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Alarmstufe Rot

Alarmstufe Rot

Titel: Alarmstufe Rot
Autoren: Kristi Gold
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welche Strafe darauf stand, eine Verwandte auf unbegrenzte Zeit im Keller einzusperren.
    Vielleicht sollte sie diese Strafe auf sich nehmen - so ein gemeiner Trick verdiente Rache.
    Jared ergriff mit der Linken die Kante des Pults und hielt die bandagierte Rechte vor den Körper. Seine Stimme drang klar und deutlich bis in den letzten Winkel des Raums.
    „Ich freue mich, Sie so zahlreich hier begrüßen zu können. Ihr Kommen bestätigt uns, dass Ihnen die Bedeutung der neuen Station bewusst ist. Wir wollen für unsere kleinen Patienten besser sorgen, sie sind unsere Zukunft. Und ich …”
    Hier machte er eine lange, fast peinliche Pause und starrte auf die Papiere, die vor ihm lagen. Plötzlich packte er die Blätter, zerknüllte sie und warf sie beiseite. „Ich möchte lieber frei von dem sprechen, was mich bewegt. Ich bitte um Ihr Verständ nis.”
    Ungeachtet des Raunens im Publikum fuhr Jared fort: „Vor einigen Monaten musste ich eine Patientin aufgeben. Sie war ein tapferes kleines Mädchen, immer optimistisch, immer gut gelaunt, obwohl sie seit Jahren den Tod vor Augen gehabt hatte. Ich konnte sie nicht retten, doch kurz vor ihrem Tod sagte sie mir, dass sie mir keine Schuld gäbe. Das Problem war - ich fühlte mich schuldig. Nun sollte man meinen, ich hätte aus diesem Unglück etwas gelernt.
    Aber, nein, ich lernte nichts daraus. Bis neulich, als ich selbst Patient in dieser Klinik wurde.”
    Jared heftete einen suchenden Blick auf Brooke, doch sie wusste nicht, was er eigentlich zu finden hoffte. Sie wollte ihn nicht ansehen, das Ganze war eine einzige Qual. Doch es war ihr absolut unmöglich, den Blick von ihm zu lösen, als würde ihr Leben davon abhängen, dass sie ihn anschaute. Sie wollte flüchten, einfach nur zum nächstgelegenen Ausgang rennen. Aber wie gebannt von Jareds hypnotischen Augen und Worten saß sie auf ihrem Stuhl.
    „Und ich muss sagen”, fuhr er fort, „ich habe erst nach meinem Unfall so richtig erkannt, wie aufopfernd die Mitarbeiter hier am Memorial Hospital sich einsetzen. Ohne die Unterstützung dieses Stabs wäre es mir bedeutend schlechter gegangen, besonders ohne eine bestimmte Person.”
    Brooke hatte das Gefühl, die Welt um sie herum sei versunken und er spräche zu ihr allein.
    Sie glaubte zu schweben, getragen von der Hoffnung, dass er sie meinte, dass sie es sei, die für ihn diese Bedeutung gehabt hatte. Konnte das sein - oder erhoffte sie sich zu viel?
    „Jeder sollte seine Chance bekommen, vor allem Kinder”, sagte er. „Manchen Menschen sollte man sogar eine zweite Chance zugestehen. Das Leben ist zu kurz, um das zu vernachlässigen, was wir zur Erfüllung brauchen.” Er atmete langsam ein und aus. „Vor meinem Unfall war mir nicht klar, wie wichtig Freunde sind. Ich wusste nicht, wer ich war, jedenfalls nicht über meinen Arztberuf hinaus. Jetzt weiß ich es. Und das habe ich einer außergewöhnlichen Frau zu verdanken.”
    Er machte eine Pause und sah Brooke an. Sie war so aufge wühlt, dass ihr Tränen in die Augen traten.
    Schließlich unterbrach Jared den Blickkontakt und schaute erneut in die Runde. „Daher hoffe ich, dass Sie nachher Ihr Scheckheft zücken und großzügig spenden, auf dass unsere Kinderstation die beste in San Antonio und vielleicht im ganzen Bundesstaat wird. Und nun will ich schließen, damit Sie sich wieder unserem Büfett widmen können. Ich muss jetzt nämlich jemand Bestimmtem etwas Wichtiges mitteilen.” Er seufzte und senkte den Kopf, bevor er noch einmal Brooke ansah. „Etwas, das ich schon längst hätte sagen sollen, und ich hoffe, sie hört mir zu.”
    Unter dem zögernden Applaus des Publikums verließ er das Podium. Offenbar wussten die Anwesenden nicht so recht, was sie von der kurzen und reichlich rätselhaften Ansprache halten sollten. Auch Brooke war verwirrt. Aber sie ahnte, dass sie bald Klarheit haben würde, denn er kam direkt auf sie zu.
    Ihr Fluchtinstinkt gewann die Oberhand, und sie stand auf. Doch da war er schon so nah, dass sie ihn fast berühren konnte. Und, ach, wie gern hätte sie das getan.
    „Ich muss mit dir reden”, stellte er ohne Umschweife klar.
    Brooke stand wie angewurzelt da. Sie bildeten den Mittelpunkt des Interesses, als Jared sie am Ellbogen nahm und zwischen den verdutzten Gästen hindurch zu dem kleinen Vorraum bei den Aufzügen führte.
    Dort angekommen, standen sie sich gegenüber und schwiegen.
    Brooke fühlte sich äußerst unbehaglich, weil sie nicht wusste, wie sie anfangen
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