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Alarm auf Burg Schreckenstein

Alarm auf Burg Schreckenstein

Titel: Alarm auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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stehen. In jeder Kammer ist ein Schieber. Drücke ich die dazugehörige Taste, öffnet sich der Schieber und die Luft geht durch das Loch oben im Pfeifenstock in die Pfeife. Der Ton ist da.“
    „So ist das.“ Der Mini-Ritter nickte. „Und wenn wir eine Pfeife hochheben, kommt nur heiße Luft.“
    „Nicht einmal heiße“, sagte Sonja. Die Kompressoren verschwanden auf ihre Plätze, Sonja gab den Einsatz — ein schauerlicher Akkord erklang. Da wurde es Mücke, der bei den Tenören mitpiepste, zu dumm.
    „Wenn ihr hier rumgackern wollt, dann legt wenigstens Eier, damit wir auch was davon haben“, rief er.
    „Spiel nicht den Gockel!“ zischte Ingrid, die selten ein gutes Haar an ihm ließ. Er war schließlich ihr Bruder.
    Sonja klatschte in die Hände und erhob zum erstenmal die Stimme: „Bitte, konzentriert euch jetzt. Noch mal von vorn!“ Mit Schwung setzten die Stimmen ein, doch das Tongemälde mißlang.
    „Irgendwas stimmt heut nicht mit den Hühnern. Die sind nicht bei der Sache“, schimpfte Dieter laut und deutlich.
    Sophie fuhr herum und blitzte ihn an, als wolle sie ihm mit einem Laserstrahl die Stimmbänder versengen: „Erstens ist nichts mit uns, und wenn was wäre, würden wir’s euch bestimmt nicht sagen.“
    „Kindergarten“, murmelte Konstanze vor sich hin.
    Sofort hakte Ottokar ein: „Aha. Eure Neue scheint etwas zu wissen!“ Und er sah Konstanze durchdringend an.
    Doch sie lachte und schüttelte den Kopf: „Mich darfst du nicht fragen.“
    Diese Antwort kam für die Ritter einem Geständnis gleich. Doch weil sie immer noch nicht wußten, was nun tatsächlich los war, fingen auch sie vor lauter Neugier an, falsch zu singen.
    Sonja kniff die Augen zu und klatschte in die Hände. „Aufhören! Ich weiß zwar, daß ihr’s könnt. Aber ich möchte es vor Sonntag noch einmal hören. Wir verschieben die Probe.“
    Mit gemurmelten Beschimpfungen ging der gemischte Chor getrennte Wege; die Ritter rutschten das steile Treppengeländer hinunter.
    Vor dem Portal bei den Rädern, meinte Eugen zu Pummel: „Ich sage dir, die planen einen Streich. Immer wenn sie so zickig sind, haben sie was vor.“
    Walter nickte, und auch Fritz schien davon überzeugt: „Um die Jahreszeit kommen sie mit den Booten rüber.“
    Ottokar, der alles mitangehört hatte, fing in seiner Eigenschaft als Schulkapitän sofort an zu organisieren: „Am besten, ihr schiebt heute nacht Wache beim Bootshaus.“
    Die Ritter schwangen sich in die Sättel und fuhren davon.
    „Endlich tut sich wieder was!“ brummte Mini-Ritter Eberhard am Ende des Feldes.
    Und Klein Kuno antwortete mit einer Miene, als hänge das Schicksal der Burg von ihm allein ab: „Ich bin jedenfalls da, wie eine Eins. Schlafen können wir morgen im Unterricht.“
     
     
     

Sicher ist sicher
     
    Obwohl Bässe, Tenöre, Organist und Balgtreter kein Sterbenswörtchen hatten verlauten lassen, konnte man an diesem Abend auf der Burg die Spannung förmlich knistern hören. Die Ritterschaft hatte etwas gewittert. Im Nordflügel, im Süd- und Westflügel legte sich jeder vor dem Schlafengehen Taschenlampe, Sprungseil, Trainingsanzug, Handschuhe und Dietriche so zurecht, daß er sie auch im Dunkeln sofort greifen konnte.
    Die Nacht war sternenklar und still, so still, daß Fritz, der, wie verabredet, neben dem Bootshaus in seiner Decke auf dem Steg lag, das Geräusch eintauchender Ruder schon gut zehn Minuten hörte, bevor er das Boot sah. Drei Gestalten zeichneten sich ab; die größte führte die Ruder. Fritz schälte sich aus seiner Decke, kroch zu Walter, der im Bootshaus schnarchte wie eine Motorsäge bevor der Sprit ausgeht, und unter dem weit vorspringenden Dach an die Bretterwand geschmiegt, erwarteten sie das Anlegemanöver.
    „Beatrix, Sophie und Ingrid“, flüsterte Walter, als die drei auf den Steg kletterten. Unbemerkt folgten ihnen die beiden Ritter den Hang hinauf.
    Erst auf der Zugbrücke schloß Fritz zu ihnen auf und fragte: „Na, wo soll’s denn hingehen?“
    „Mensch hast du mich jetzt erschreckt!“ Beatrix keuchte vor Aufregung.
    Und der kleinste der Schatten, Ingrid, fauchte: „Wir müssen was besprechen. Aber nicht mit euch Pfeifen.“
    Und als lebte sie seit Jahr und Tag auf der Burg und nicht drüben auf Rosenfels, zog sie Sophie und Beatrix durch den Torbogen, vorbei an der Lehrergarage, bog nach rechts in das Gewölbe ab und lief die Treppe zur Folterkammer hinunter. Ein schmaler Lichtspalt nach der letzten Stufe, bestätigte
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