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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra
Autoren: Michael Szameit
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erschaffene Körper mit bioelektrischen Signalsystemen. Organische Struktur gewährleistet optimale Energieverwertung.“
    „Synthome“, flüsterte Spinks begeistert. „Das sind Synthome!“
    „Nein“ antworteten Bobs Finger bestimmt. Er machte eine unwillige Gebärde. „Es sind keine Synthome! Organomechani-sche Roboter ohne eigenes Logikzentrum, nur durch ein Signalsystem ferngesteuert, kann man so nicht bezeichnen. Dann wäre Duck auch ein Synthom. Synthome sind eine Erfindung der Menschen…“
    Mir fiel plötzlich auf, daß Bob nicht nur die Antworten des Sonnensteingehirns übersetzte, sondern zweifellos auch eigene Gedanken äußerte. Vor uns stand nicht mehr der Synthom, der ohne seine künstliche Gehirnkomponente kaum mehr Verstand besaß als ein Kleinkind. In mir keimte ein furchtbarer Ve rdacht. Ich hatte bemerkt, daß sich Bob nicht mehr von der Sonnensteinwand löste. Sein Gehirn hatte sich an die Signalin-tensität gewöhnt, aber wie lange würde es das ohne Schaden überstehen?
    „Wer spricht zu uns, Bob… oder Prrrp?“ fragte ich ihn geradeheraus.
    Die Antwort war klar und eindeutig. „Ich. Bob und Prrrp.“
     
    Ja, es war tatsächlich so. Vier Tage später, wir waren kaum noch fähig, uns auf den Beinen zu halten, war Bob – oder Prrrp? – soweit, daß er direkt zu uns sprechen konnte. Ihm war es gelungen, die Intensität der Signale des Sonnensteingehirns zu senken. Für Bob war es schon zu spät, aber nun konnten auch wir die Heliolithe berühren, ohne daß unser Körper von furchtbaren Schlägen erschüttert wurde. Bob war nicht mehr identisch mit dem BOXER-Piloten Bob. Nicht er hatte sich das Sonnensteingehirn unterworfen – die Heliolithe hatten sich seine wenn auch verkümmerte menschliche Intelligenz ange-eignet… Durch seinen unermüdlichen, mutigen Kampf gegen die bioelektrischen Stromstöße waren lebenswichtige Hirnze n-tren zerstört worden.
    Das Sonnensteingehirn Prrrp erkannte dies und übernahm Regelfunktione n des menschlichen Organismus. Bob konnte den Kontakt nicht mehr unterbrechen. Er war an Prrrp stärker gefesselt als mit Eisenketten. Das bedeutete keinesfalls, daß Bobs Persönlichkeit erloschen war – nein, aber sie hatte sich verändert. Er war uns plötzlich fremd. In Gesprächen identifi-zierte er sich mit dem Raumkreuzer, betrachtete ihn als seinen eigenen Körper.
    Wie hatte Spinks einmal gesagt? Bob sei bei der Zusamme nstellung seiner Gene so geprägt worden, daß er beim Navigieren höchste Lust empfand. Diese Prägung wurde durch den Kontakt mit den Sonnensteinen aktiviert. Oberflächlich betrachtet, war er ganz der Bob, wie ich ihn erlebt hatte, wenn er den Sensorhelm auf dem Kopf trug. Jedoch offenbarten sich gravierende Unterschiede.
    Am neunten Tag sagte Bob unvermittelt: „Sobald die irdischen Schiffe den Tunnel verlassen haben, bringe ich euch in euer System zurück. Dann aber muß ich Abschied nehmen. Ich habe einen Auftrag zu erfüllen.“
    Inzwischen wußten Spinks und ich sofort, was er damit meinte. Sein Auftrag war, das System des Schwarzen Lochs zu erforschen… Wie oft hatten wir ihn nach den Erbauern des Raumkreuzers befragt! Er konnte nicht antworten.
    „Darüber besitze ich keine Informationen“, lautete die sach-liche Antwort. Das war ärgerlich, aber logisch. Automatische Forschungs-und Erkundungskreuzer der Erde werden auch nicht mit einem Kontaktarchiv auf die Reise geschickt. Das Sonnensteingehirn stellte eine hochentwickelte Form künstlicher Intelligenz dar – aber es besaß nur die für die Erfüllung seiner Mission notwendigen Kenntnisse.
    Auch die Frage nach dem Heimatgestirn des Kreuzers blieb praktisch unbeantwortet. Zwar konnte uns Bob einige unverständliche Koordinaten nennen, aber mit denen wußten wir nichts anzufangen. Nur so viel war seinen Erklärungen zu entnehmen, daß die Fremden aller Wahrscheinlichkeit nach mehrere Planetensysteme im Andromedanebel besiedelt hatten…
    Bob hatte einen neuen Auftrag zu erfüllen. Wir hatten den ersten mit Glück und letztem Einsatz erledigt. Die Formation HELIOS war gerettet. Auch die zweite Aufgabe lösten wir, obwohl wir dabei nur knapp dem Tod entkamen. Wir hatten den Sonnensteinen geholfen. Zum Dank dafür nahmen sie uns Bob…
    Waren sie es wirklich, die die Schuld daran trugen? Sind die Schuldigen nicht vielmehr jene gewissenlosen Verbrecher, die Wesen wie Bob erschufen, manipulierten und in ein me n-schenunwürdiges Dasein zwangen?
    Die Gewißheit, daß es in Korenth
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