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Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love
Autoren: Joe R. Lansdale
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zurück und las ihn nochmal. Ich dachte mir, »das ist doch gar nicht so schlecht«.
    Er wirkte kraftvoll und forsch auf mich, bot einen guten Plot, und damals war ich überzeugt davon, dass er ziemlich gut geschrieben war. Er war sehr bildgewaltig und drastisch. Genau wie die Verbrechen, über die ich gelesen hatte, sehr drastisch waren. Ich hatte wahre Verbrechen und deren sehr anschauliche Schilderungen verwendet, um meinen Roman zu schreiben. Die Gewalt mag in der Darstellung übertrieben erscheinen - besonders damals -,
aber sie war sehr nahe an der Realität. Das war man von spannenden Mainstream-Krimis oder Horrorbüchern nicht gewohnt. Wenigstens nicht in dem Maße. Denn Dinge dieser Art provozierten strikte Ablehnung.
    Ich war in ein paar Büchern darauf gestoßen, in einer Reihe wie The Gladiator , die, wie der Titel schon andeutet, von einem Gladiator und dessen Abenteuern handelte; ich hatte einige Edge -Bücher gelesen, die ziemlich blutig waren, Western-Parodien, in denen jedoch sehr wenig von jener Wesensart steckte, und in keinem dieser Bücher schien Gewalt in einem realen Rahmen Anwendung zu finden. Sie sollte nur die Story vorantreiben und wie in einer Art blutiger Comic-Komödie den Leser fesseln. Das mögen alles nachvollziehbare Motive sein - die mir allerdings längst nicht genügten.
    Ich war der Ansicht, ich könnte die bildgewaltigen Elemente zu meinem Vorteil nutzen. Ich war der Ansicht, in meiner jugendlichen Überschwänglichkeit, ich könnte all die expliziten Dinge und mehr in die Tat umsetzen. Ich war der Meinung, dass mein Ansatz etwas Besonderes war, dass sich damit meine eigene Stimme erhob und dass ich, im Gegensatz zu The Gladiator oder Edge , ein durchdringendes Leitmotiv hatte, mit dem ich an dem Selbstverständnis der modernen Gesellschaft rührte, dass ich die Veränderungen von der Moral der 50er-Jahre hin zu einer viel traurigeren und erschreckenderen Mentalität beschrieb.
    Ich hatte dabei nicht den Eindruck, ich würde Gewalt banalisieren, doch ich war mir ihrer natürlichen Anziehungskraft bewusst und fühlte, wie ich versuchte, der Gewalt ins Gesicht zu blicken, um sie zu sehen, wie sie wirklich war.

    Nachdem ich nochmal las, was ich geschrieben hatte, entschloss ich mich, dass es an der Zeit war, die Sache fertig zu bringen. Am nächsten Tag - einem langen und selten glorreichen Tag von frühmorgens bis um 2.00 Uhr des darauffolgenden Morgens (es sieht mir so aus, als wäre das ein bisschen mehr als ein Tag gewesen) - schrieb ich das letzte Drittel des Buches, ein Drittel, das später kaum noch irgendwelcher Korrekturen bedurfte. Heute denke ich vielleicht anders über Korrekturen und würde vielleicht viel mehr am ganzen Buch herumstreichen, aber ich glaube nach wie vor, dass es das Beste war, was ich damals schreiben konnte.
    Als ich um 2.30 Uhr in der Früh aufstand, war ich höllisch aufgeregt. Ich hatte wirklich dieses Buch geschrieben, und ich war zufrieden. Ich wusste, es war gut. Ich wusste, es war anders. Meistens kann ich kaum sagen, was ich von einem Projekt halten soll, wenn es beendet ist, aber damals war ich jung genug, zu glauben, ich hätte etwas Außergewöhnliches geleistet, und ehrlich gesagt, wenn ich die Zeiten bedenke, in denen das Buch entstanden ist, und wenn ich mein damaliges Schreibniveau in Rechnung stelle, denke ich darüber heute noch genau dasselbe. Es ist vielleicht nicht mehr das gleiche Erstaunen wie an jenem Morgen vor gut zwölf Jahren, aber es ist immer noch besser, als in einen Reißnagel zu treten oder von einem kurzsichtigen Nashorn in den Arsch gefickt zu werden.
    Ich schickte das Buch meiner Agentin, die unzuverlässig war und streitsüchtig, und sie war der Meinung, ich hätte einen Treffer gelandet. Sie war verrückt danach. Sie hatte große Pläne. Sie wollte es unter den Verlagen versteigern lassen. Es sollte ein Bestseller werden.
    Da lag sie aber falsch.

    Es ging an jeden Verleger im Geschäft. Zu einigen zweimal. Die Agentin kam langsam zu dem Schluss, dass es doch kein Bestseller sei. Sie begann Vorschläge zu machen, ich sollte wie gewisse andere Autoren schreiben.
    Die Absagen changierten zwischen Aufschreien des Entsetzens bis hin zu Schwärmerei. Aber die Schwärmereien halfen mir nicht weiter. Lektoren teilten mir mit, wie sehr sie das Buch liebten, waren jedoch fest davon überzeugt, dass sie, kauften sie das Buch ein, gefeuert oder von ihresgleichen geächtet würden, und ein Lektor sagte mir sogar, dass ich ein
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