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Al Wheeler und die letzte Party

Al Wheeler und die letzte Party

Titel: Al Wheeler und die letzte Party
Autoren: Carter Brown
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zu spät«, sagte sie.
    »Sie sind Judy Manners «, sagte ich. »Ich würde Ihre — Sie überall
erkennen. Wieso leben Sie noch?«
    Sie blickte mich mißtrauisch
an. »Sind Sie verrückt?«
    »Das ist nicht ausgeschlossen«,
sagte ich. »Wer hat behauptet, daß Sie tot seien?«
    Sie blickte noch immer
mißtrauisch. »Sie jedenfalls.«
    »Wer noch?«
    »Niemand, meines Wissens.
Finden Sie nicht, daß es jetzt mit diesem albernen Witz reicht?«
    »Dicke reicht es«, sagte ich.
»Mein Name ist Wheeler — Lieutnant Wheeler aus dem
Büro des Sheriffs. Wir erhielten einen Bericht, Sie seien ermordet worden.«
    Judy Manners zuckte die Schultern unter dem schwarzen Hemd und gähnte. »Das passiert immer
wieder«, sagte sie. »Ich meine damit, daß ich anonyme Briefe bekomme und Anrufe
von Unbekannten, die auf irgendeine Art meine nicht im Telefonbuch verzeichnete
Nummer erfahren haben — und dies hier ist wahrscheinlich die Vorstellung eines
Schwachsinnigen von einem Witz.«
    »Damit wir beide was zu lachen
haben und ich anschließend wieder heimgehen kann«, sagte ich. »Sind Sie allein
im Haus?«
    Einen Augenblick lang zuckte es
um ihre Mundwinkel. »Nein, Lieutnant . Sowohl mein
Mann als auch meine Sekretärin wohnen bei mir.«
    »Sind sie im Augenblick da?«
    »Na ja, mein Mann ist noch
nicht nach Hause gekommen, aber ich erwarte ihn jede Minute — meine Sekretärin
ist im Haus. Warum?«
    Ich zündete mir eine Zigarette
an. »Man kann nie wissen — vielleicht bildete sich ein Schwachsinniger ein, es
sei ein Witz, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht war die Information etwas
vorzeitig.«
    Sie erstarrte. »Was wollen Sie
damit sagen?«
    »Haben Sie was dagegen, wenn
ich hereinkomme und mich ein bißchen umsehe?« fragte ich. »Ich möchte mich nur
vergewissern, daß auch alles okay ist.«
    »Wie Sie wollen«, antwortete
sie. »Aber ich glaube, daß Sie bloß Ihre Zeit verschwenden. Ein armer Irrer hat
sich einen Spaß erlaubt, das ist alles.«
    » Mhm «,
sagte ich, ohne darauf einzugehen, und trat in den Flur.
    Wir begaben uns in das große
Wohnzimmer, dessen eine Wand ganz aus Glas bestand und auf eine den Strand
überragende Terrasse hinausführte. Im hinteren Ende des Raumes befand sich eine
Bar, und ein hohes Glas auf der Theke wies darauf hin, daß sie sozusagen eben
den Betrieb eröffnet hatte.
    »Ich habe mir gerade etwas zu
trinken zurechtgemacht, als Sie kamen, Lieutnant «,
sagte Judy Manners . »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Scotch auf Eis und einen
Spritzer Soda. Danke«, sagte ich. »Sind Sie mit Clyde Maynard befreundet?«
    »Dem Besitzer des Hauses?« Sie
schüttelte den Kopf. »Ich habe das Haus durch einen Immobilienmakler gemietet,
weil ich Ruhe brauchte. Die vergangenen sechs Monate waren sehr anstrengend —
eine Tour durch Mexiko — ein Film in Spanien — zwei Filme in Hollywood. Diese
Gegend erschien mir wie das Ende der Welt, und das paßte mir ausgezeichnet — einschließlich dieses Super-Luxus-Hauses.«
    »Kein Butler und kein
Zimmermädchen in der Vermietung eingeschlossen?« fragte ich.
    »Ich habe Ihnen ja schon gesagt
— ich brauche einmal Ruhe vor all diesen Leuten.« Sie stellte ein gefülltes
Glas vor mich auf die Bar und stützte dann ihre Ellbogen auf. »Wollen Sie sich
jetzt im Haus umsehen, Lieutnant , oder wollen Sie
zuerst etwas trinken?«
    »Glauben Sie, ich würde meine
Pflicht einem Whisky hintanstellen?« fragte ich entrüstet.
    » Mhm «,
nickte sie. » Cheers !« Sie hob ihr Glas.
    »Auf den Schwachsinnigen, der
angerufen hat — auf daß er sich mit der Telefonschnur erdrosselt«, sagte ich.
    Der Scotch war ausgezeichnet.
Ich überlegte, daß es mir hier fast noch besser gefiel als zu Hause; mich
störte nur eines — der Ehemann, der jede Minute heimkommen mußte.
    »Gehen Sie oft ins Kino, Lieutnant ?« erkundigte sie sich höflich.
    »Einmal bin ich ins Kino
gegangen«, sagte ich, »weil es regnete und ich nicht naß werden wollte. Der Film hieß Geburt einer Nation. Ich dachte mir, das
handle sich um Sex, aber ich wurde reingelegt.«
    »Erzählen Sie mir etwas über Ihre Arbeit«, schlug sie vor, »damit ich Ihnen auch mal grob kommen kann.«
    »Seit es das Fernsehen gibt,
spielt jeder Polizist«, sagte ich. »Wir haben keinerlei Geheimnisse mehr vor
der Öffentlichkeit. Ich schleppe jetzt sogar schon meine eigene Themamusik mit
mir herum. Wollen Sie sie hören?«
    Sie schüttelte sich, was,
unabhängig von allem übrigen, eine schauspielerische Leistung
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