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Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love
Autoren: Joe R. Lansdale
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wollte ich das auch. Aber ich wollte vor allem etwas anderes. Innerlich war ich aufgewühlt. Irgendwie fühlte ich, dass ich zwar eine eigene Stimme besaß, aber einen Maulkorb trug. Den galt es abzunehmen und mir mit meiner Stimme einen Weg zu bahnen.
    Langsam kam ich mit Dialogen besser zurecht, und mein osttexanischer Hintergrund sickerte immer häufiger in meine Arbeit mit ein. Akt der Liebe weist diese Elemente nicht so stark auf wie meine späteren Arbeiten, aber Spuren davon sind darin vorhanden, und ich fühle, dass dieses Buch mehr oder weniger dasjenige ist, das mich zu einem Schriftsteller machte. Es hatte seine Einflüsse, und wie bei meinen Kurzgeschichten aus jener Phase war das offensichtlicher als heute. Bei den Einflüssen handelt es sich um Evan Hunter, der sowohl unter diesem Namen als auch unter Ed McBain schrieb, Dean Koontz, hauptsächlich die Bücher, die er als Brian Coffey verfasste, John Ball, Richard Matheson und unzählige Crime- und Pulp-Autoren - und mich gab es natürlich auch noch. Ich war nicht der Meinung, dass ich ein
Buch schrieb, das kein anderer hätte schreiben können. Irgendjemand hätte sich derselben Grundthematik annehmen und einen anständigen Roman daraus machen können, aber bei diesem Buch gab es etwas, das mir ganz allein gehörte. Eine Einstellung, ein ganz persönliches Gespür.
    Rückblickend muss ich sagen, dass die einzige Verbindung zu Texas in Akt der Liebe in der Wahl des Handlungsorts besteht. Dies war für die New Yorker Verleger in jener Zeit schon bedenkenswert, wenn man den Absagen und Begründungen, die ich von Lektoren erhielt, Glauben schenken darf.
    Damals dachte man in New York und Los Angeles, man sei der Nabel der Welt. Die denken da noch immer so, jedoch lässt der Rest des Landes sie nicht mehr ungestört in diesem Glauben. Schriftsteller, im Besonderen Genreautoren, die über den Süden und Texas schrieben, galten als regional . Das war die nette Art, Hinterwäldler zu umschreiben. Und die allgemeine Weisheit lautete, dass niemand so etwas lesen wolle.
    Aber ich wollte mich nicht herumschubsen lassen. Nach wie vor wollte ich einen Krimi schreiben, und ich wollte Texas als Hintergrund verwenden. Damals hielt ich es für unabdingbar, eine Großstadt als Kulisse zu benutzen, deshalb wählte ich Houston. Das ist eine der Schwächen des Romans. Zwar wird über Houston berichtet, jedoch von einem Small-Town- und Countryboy, der es eigentlich hasst und gar nichts darüber weiß, außer dass er sich in dieser Stadt irritiert und erdrückt fühlt. Houston ist in mancherlei Hinsicht viel schlimmer als New York, denn es fehlt der Glamour, den New York gelegentlich ausstrahlt, wenn die Sonne scheint und der Wind den Gestank von
Müll und Pisse in eine dir entgegengesetzte Richtung bläst und du gut drauf bist.
    Aber, um auch mal großmütig zu sein: Wenn New York schon ein Drecksloch ist, dann ist Houston ein doppelt so schlimmes Drecksloch, auch wenn ich mich in Houston irgendwie wohler fühle, was aber möglicherweise mehr damit zu tun hat, dass ich die Leute im Süden besser verstehe als die im Norden.
    Trotzdem wählte ich Houston als Hintergrund. Immerhin war es Texas, und es eröffnete mir einen neuen Weg des Denkens. Ich näherte mich dem hemingwayschen Credo: Schreib, was du weißt.
    Noch etwas weiter zurück. Zur selben Zeit, als ich mit dem Gedanken spielte, einen neuen Roman zu schreiben, mir über das Thema allerdings noch nicht ganz im Klaren war, besuchte meine Frau die Universität hier in Nacogdoches und machte gerade ihren Abschluss in Kriminologie. Sie gab mir Bücher und Artikel zu lesen, und eines der Bücher, die sie las, war Fromms Anatomie der menschlichen Destruktivität . Eine grauenhafte Beschäftigung. Eine der Arbeiten, die sie verfasst hatte, behandelte dieses Buch. Ich las die Arbeit, ihre Auswertung der Fakten. Dann las ich das Buch. Beides, die Arbeit und das Buch, setzten sich mit der dunklen Seite der menschlichen Natur auseinander, und die dunkle Seite war hier dermaßen dunkel dargestellt, als gäbe es keinen Sonnenaufgang mehr. Es gab keinen Mond und keine Sterne, eigentlich bloß die Abwesenheit von Licht.
    Das Buch und ihre Arbeit faszinierten und erschreckten mich zugleich. Es ging einher mit all den schrecklichen Verbrechen, über die ich in den Zeitungen las. Verbrechen, die sich mir in meiner Kindheit nur angedeutet hatten,
damals, als Richard Speck und Charles Whitman Schlagzeilen machten, nicht nur wegen der
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