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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra
Autoren: Michael Szameit
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stumpfen Höhlen in einer Maske geworden. Was war in der Zwischenzeit mit Achternak geschehen?
    Es gelang mir nicht, meine Erschütterung zu verbergen. Einen kurzen Augenblick zog ein schmerzliches Aufflackern über Achternaks Züge, dann befahl er schroff: „Los, erzähle, was ist geschehen? Mit Reg kannst du später schwatzen!“ Er versuchte, seiner brüchigen Stimme den gewohnten herrischen Klang zu verleihen, ohne daß es ihm auch nur im geringsten gelang.
    Ich nahm mich zusammen und zwang mich, kurz und knapp zu berichten. Einige Male geriet ich ins Stocken, verhaspelte mich und mußte von vorn beginnen. Es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren, denn hinter Achternak, in der Tiefe des Raumes, erkannte ich die Silhouette eines mir sehr gut bekannten Menschen. Die schlanke Gestalt hob die Hand und winkte mir zaghaft – und wie mir schien – etwas verschüchtert zu. Ich mußte meinen Blick gewaltsam von ihr losreißen.
    Während meines Berichtes sackte Achternak immer mehr in sich zusammen und stöhnte gequält auf: „Ich bin schuld, ich, ich!“
    Dieser unerwartete Selbstvorwurf irritierte mich. Ich schwieg.
    „Weiter!“ befahl Achternak müde und hörte meinen Bericht gesenkten Hauptes zu Ende an. Dann erhob er sich steif und verließ wortlos die Zentrale. Mühsam hielt er sich aufrecht, und als ihn ein Funker stützen wollte, stieß er ihn ärgerlich zur Seite. Es war mir unbegreiflich, wie der hartgesottene Chefdispatcher so zusammenbrechen konnte.
    Kurz bevor die Verbindung unterbrochen wurde, drängte sich Renata nach vorn und flüsterte hastig: „Komm, ich warte…“
    Dann erlosch das Bild der Zentrale auf ROTA, und ich hatte wieder das eigenartig schö ne Gefühl, eingeschlossen in einer gläsernen Kugel in einem Meer funkelnder Sterne zu treiben.
    Mir war nicht einmal Zeit geblieben, Renata zu antworten.
     
    Ich lehnte mich zurück, schloß die Augen und spürte, wie eine siedendheiße Welle über mich hinwegbrauste. Alle Gedanken, Ängste und Sorgen, die mich peinigten, versanken in der uferlosen Unendlichkeit des Universums. Die unendliche Ruhe fraß die Erinnerung an die hinter mir liegenden Tage wie ein Heuschreckenschwarm aus meinem Gedächtnis. Übrig blieben nur die drei glückverheißenden, ersehnten Worte:
    „Komm, ich warte.“ Ich fühlte, wie tief in mir eine Wunde aufbrach und mit einem einzigen, die Sinne überschwemme nden Schmerz alles Gift und allen Schmutz von sich stieß und zu heilen begann.
    Aber der kleine Teufel in meinem Herzen hatte sich derart festgekrallt, daß es der Woge des Glücks nicht gelang, ihn herauszureißen, und er flüsterte mir gehässig ins Ohr: „Kein Wunder, jetzt bist du ein Held, dein Name wird um die Welt gehen, dein Bild in jeder Nachrichtensendung erscheinen – das ist freilich Medizin für die Liebe!“
    Ich lachte kurz und trocken auf und brummte verdrießlich:
    „Halt’s Maul, du Ekel, wenigstens für die nächsten drei Wochen!“
    Reg zuckte zurück und stotterte: „Aber Pyron…. ich…. ich habe doch gar nichts gesagt…“
    Mir war entgangen, daß der Zentralautomat des BOXERS
    wieder die Verbindung zur HARPUNE II hergestellt hatte und Reg mich erschüttert musterte. Er war schnell besänftigt und machte mich auf Achternaks merkwürdiges Verhalten aufmerksam. Reg konnte nicht sagen, weshalb der Chefdispatcher so angeschlagen war. Aber ich wußte es plötzlich.
    „Leicht war es für uns alle nicht, an euren Tod zu glauben“, berichtete Reg, „doch als der Alte befahl, die Suche zu beenden, sah er nicht halb so schlecht aus wie jetzt – abgesehen von den grauen Strähnen… Glaube mir, auch mir ist die Sache sehr an die Nieren gegangen…“ Ich sah ihn an und entdeckte zwei haarfeine, scharfe Falten um die Mundwinkel, die vor zwei Wochen noch nicht da waren, und ich empfand einmal me hr das Großartige unserer Freundschaft.
    „… keinen hat es kaltgelassen. Aber daß ausgerechnet Albert so verzweifelt, so offensichtlich verzweifelt, ohne es zu verbergen – das ist nicht normal, dahinter steckt noch irgend etwas anderes. Gerade jetzt, wo alles ausgestanden ist…“
    „Irgendwann muß auch er mal Nerven zeigen“, entgegnete ich und beschloß im selben Moment, mein Wissen um die wahren Ursachen unserer zweiwöchigen unnötigen Gefangenschaft auf keinen Fall preiszugeben. Was hätten wir schon davon, aller Welt klarzumachen, daß Albert Achternak versagt hatte…
    Ich wechselte einen schnellen Blick mit Spinks. Der nickte mir zu,
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