Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
hier?«, rief ich Bastille zu.
    »Okulatorenduell!«, erklärte sie knapp.
    Ich sah, wie Grandpa Smedry eine weitere Linse in sein Blickfeld schob. Er hatte das linke Auge geschlossen, sodass nun beide Linsen vor seinem rechten Auge hingen. Die erste davon – die rötlich gefärbte Okulatorenlinse – blieb, wo sie war, sie schwebte bewegungslos in der Luft.
    Blackburn setzte eine dritte Linse ein. Der Raum schien unter der gebündelten Macht zu vibrieren, und die Linsen an den Wänden begannen leise zu klirren. Ich erkannte, welche Linse Blackburn jetzt benutzte – es war eine Folterknechtlinse. Doch obwohl ich spürte, dass sie aktiviert war, schien sie keine Wirkung auf Grandpa Smedry zu haben.
    »Okulatorenlinsen, wie du sie trägst«, führte Bastille ihre Erklärung aus, »sind nicht ohne Grund ein wichtiges Basiswerkzeug. Ein gut geschulter Okulator kann sie dazu benutzen, die Angriffe seiner Feinde abzuwehren und wirkungslos zu machen.«
    Jetzt brachte auch Grandpa Smedry eine weitere Linse zum Einsatz. Damit schwebten jetzt drei Linsen vor ihm in der Luft. Die letzte gab ein schrilles Geräusch von sich, das in meinen Ohren schmerzte, auch wenn der Großteil des Lärms gegen Blackburn gerichtet zu sein schien.
    »Warum benutzen sie denn mehrere Linsen gleichzeitig?«, fragte ich, gerade als Blackburn eine vierte Linse zog. Es wurde schlagartig bitterkalt im Raum, und ein glitzernder Eisstrahl schoss auf Grandpa Smedry zu.
    Bastille kauerte sich noch enger zusammen. Plötzlich fegte ein schneidender Wind durch den Raum, fuhr durch meine Haare und zerrte an meiner Jacke.
    »Damit reagieren sie jeweils auf den Angriff des anderen«, erklärte Bastille. »Linse und Gegenlinse, sozusagen. Aber es wird mit jedem Angriff schwieriger, die Kraft zu bündeln, da sie durch so viele Linsen gleichzeitig geleitet werden muss. Wer zuerst die Kontrolle über seine Linsen verliert – oder es nicht schafft, einen Angriff abzuwehren –, verliert.«
    Grandpa Smedrys Arm begann zu zittern, doch er platzierte trotzdem eine vierte Linse vor seinem Auge. Die schwebenden Gläser vibrierten ein wenig im Wind. Jetzt grinste Grandpa Smedry nicht mehr – im Gegenteil, er stützte sich mit einer Hand schwer gegen die Wand.
    Und Blackburn zog bereits die fünfte Linse – wieder eine, die ich erkannte. Ihr fehlte die Monokelfassung, und sie hatte einen roten Punkt in der Mitte.
    Das ist meine Feuerspenderlinse!, dachte ich. Er hat sie also wirklich gefunden.
    Und kaum hatte ich den Gedanken zu Ende geführt, begann die Linse ihren brennenden Strahl zu formen. Er schoss auf sein Ziel los, parallel zu der eisigen Bahn, die sich noch vom letzten Angriff über den Boden zog. Aber genau wie das Eis verpuffte auch das Feuer, als es sich Grandpa Smedry näherte, so als sei es gegen einen unsichtbaren Schild geprallt. Grandpa Smedry stöhnte leise, als der Strahl sich auflöste.
    Sing stand ein Stück von uns entfernt, und ich konnte sehen, wie er mühsam aufstand. Dann zog der Riese eine Waffe und feuerte auf Blackburn. Über dem heulenden Wind waren die Schüsse kaum zu hören.
    Plötzlich fuhren grelle Blitze aus Blackburns Körper, so schnell, dass man ihnen kaum mit den Augen folgen konnte. Ich weiß immer noch nicht so genau, was mit den Kugeln passiert ist, aber sie erreichten nie ihr Ziel. Das Nächste, was ich sah, war Sing, der sich die verbrannte Hand hielt; seine Waffe lag qualmend vor ihm auf dem Boden.
    Endlich gelang es Grandpa Smedry, seine fünfte Linse einzusetzen.
    In meinen Ohren knackte es, und die Luft schien mit einem Mal unheimlich schwer und drückend zu sein – als ginge von Grandpa Smedry eine Kraft aus, die alles um ihn herum zurückdrängte und schließlich mit Wucht auf Blackburn traf.
    Der Dunkle Okulator stöhnte und geriet kurz ins Taumeln. Gleichzeitig sah ich aber, wie an dem Schnitt in Grandpa Smedrys Smokinghose, wo ihn das Messer getroffen hatte, ein feuchter Fleck entstand und sich zu seinen Füßen nach und nach eine kleine Blutlache ausbreitete.
    Die Wunde aus der Folterkammer, dachte ich verzweifelt. Er ist zu geschwächt, um sie noch länger zurückzuhalten. »Wir müssen etwas unternehmen!«, brüllte ich, um den Wind zu übertönen. Inzwischen war seine Kraft so groß, dass die Linsen an den Wänden von ihren Podesten fielen und auf dem Boden zerschellten. Papierfetzen flogen durch die Luft und bildeten kleine wirbelnde Trichter.
    Bastille schüttelte den Kopf. »Wir können uns da nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher