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Al Wheeler und die Nackte

Al Wheeler und die Nackte

Titel: Al Wheeler und die Nackte
Autoren: Carter Brown
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mußte ich zugeben, hätte sie
übersehen können. Das Steak war zur Konsistenz von Leder verkohlt. Der Salat
war nasser Matsch, und das halbleere Glas auf der Seitenlehne der Couch hatte
Lippenstiftflecken am Rand. Gloria war dagewesen und nun war sie fort, und kein
Zettel war zurückgeblieben, auf dem sie ihre Rückkehr versprach. Sie hatte
außerdem als Köder fungiert und jemand hatte prompt danach geschnappt. Ich
suchte eine Nummer heraus, wählte sie, und niemand meldete sich. Nicht weiter
erstaunlich, fand ich. Hatte ich noch Zeit für einen schnellen Drink, bevor ich
mich auf die Suche nach Gloria machte? Vermutlich ja. Also trug ich das mit
Lippenstift beschmierte Glas in die Küche, suchte ein sauberes heraus und goß
mir Scotch ein.
    Nachdem ich die Hälfte meines
Drinks getrunken hatte, fiel mir etwas ein, und ich hob erneut den Telefonhörer
ab. Porterfield meldete sich beim zweiten Rufzeichen
mit vorsichtiger Stimme.
    »Wheeler«, sagte ich. »Sind Sie
allein?«
    »Ja«, sagte er. »Warum?«
    »Ich wollte mich mit Gloria Van
Heuten in Verbindung setzen«, sagte ich. »Ich dachte, es bestünde vielleicht
die Möglichkeit, daß sie bei Ihnen ist.«
    »Warum sollte sie um Himmels
willen bei mir sein?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich.
»Vielleicht Ihres unwiderstehlichen Charmes wegen.«
    Er legte sofort auf. Ich trank
mein Glas leer und wanderte wieder in die warme Nacht hinaus. Die Fahrt würde
zwei Stunden in Anspruch nehmen, und wenn ich mich auf dem Holzweg befand, so
überlegte ich düster, konnte ich mich ebensogut ins
Meer schmeißen und nach Hawaii treiben lassen.
     
    Es war eine mondlose Nacht,
aber erst nachdem ich den Healey geparkt hatte und ausgestiegen war,
realisierte ich, wie verdammt dunkel sie war. Ich kletterte vorsichtig den
steilen Pfad hinab, und es dauerte rund zehn Minuten, bis ich das kleine
Plateau oberhalb des Strandes erreicht hatte. Die Brandung machte erheblichen
Lärm, und das aus dem Fenster der Hütte dringende Licht hatte fast etwas
Einladendes. Ich war beim Heruntersteigen einmal ausgerutscht und hatte mir
beinahe den Knöchel verstaucht. Außerdem war ich einmal falsch abgebogen und in
dichtes Gestrüpp geraten, das sich dadurch gerächt hatte, daß es mir geschickt
einen Zweig übers Gesicht gepeitscht hatte. Meine Laune war also etwas
beeinträchtigt. Das Vernünftigste wäre gewesen, erst einmal um die Hütte
herumzuschleichen und herauszufinden, wer innen war. Aber ich pfiff auf das
Vernünftige, ging geradewegs zur Tür und schlug mit der Faust dagegen.
    Eine nackte Frau öffnete. Ihr
langes blondes Haar hing ihr über die Schultern herab und bewegte sich leicht
in der vom Ozean herüberwehenden nächtlichen Brise. Die korallenfarbenen Spitzen ihrer kleinen, hohen Brüste zogen sich in Reaktion auf die Kühle
zusammen, und selbst wenn ich gewollt hätte, so hätte ich meine Augen nicht
daran hindern können, abwärts zu schweifen. Ihr Bauch war zart gerundet, und
das Dreieck aus feinem blondem Haar wirkte zwischen den Schenkeln der langen,
schöngeformten Beine irgendwie verletzlich.
    »Hallo, Al«, flüsterte sie.
»Kommen Sie herein.«
    In ihren blauen Augen lag ein
dumpfer, verzweifelt flehender Blick, als sie zurücktrat, um mich einzulassen.
Ich folgte ihr ins Innere der Hütte und wußte genau, daß ich hereingelegt
werden sollte, was mir aber ziemlich egal war. Wenn es Wheeler nicht mehr
gelang, selbst mit auf den Rücken gefesselter rechter Hand mit zwei
Frauenzimmern fertig zu werden, dann war es ohnehin an der Zeit, das
Polizistendasein aufzugeben und sich etwas Aufregenderem zuzuwenden —
vielleicht Schaufensterdekoration. Drei weitere Schritte — und der Lauf einer
Pistole preßte sich schmerzhaft gegen meinen Hinterkopf.
    »Stehenbleiben — sofort!« sagte
eine barsche Stimme in mein Ohr.
    Irgendwas war mit dieser Stimme
entschieden nicht in Ordnung, soviel wurde mir langsam klar, während ich
gehorsam stehen blieb. Wieso klang sie plötzlich wie ein Bariton?
    Eine Hand glitt auf meine
Brust, knöpfte das Jackett auf und entnahm dem Gürtelholster meinen Achtunddreißiger . Gloria Van Heuten stieß einen kleinen
Wimmerlaut aus und wich weiter zurück. Donna Barnes tauchte aus dem Dunkel auf,
ein Lächeln auf dem Gesicht. Sie trug dasselbe hellviolette Minikleid wie
vorher, und ihre lavendelblauen Augen blickten so warm wie zwei Glasmurmeln.
    »Okay«, sagte ihr Bruder hinter
meinem Rücken. »Setzen Sie sich, Wheeler, damit wir miteinander reden
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