutiert würde. Und dass sie ihn nie wiedersehen würden.«
    »Und warum dan n …« Alex verstand das alles immer noch nicht ganz. »Warum die Sache auf der Albert Bridge?«
    »Die Aktion ist verdammt schiefgelaufen«, sagte Alan Blunt heftig. Es war das erste Mal, dass Alex ihn so wütend erlebte. »Du hast Sir Graham Adair ja selbst erlebt. Er ist ein sehr einflussreicher Mann. Zufällig ist er auch ein alter Freund von mir. Als Scorpia seinen Sohn entführte, war ich ratlos und wusste nicht, was ich tun sollte.«
    »Es war die Idee deines Vaters«, fuhr Mr s Jones fort. »Er kannte Sir Graham auch und wollte uns helfen. Du musst verstehen, Alex, so war dein Vater nun einmal. Eines Tages erzähle ich dir noch mehr von ihm, nicht nur diese Geschichte. Er hat leidenschaftlich an das geglaubt, was er tat. Er wollte seinem Land dienen. Ich weiß, das klingt naiv und altmodisch, aber er war der geborene Soldat. Und er hat an das Gute und das Böse geglaubt. Ich weiß nicht, wie ich das anders ausdrücken soll. Er hat wirklich geglaubt, dass er die Welt verbessern konnte.«
    Sie holte tief Luft.
    »Dein Vater schlug vor, wir sollten ihn Scorpia zum Tausch anbieten. Er wusste, was Mr s Rothman für ihn empfand und dass sie allem zustimmen würde, um ihn zurückzubekommen. Zugleich aber hatte er vor, sie hinters Licht zu führen. Das Gewehr des Scharfschützen, der auf ihn schießen sollte, war mit Platzpatronen geladen. Und in den Rücken von Johns Jacke hatten wir einen kleinen Feuerwerkskörper und ein Glasröhrchen mit Blut eingebaut. Als der Schuss fiel, hat John selbst die kleine Sprengung ausgelöst. Dadurch entstand das Loch hinten in seiner Jacke. Er fiel zu Boden und stellte sich tot. Alles sah danach aus, als hätte der MI6 ihn kaltblütig erschossen. Dabei haben wir ihm kein Haar gekrümmt, Alex. Deswegen habe ich gewollt, dass du James Adair kennenlernst. Die ganze Sache hat einzig und allein dem Zweck gedient, deinen Vater aus der Schusslinie zu schaffen.«
    Alex nahm die Hände vors Gesicht. Er hätte noch hundert Fragen stellen können. Seine Mutter, sein Vater, Julia Rothman, die Brück e … Er zitterte. Er konnte sich nur noch mit Gewalt zusammenreißen.
    »Nur noch zwei Fragen«, sagte er.
    »Nur zu, Alex. Wir sagen dir alles, was du wissen willst.«
    »Welche Rolle hat meine Mutter bei all dem gespielt? Hat sie von seiner Arbeit gewusst?«
    »Natürlich hat sie gewusst, dass er ein Spion war. Er hätte sie niemals belogen. Die beiden haben sich sehr geliebt, Alex. Leider habe ich deine Mutter nie kennengelernt. In unserer Branche können wir uns private Bekanntschaften nicht leisten. Sie war Krankenschwester, bevor sie ihn geheiratet hat. Hast du das gewusst?«
    Dass seine Mutter Krankenschwester gewesen war, hatte Ian Rider ihm erzählt, aber davon wollte Alex jetzt nicht anfangen. Er musste seine letzten Kräfte zusammennehmen, um die schlimmste Frage von allen zu stellen.
    »Wie ist mein Vater dann wirklich gestorben?«, fragte er. »Und meine Mutter? Lebt sie noch? Was ist mit ihr passiert?«
    Mr s Jones warf Alan Blunt einen Blick zu, und er übernahm es, darauf zu antworten.
    »Nach dieser Sache auf der Albert Bridge hielten wir es für das Beste, dass dein Vater erst einmal lange Urlaub machen sollte. Deine Mutter hat ihn begleitet. Wir haben die beiden dann mit einem Privatflugzeug nach Südfrankreich gebracht. Eigentlich hättest du mitreisen sollen, Alex, aber dann hast du in letzter Minute eine Mittelohrentzündung bekommen, und sie mussten dich in der Obhut eines Kindermädchens zurücklassen. Ihr beide solltet deinen Eltern folgen, sobald es dir wieder besser ging.«
    Er unterbrach sich. Seine Augen verrieten wie üblich nichts. Aber seine Stimme klang ein wenig bekümmert.
    »Irgendwie ist Julia Rothman dahinterkommen, dass wir sie reingelegt hatten. Wie, wissen wir nicht, und wir werden es nun auch nie mehr erfahren. Aber Scorpia ist eine mächtige Organisation: Das dürfte dir inzwischen klar geworden sein. Jedenfalls hat sie herausgefunden, dass dein Vater noch lebte und dass er nach Frankreich flog, und dann hat sie dafür gesorgt, dass im Gepäckraum des Flugzeugs eine Bombe platziert wurde. Deine Eltern sind gemeinsam gestorben, Alex. Vielleicht kann dich das ein wenig trösten. Und es ist sehr schnell gegangen. Wahrscheinlich haben sie es gar nicht gemerk t …«
    Ein Flugzeugabsturz. Ein