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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
Autoren: James Clemens
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Schwefel und Regen, überraschte Stimmen, ein Wirbel aus Farbe und Licht. Die Welt war zu grell. Die Stärke der Empfindungen raubte Elena den Atem, die Sinne drohten ihr zu schwinden.
    Dann war er bei ihr und fing sie auf, und sie nahm nichts anderes mehr wahr. »Er’ril …«, flüsterte sie und sah ihn an: die sturmgrauen Augen, die kantigen Züge, die einzelne Träne auf der stoppeligen Wange. Er war die Erfüllung.
    »Elena!« schluchzte er und drückte sie an sich.
    Sie schloss die Augen und versank in ihm. Im Schutz seiner Arme fand sie allmählich zur Ruhe. Ihr Geist brauchte ein wenig Zeit, damit sich die Wogen glätten und er sich in ihrem Körper wieder zurechtfinden konnte.
    Er’ril gab ihr Halt.
    Als sie sich bereit fühlte für diese neue Welt, richtete sie sich auf und öffnete die Augen. Die anderen scharten sich um sie: Tol chuk und Harlekin, Merik und Ni’lahn, Kast und Saag wan, Tyrus und Wennar, sogar Ferndal in seiner Wolfsgestalt.
    Die Welt war immer noch zu grell. Die ersten Sonnenstrahlen fielen in die Höhle.
    »Der Stern …?« fragte Merik und ließ sich auf ein Knie nieder. »Hast du ihn gemacht?«
    Elena nickte. Es war also kein Traum gewesen. Sie suchte den Himmel ab, aber die Morgenröte hatte die Sterne ausgelöscht. Doch sie spürte, dass er hinter dem Horizont weiterleuchtete. In der nächsten Nacht würde er wieder erstrahlen. Ein neuer Stern.
    »Ein Hexenstern«, sagte Merik. Die anderen nahmen die Bezeichnung auf, die einen belustigt, die anderen in ehrfürchtiger Scheu.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte Ni’lahn.
    Elena seufzte. Sie war noch nicht bereit, darüber zu sprechen, und sie hatte noch eine letzte Pflicht zu erfüllen. Sie streifte Er’rils Lippen in einem flüchtigen Kuss, der ihm ein ganzes Leben voller Zärtlichkeit verhieß, stand auf und ging auf eine Gestalt zu, die im Schatten der Wand wartete. Im Sonnenlicht blieb sie stehen, während er sich noch tiefer ins Dunkel drückte und sie nicht ansehen wollte.
    »Joach«, flüsterte sie. »Es ist alles gut.« In den Tiefen ihres Herzens war eine Magik eingeschlossen, die setzte sie jetzt frei. Die Magik in der Welt würde durch die ausgleichende Kraft des Hexensterns verschwinden, und alle Geschöpfe wären einander gleich. Doch eine Ausnahme würde es geben. Sie öffnete ihr Herz und ließ die Kraft in ihren Bruder einströmen. Sie ahnte, dass er sie noch brauchen würde wenn auch vielleicht nicht so, wie er ursprünglich gedacht hatte.
    Sie übertrug ihm die Gabe der Unsterblichkeit. Er zuckte zusammen wie unter einem Schlag. Dann hob er den Kopf. Überraschung, Entsetzen malten sich in seinen Zügen. Sie verband die Magik mit dem Silberfaden seiner Lebenskraft. Sobald die Bindung vollzogen war, mischten sich die beiden Energien und griffen über auf das große Netz. Einen strahlenden Augenblick lang waren sie beide mit allen anderen in der Höhle verbunden. Die Geschichte, die Gedanken, die Gefühle jedes Einzelnen erfüllten sie.
    Joach keuchte auf, wich zurück, bedeckte sein Gesicht.
    Dann war es vorüber. Die Gabe war auf ihn übergegangen.
    In seiner dunklen Ecke ließ Joach die Hände sinken und schaute zu ihr auf. »W was hast du getan?«
    Was ich tun musste … dachte sie stumm, dann flüsterte sie leise: »Ob zum Fluch oder zum Segen, verfahre damit, wie du willst. Doch wenn dich die Last der Jahre dereinst zu sehr drückt, dann erzähle meine Geschichte meine wahre Geschichte , und du wirst ein Ende finden.«
    Ungläubig starrte er sie an. Endlich stieß er ein gequältes Lachen aus und wandte sich ab.
    Elena sah auf ihn nieder. Sie hätte ihm so gern die Hand gereicht, aber stattdessen tat sie etwas, was ihr viel schwerer fiel: Sie trat zurück. Eben hatte sie noch einen Weg suchen müssen, der sie aus der Finsternis führte, einen Weg, den niemand außer ihr finden konnte. Nun war Joach an der Reihe. Diesen Weg konnte nur er allein gehen, niemand sonst.
    Sie wandte sich um und betrachtete die neue Welt. Als sie die Hände in das Sonnenlicht hielt, blieben sie rein und weiß die Hände einer Frau.
    Er’ril sah sie an. Sie lächelte ihm zu.
    War das nicht Magik genug?
    Und so endet die Geschichte … Von da an wurde alles anders. Wir verließen Wintershorst
    und betraten die neue Welt, die in einer rubinroten Faust entstanden war. Was aus uns allen wurde? Ich kann es nicht sagen. Ich kann nur meine eigene Geschichte erzählen.
    Die Scham trieb mich nach Westen, über die Berge und durch die
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