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Al Wheeler und die Besessene

Al Wheeler und die Besessene

Titel: Al Wheeler und die Besessene
Autoren: Carter Brown
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seiner betagten
Tante gegeben, damit sie ihm einen Pullover daraus strickt«, knurrte Bladen.
»Na ja, Needles wird froh sein, wenn er hört, daß es
nun doch nicht Paul Travers war und daß der Bursche, der an allem schuld war,
bereits erledigt ist. Das ist doch immerhin etwas. Nicht?«
    Er ging weg und kam nach etwa
einer Minute plötzlich wieder zurück. »Ist das nicht das verdammteste Bild, das es je gegeben hat ?« Er deutete angewidert
auf das Porträt über dem Kamin. »Der Bursche, der das gemalt hat, gehört
erschossen .«
    »Das ist wahrscheinlich
geschehen«, sagte ich. »Es ist Madame de Montespan .
Sie war Arists Frauenideal. All dieser Spuk im Keller heute nacht war nichts als
eine genaue Kopie dessen, was sie aus reinem Vergnügen zu treiben pflegte.
Vermutlich spielte sie in Arists elendem,
widerwärtigem Leben die größte Rolle. Wissen Sie, ein paarmal, während ich mich
mit ihm unterhielt, warf ich einen Blick auf das Bild, und das allein schien
einen gewaltigen Reiz auf ihn auszuüben .« Ich holte
plötzlich tief Luft, ging zum Kamin hinüber, ließ mich auf alle viere nieder
und kroch hinein. Die beiden Koffer standen fein säuberlich nebeneinander auf
einem Sims, unmittelbar hinter Madame de Montespans Porträt.
    Ich zog sie heraus, stand
wieder auf und strahlte Bladen an.
    »Wollen Sie vielleicht ganz
schnell verreisen ?« fragte er verdutzt.
    »In dem Fall nehme ich die
Koffer gern mit«, sagte ich, ergriff den am nächsten stehenden und öffnete ihn.
    Mehr Dollarscheine, als ich je
in meinem Leben auf einem Haufen gesehen habe, quollen heraus, als ich den
Deckel hob.
    Bladens Augen traten vor, während er
schweigend darauf hinunterstarrte.
    »Diana Arist behauptete, ihr Onkel sei der faulste Mann der Welt«, sagte ich. »Wenn der Topf
mit Gold, der am Ende des Regenbogens steht, geradewegs auf seinem Kopf
landete, so würde er noch ein paar Tage brauchen, einen Entschluß zu fassen, ob
es sich wohl lohnte, die Arme zu heben, um ihn herabzunehmen .«
    »Ja ?« sagte Bladen, noch immer fasziniert von dem Überfluß an grünen Scheinen zu seinen Füßen.
    »Ich wollte bloß sagen, das war
genau das, was er getan hat«, bemerkte ich. »Er überlegte und plante und
mordete, um an das Geld zu gelangen; und nachdem er es hatte, tat er nichts
weiter damit, als es auf einen Sims im hinteren Teil des Kamins zu stellen .«
    »Nun ja...« Bladen dachte ein
paar Sekunden lang nach und fuhr dann mit verheerender Logik fort: »Was haben
Sie von ihm erwartet? Der Bursche war doch verrückt. Oder nicht?«
     
    Der nächste Tag fiel gegen den
vorhergehenden nicht nur bedeutend ab — das hatte ich nicht anders erwartet—,
sondern war einer dieser gräßlichen Tage, an denen
aufgeräumt werden muß und während denen eigene Motive und Aktionen keine rechte
Logik zu enthalten scheinen, während einem der Tag zuvor schlechthin brillant
zu sein schien.
    Auch dem Sheriff schien meine
Logik in einigen Punkten ganz begreiflich zu sein. Zu einem gewissen Zeitpunkt des
Nachmittags stand er hinter seinem Schreibtisch und war bemüht, ihn
systematisch durch Faustschläge in Stücke zu zerlegen. An sich machte das
keinen Lärm, denn man konnte es unmöglich hören, solange Lavers mit derartiger Lautstärke brüllte, wie er es unaufhörlich tat.
    »Wenn Sie mir das logisch
erklären können, Wheeler«, schrie er beinahe, »dann setze ich mich für den Rest
meines Lebens zur Ruhe! Erklären Sie mir das auf sinnvolle Weise, und ich lasse
mich pensionieren. Warum mußten Sie, um James Arist wegen
Mordes an seiner Nichte zu verhaften, einen Sergeanten, einen anderen Mörder,
den Sie nicht einmal haben festnehmen lassen, und drei Mitglieder eines
Gangstersyndikats mitnehmen?«
    »Nun, Sir«, sagte ich
schließlich aus reiner Verzweiflung, »ich glaube, ich hatte das Gefühl, wir
hätten wenigstens in gewisser Beziehung gemeinsame Interessen .«
    Polniks Alte kam am Morgen unerwartet
nach Hause, eine Woche früher als geplant. Polnik machte mich dafür verantwortlich, denn er wußte, daß sie, obwohl in Oklahoma,
natürlich erfahren hatte, daß er es gewagt hatte, ohne ihr Einverständnis, aus
dem Augenblick heraus, einen Entschluß, wie den des Eintritts in eine
Gangsterbande, zu fassen.
    Gegen vier Uhr nachmittags
bückte sich Annabelle Jackson, um einen Radiergummi vom Boden aufzuheben — nur
einen knappen halben Meter von mir entfernt, der ich zufällig damit beschäftigt
war, ein Schuhband zuzuknüpfen. Ich behaupte
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