Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Unruhe
Vom Netzwerk:
hielt an. Für einen kurzen Moment schloß Mary erleichtert die Augen und ließ den Regen über ihr Gesicht laufen. Doch als die Autotür geöffnet wurde und der Fahrer ausstieg, gefror ihr das Blut in den Adern.
    Der Fahrer trug einen gelben Regenmantel.
    Erneut versuchte Mary zu schreien, doch die Drogen hatten sie paralysiert. Voller Entsetzen und unfähig, sich zu rühren, mußte sie mit ansehen, wie die Gestalt den Kofferraum öffnete und mit einer Rolle Klebeband näherkam. In diesem Augenblick wußte sie, daß sie nicht so leicht davonkommen würde wie Billy.
    Ehe sie noch den leisesten Ton herausbringen oder um Gnade betteln konnte, wurde ihr ein fünfzehn Zentimeter langer Klebestreifen auf den Mund gepreßt. Sie hatte nicht die Kraft, den Kopf zu heben, um nachzusehen, was der Entführer als nächstes tun würde. Sie hörte, wie ein langer Reißverschluß geöffnet wurde. Dann wurden ihre Beine angehoben. Etwas glitt unter sie, um sie herum. Wieder hörte sie den Reißverschluß, und schließlich wurde es dunkel. Sie lag in einem Leichensack.
    Gleich darauf fühlte sie, wie sie in den Kofferraum des Wagens geworfen wurde. Für einen kurzen Moment empfand sie bleiernes Wohl-behagen. Es war vorbei. . . sie würde einfach aufgeben. Sie hörte, wie die Kofferraumklappe geschlossen wurde, und gab sich der Hoffnung hin, bereits tot zu sein, wenn sie wieder geöffnet werden würde.
    Der Drogist behielt die Tür im Auge und fragte sich, wo seine schöne Kundin bleiben mochte.
    „Sie dürfen jederzeit wiederkommen und bezahlen“, murrte er verärgert.
    Nach einem Blick zur Uhr befand er, daß er lange genug gewartet hatte. Er nahm das Foto in die Hand und zog langsam die Entwicklerfolie ab.
    „Oh, mein Gott!“ entfuhr es dem alten Mann.
    Sein Adamsapfel hüpfte erregt auf und ab. Mit zitternden Händen hielt er das Foto näher an seine Augen.
    Die junge Frau auf dem Bild sah erschreckend aus, erstarrt in einem gequälten Aufschrei. Sie streckte beide Hände aus. Ihr Blick war wirr, ihr Mund weit offen. Sie schien um Erlösung zu betteln, um Gnade zu flehen - während sich eine unbekannte Bestie drohend über sie beugte.

2
    FBI-Special Agent Fox Mulder steuerte den gemieteten Ford Explorer die Long Lake Road hinunter, eine alte Schnellstraße im nordöstlichen Winkel Michigans. Eine scheinbar endlose Reihe Pinienbäume flog am Fenster vorüber. Er und seine Partnerin Dana Scully waren ziemlich überraschend nach Traverse City geschickt worden, und Mulder hatte den Fall bereits im Flugzeug studiert, während Scully erst jetzt die Gelegenheit hatte, in der Akte zu blättern. Auf ihrem Schoß hatte sie die Berichte nebst einer Achtzehn-mal-vierundzwanzig-Vergrößerung des Paßfotos ausgebreitet.
    „Und? Was halten Sie davon?“ fragte Mulder.
    Scully blickte von dem Foto auf. „Hat der Entführer dieser Frau Kontakt mit der örtlichen Polizei aufgenommen?“
    Mulder schüttelte den Kopf.
    „Es gibt keine Lösegeldforderung?“
    „Leider nicht“, erwiderte Mulder. „Und sie ist schon drei Tage fort.“
    Scully seufzte. Sie wußten beide, daß die Chancen, ein Entführungsopfer lebend aufzufinden, äußerst schlecht standen, wenn der Entführer keine Forderungen stellte - es war der sichere Hinweise, daß der Täter einem Laster frönte, das mit Geld oder Berühmtheit nicht befriedigt werden konnte.
    „Gibt es irgendwelche zusätzlichen Hinweise?“ fragte sie matt.
    „Nein... auch keine Haare oder Fasern. Der Regen hat alles fortgespült. Wir haben nur den Autopsiebericht von ihrem toten Freund.
    Todesursache war ein Stich, der über das linke Trommelfell ins Gehirn gedrungen ist...“ Scully zuckte bei der Vorstellung zusammen.
    „... möglicherweise verursacht durch eine lange Nadel oder eine Ahle.“
    Scully wußte, daß das FBI weltweit zu den besten Institutionen gehörte, wenn es um Entführungen oder Geiselnahmen ging. Dennoch hatte sie das bestimmte Gefühl, daß sie und ihr Partner in diesem Fall nicht zuständig waren.
    „Ich verstehe aber immer noch nicht, wie Sie und ich in diese Sache hineinpassen“, sagte sie schließlich.
    „Haben Sie das Foto gesehen?“ Mulder warf einen kurzen Blick auf die Vergrößerung.
    Sie nickte. „Ich nehme an, ihr Entführer hat es aufgenommen.“
    „Es wurde von einem fünfundsechzigjährigen Drogisten aufgenommen, und zwar ein paar Minuten, bevor sie entfuhrt worden ist“, teilte ihr Mulder mit.

    Scully hob überrascht die Augenbrauen, und Mulder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher