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Al Wheeler und die letzte Party

Al Wheeler und die letzte Party

Titel: Al Wheeler und die letzte Party
Autoren: Carter Brown
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ist!«
    Ich hörte die Haustür
zuschlagen und dann selbstbewußte Schritte, die
forsch den Flur entlangkamen. Ein Mann betrat das Wohnzimmer und blieb
unvermittelt stehen, als er uns erblickte.
    »Was, zum Teufel, ist denn hier
los?« erkundigte er sich freundlich.
    Er war groß — ein ganzes Ende
über einsachtzig — und gut gewachsen, ohne bullig
auszusehen. Das kräftige, lockige schwarze Haar war kurz genug geschnitten, um
ihm ein jungenhaftes Aussehen zu verleihen, und das dünne Bärtchen auf der
Oberlippe war mit peinlicher Genauigkeit zurechtgestutzt.
    Ein Sportjackett aus weißer
Seide hing salopp über seine Schultern, die Ärmel baumelten leer an den Seiten
herab. Er hatte beide Hände tief in den Hosentaschen vergraben, und das
schwarze Hemd mit eingesticktem Monogramm trug er ohne Krawatte bis zum Hals
zugeknöpft. Die Zigarette im Mundwinkel zeigte in einem stumpfen Winkel lässig
nach oben. Der Piratenkapitän, wie er leibt und lebt.
    »Rudi —« Judys Stimme stockte.
»Es ist etwas Entsetzliches passiert.«
    »Haben die Steuerprüfer was
gefunden?« Er lächelte arrogant, und im Geist konnte ich irgendwo im
Hintergrund das Klirren von Degen hören. »Laß ihnen ruhig den Spaß. Ich habe
den gerissensten Anwalt für Steuersachen in ganz
Kalifornien!«
    »Rudi, du begreifst nicht!«
Judys Stimme schwankte. »Es ist Barbara — sie ist tot.«
    »Tot?« wiederholte er kurz. Er
zog bedächtig an seiner Zigarette, atmete tief den Rauch ein und blies ihn
langsam durch die Nasenlöcher wieder aus. Seine Augen wurden schmal und bekamen
einen verschlagenen, nachdenklichen und zugleich geheimnisvollen Ausdruck. Das
imaginäre Klirren der Degen im Hintergrund verstummte, und an seiner Stelle
glaubte ich jetzt die Themamelodie einer Fernsehkriminalserie zu hören.
    »Wie meinst du das — tot?«
fragte er sanft.
    »Rudi!« Judys Stimme bebte vor
Wut. »Sei bitte so gut und hör auf, dich wie ein Schmierenkomödiant aufzuführen
und so zu tun, als stündest du im Studio vor den Kameras. Es handelt sich zur
Abwechslung einmal um Wirklichkeit! Barbara ist tot — vor noch nicht ganz zwei
Stunden ist sie neben dem Schwimmbassin ermordet worden!«
    Sein Gesicht wurde aschfahl.
»Wer hat es getan?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Judy.
»Das hier ist Lieutnant Wheeler vom Büro des
Sheriffs. Jemand hat dort angerufen und gesagt, ich sei ermordet worden.
Deshalb ist der Lieutnant hierhergekommen. Er hat
darauf bestanden, im Haus nachzusehen, und dann haben wir...« Wieder brach sie
in Tränen aus.
    Einen Augenblick lang starrte
mich Rudi Ravell in blinder Panik an, doch dann mußte
er wohl im Geiste wieder die Filmmelodie vernommen haben, denn er riß sich zusammen.
Er nahm einen weiteren tiefen Zug von seiner Zigarette, und der wachsame
Ausdruck trat wieder in seine Augen.
    »Wen haben Sie im Verdacht,
Inspektor?« fragte er, jedes einzelne Wort mehr als notwendig betonend.
    »Bis jetzt noch niemanden«,
sagte ich. »Und Lieutnant , wenn ich bitten darf, Mr. Ravine .«
    » Ravell !«
sagte er mit Schärfe. »Aber Sie müssen doch jemanden in Verdacht haben!
Sicherlich haben Sie Spuren gefunden. Es gibt doch immer Spuren, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Das verstehe ich nicht.« Seine
Stimme klang noch schärfer als vorher. »Sie sind doch von der Polizei, nicht
wahr? Auch die hiesigen Polizeibeamten müssen irgendeine Art von Ausbildung
hinter sich haben. Hier liegt ein Mord vor, und Sie haben noch nicht einmal
einen Verdächtigen?«
    »Okay«, sagte ich. »Sie haben
eigentlich recht, wir müssen einen Verdächtigen haben, fangen wir mal mit Ihnen
an.«
    Einen Augenblick lang blieb ihm
der Mund offen. »Ich?« krächzte er.
    »Klar«, sagte ich. »Wo haben
Sie den ganzen Abend gesteckt?«
    »Ich war aus«, sagte er. »Sie
können doch nicht —«
    »Aus?« Ich gab dem Wort einen
obszönen Klang.
    »Wo aus — draußen am Strand, wo
Sie darauf warteten, bis das Mädchen im Schwimmbad auftauchte, so daß Sie ihm
ein Messer zwischen die Rippen stechen konnten?«
    Einen Augenblick lang blickte
er mich finster an. »Das brauche ich mir nicht bieten zu lassen!« sagte er
schließlich. »Ich bin nicht ganz ohne Einfluß, Sergeant — das werden Sie noch
früh genug entdecken! Und dies hier werde ich mir auf keinen Fall bieten lassen,
dieses Verhör dritten Grads!«
    »Okay, Mr. Ravelli «,
sagte ich höflich. »Was halten Sie davon, wenn Sie sich jetzt irgendwo
hinsetzen und einen Beschwerdebrief an Ihr Studio
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