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Albert Schweitzer

Albert Schweitzer

Titel: Albert Schweitzer
Autoren: Peter Muenster
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Brodmann, 1962
    Dass jemand, der der Welt des abendländischen Geistes als vielfach ausgewiesener Vollbürger angehörte, der aus dieser Teilhabe das Vermögen gewonnen hatte, sich von den Beweggründen und Zielen des eigenen Tuns bis ins Letzte und Grundsätzliche hinein Rechenschaft zu geben – dass ein solcher Mensch den Reizen der Kultur den Rücken kehrte, um den Armseligsten der leidgeplagten Menschheit ihr Los zu erleichtern: das war ein Beginnen, das durch den in ihm liegenden Verzicht jeden Gedanken an ein Hineinspielen selbstischer Regungen ausschloss. Hier fand sich ein Mensch, der wirklich bereit war, allem, was das Leben schmückt, zu entsagen, und zwarnicht aufgrund einer vorübergehenden Wallung des Gemüts, sondern in eindringender Würdigung der in Betracht zu ziehenden Gründe und Gegengründe.
    Theodor Litt, 1962
    Sein Entschluss [als Arzt nach Afrika zu gehen] ist damals gerade von Freunden und Bewunderern scharf kritisiert worden. Er habe kein Recht, meinten die Angehörigen der von ihm gegründeten Bachgesellschaft, die begonnene Aufgabe zu vernachlässigen. Schweitzer blieb fest. Für ihn war die ethische Verpflichtung größer als die ästhetische. Kultur war von ihm als eine umfassendere Sendung erkannt worden. Seine große Tat war es, die Vita activa in den Dienst der Ärmsten und Hilflosen zu stellen und darüber die Vita contemplativa nicht zu vergessen.
    Hans Heinz Stuckenschmidt, 1965
    Vor einem solchen Manne versagen die konfessionellen Unterscheidungen des Katholizismus und Protestantismus, geschweige denn so armselige wie „liberal“ und „positiv“ evangelischer Theologen. Und ebenso müßig ist die Frage nach seiner philosophischen Richtung. Seine Persönlichkeit ist umfassender als jedes System und jede Doktrin. Und wenn philosophische Kritiker in seiner „Kulturphilosophie“ eine genügende Definition seines Lebensbegriffes vermissen, und wenn Theologen der Meinung sind, dass sein Tun besser sei als seine theologische und philosophische Begründung desselben, so muss man sie reden lassen.
    August Albers, 1925
    Eine Fotografie des Doktors, die ein Amerikaner damals in diesem Arbeitszimmer gemacht hat, zeigt uns eine auffallend magere, fast hagere Gestalt und ein tragisch anmutendes Antlitz, das aus traurigen Augen in eine schwere Zukunft der Menschheit zu blicken scheint. Dies ist nicht der liebevolle Freund alles Lebendigen, der seine Tierlieblinge streichelt, der Naturfreund, der Musiker, der einen ergreifenden Choral spielt. Keinem von diesen gleicht der, der da im Halbdunkel seines engen Zimmers am Schreibtisch sitzt. Dies ist ein Mensch, den es drängt, vom Frieden unter den Menschen und in den Menschen zu sprechen, dem aber die Stimme seines Gewissens befiehlt, von dem Elend zu schreiben, das über das Menschengeschlecht kommen wird, weil es sich vom Denken abwandte und gegen die Liebe rebellierte … Ehrfurcht vor dem Leben … grenzenlose Verantwortung für alles, was Leben hat … Ist das vielleicht die Antwort auf Buchenwald, auf Hiroshima, auf die Bedrohung der angstgepeitschten, von dem Gedanken des „Rette sich, wer kann“ durchdrungenen Menschen in unserem Zeitalter der Atomkräfte?
    Hermann Hagedorn, 1945
    Dieses Leben nun ist in der Tat wahrhaftig würdig, einmal Gegenstand einer heroischen Biografie zu werden; heroisch freilich nicht im alten Sinn des Militärischen, sondern in dem neuen, den wir als einzig gültigen anerkennen, des moralischen Heldentums, der völligen und dabei undogmatischen Aufopferung der Person an die Idee, jenes Heldentums, das in Menschen wie Gandhi und Romain Rolland ebenso wie in Albert Schweitzer die ruhmreichsten Formen unseres Zeitalters angenommen hat …
    Stefan Zweig, 1930
    In einem Brief, den der Dirigent Bruno Walter an mich schrieb, heißt es: Albert Schweitzers Auftreten in Amerika sei von so ungeheurer Wirkung gewesen, wie sie in diesem Maße seit Jahren kein anderer Besucher gehabt habe. Dass in Japan jahrelang mehr Publikationen über Schweitzer erschienen als in Frankreich, gibt ebenfalls zu denken. So fühlen sich Menschen an den Enden der Welt, jenseits aller Unterschiede der Rasse, der Kultur und des religiösen Bekenntnisses, angerührt von dem Auftrag und dem vorbildlichen Leben Albert Schweitzers, das sie als Quelle der Erneuerung für Geist und Seele empfinden. Dieser große Mann wird von allen Menschen verstanden, weil er die Weltsprache des Herzens spricht und durch seine Lehre von der Ehrfurcht vor dem
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