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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra
Autoren: Michael Szameit
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Helmsen-der abgestellt. Die Freude über die Rettung und die Trauer über Bobs Tod hatten mich wie ein Schlafmittel betäubt.
    „BOXER an Kommandant Spinks! Gilt der von Inspektor Pyron gegebene Befehl? Wenn Antwort negativ, erbitte neue Instruktionen!“
    Der Zentralautomat des BOXERS verhielt sich exakt. Er hatte meine Stimme sofort erkannt und durfte mein Kommando nicht akzeptieren.
    Spinks bewegte krampfhaft die Unterkiefer, aber es kam kein Laut über seine Lippen.
    „Quatsch nicht dämlich, du Esel!“ flüsterte ich müde.
    „Komm endlich, du weiß nicht, was wir durchgemacht haben…“
    „BOXER an Inspektor Pyron. Habe Resonanz. Anerkenne Kommando.“
    Das hieß, daß Bob dem Automa ten vorsorglich eine Prägung auf meine Person eingegeben haben mußte. Ich war damit berechtigt, Befehle zu erteilen. Wahrscheinlich war das geschehen, als es zum Konflikt mit dem Korenther gekommen war. Der Pilot hatte an alles gedacht…
    Spinks entdeckte den BOXER eher als ich. Er stieß mich an und wies erregt auf ein kaum sichtbares, flimmerndes Pünktchen. „Mein BOXER!“ stöhnte er erlöst auf. Es war tatsächlich sein Schiff.
    Ich griff in die Seitentasche meines Skaphanders und fischte den kleinen Perlmuttknopf heraus. Liebevoll betrachtete ich meinen Talisman. Er hatte ganze Arbeit geleistet. Vielleicht hatte sich durch seinen Besitz wirklich etwas von Achternaks Umsicht und Souveränität auf mich übertragen, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall fühlte ich mich verändert, etwas vollkommener oder besser gesagt: weniger unvollkommen. Bestimmt lag das an meinem Glücksbringer, woran sonst?
     
    An Bord des BOXERS erfuhren wir, warum er sich nicht selbst vernichtet hatte. Der Grund war lächerlich einfach, eine Re-chenaufgabe, die der Zentralautomat fehlerfrei gelöst hatte. Der fremde Raumkreuzer hatte eine Minute vor T null, dem Zeitpunkt des Eintritts der Formation HELIOS in den Tunnel TRANSTERRA, begonnen, in den Hyperraum abzutauchen…
    Das erschien uns unbedeutend oder ge nauer, es ließ uns zum damaligen Zeitpunkt erlöst aufatmen, denn die Gefahr war beseitigt. Wir waren eine Minute schneller gewesen als der Tod. Der Zentralautomat des BOXERS hatte richtig erkannt, daß wir mit dem fremden Raumschiff verschwunden waren. Es enthob ihn der Pflicht, bis zum kritischen Augenblick im Tunnel auszuharren, und er begab sich sofort aus der Gefahrenzone. So einfach und logisch war das.
    In unmittelbarer Nähe des Tunnels wartete der BOXER auf unsere Rückkehr, denn etwas anderes blieb ihm gar nicht übrig.
    Für diesen Fall hatte er keine Instruktionen, also wartete er. Die Unzulänglichkeit elektronischer Hirne erwies sich in dieser Situation als Vorteil, wer weiß, was ein Mensch getan hätte…
    Nachdem wir etwas gegessen hatten – nicht zuviel, um die entwöhnten Verdauungsorgane nicht zu überlasten –, fielen wir sofort in tiefen, traumlosen Schlaf. So wie wir den BOXER
    betreten hatten, noch im Skaphander und mit dem Helm auf dem Kopf, lagen wir in den Sesseln des Steuerorbits und schliefen.
    Ein hoher Pfeifton und die darauffolgende Meldung des Ze ntralautomaten rissen uns in die Wirklichkeit zurück. „Achtung!
    BOXER verläßt Abtauchzone des Objekts.“
    Ich schreckte hoch. Ein schneller Blick auf den Bildschirm bestätigte mir die Notwendigkeit dieser Maßnahme. Die Ringe, die den Leib des fremden Raumkreuzers umgaben, drehten sich träge. Erste schwache Energiewirbel rasten um den Kosmosriesen. „Bob!“ rief Spinks bestürzt aus. „Wir müssen ihn dort rausholen, verdammt noch mal! Das sind wir ihm schuldig.“ Er sprang auf.
    Energisch drückte ich ihn wieder in seinen Sessel und sagte tonlos: „Zu spät, Magister. Vielleicht hat er es sogar so gewollt…“
    Spinks antwortete nicht und starrte mit verzerrtem Gesicht auf den Bildschirm. Die Tachyonentriebwerke des BOXERS
    brüllten auf, und der Startimpuls stieß mich in den hinter mir befindlichen Konturensessel. Kaum raste der BOXER ins All hinaus, vollzog sich das, was ich schon einmal aus unmittelbarer Nähe erlebt hatte. Das fremde Raumschiff verschwand in einer Hölle tobender Energiestürme. Die Wirbel schlossen sich zu einer tosenden, grünleuchtenden Kugel, die wie unter Stromstößen zuckte und pulsierte.
    Gebannt verfolgte ich das Schauspiel und vergaß darüber für Sekunden sogar, daß dies ein vielleicht endgültiger Abschied war…
    Das Glühen der Annihilationsenergien der miteinander ver-schmelzenden Chlor-und Antichloratome
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